Lauenburg / Büchen. Im Lauenburg und Büchen wächst die Spannung: Welche Kürzungen drohen den Erixx-Strecken im Herzogtum?

Die Mitteilung von Landesverkehrs- und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU), im Schienenverkehr die kommenden Jahre Millionen Euro einzusparen, stößt in Schleswig-Holstein auf Kritik.  An den Regional-Strecken, auf denen jetzt schon klar ist, welche Verbindungen gestrichen werden sollen, aber auch dort, wo die Details noch geklärt werden müssen. 

Das gilt vor allem auch für die von der Privatbahn Erixx Holstein seit Dezember 2022 betriebenen Verbindungen zwischen Kiel, Lübeck, Büchen und Lauenburg bis nach Lüneburg.  

Erixx Holstein: Sparkurs im Bahnverkehr

Keine Rolle sollen nach Auskunft des Ministeriums Forderungen spielen, dem Anbieter den Vertrag wegen Unzuverlässigkeit zu kündigen und die Leistungen neu auszuschreiben. Besonders vehement haben dies niedersächsische Politiker gefordert, herrscht doch seit Jahren landesweit extreme Unzufriedenheit über die Leistungen der Erixx-Konzernschwester Metronom.

Die Unzufriedenheit über die Erixx-Leistungen, über diverse Zugausfälle und massive Verspätungen, über fehlendes Personal und Kommunikationspannen, haben über viele Monate auch die Schlagzeilen im Kreis Herzogtum Lauenburg  bestimmt. Seit es Erixx Holstein gelungen ist, Personal auch im Ausland zu gewinnen, seit etwa Lokführer aus Serbien Lücken schließen und die maroden Züge der Deutschen Bahn durch moderne Akku-Züge der Firma Stadler nach und nach ersetzt werden, hat sich die Situation in Schleswig-Holstein entspannt.

Ministeriumssprecher findet Gerüchteküche „erstaunlich“

Grund, tätig zu werden, sieht das Kieler Verkehrsministerium nicht. Ja Ministeriumssprecher Harald Haase findet es „erstaunlich“, dass dieses Thema die Gerüchteküche befeuert. „Dass dort Erixx noch sehr lange fahren wird, ist doch breit gestreut und transparent verfügbar.“ Das Unternehmen habe „gerade erst“ den Zuschlag erhalten (2021). Haase: „Ende 2022 erfolgte die Betriebsaufnahme und der Vertrag gilt bis 2035“.

Auch Kritiker Immo Braune, Kreistagsabgeordneter und SPD-Fraktionsvorsitzender in Lauenburgs Stadtvertretung, meint nicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Kündigung für Erixx Holstein viel bringen würde.  Niemand könne sicher sagen, dass es mit einer Neuvergabe die weiter bestehenden Zugverspätungen abgestellt werden könnten: „Was aber sicher ist, die Kosten würden weiter steigen.“ Wachsende Ausgaben für Personal und Strom würden dann einfließen. 

Kiel: Uns fehlen 50 bis 60 Millionen Euro für Erhalt des Status quo

Und das Geld ist schon jetzt knapp. Der Umstand habe das Land veranlasst, Einsparmöglichkeiten zu prüfen, heißt es dazu aus Kiel wie auch von der Landesnahverkehrsgesellschaft Nah.SH. Aktuell erhalte Kiel dieses Jahr 371 Millionen Euro vom Bund, einschließlich 50 Millionen für das Deutschlandticket, so Ministeriumssprecher Haase. „Wir bräuchten aber etwa 50 bis 60 Millionen Euro mehr vom Bund, um ohne Ausdünnungen des Fahrplan-Angebots auszukommen.“ Der Anteil Schleswig-Holsteins betrage aktuell bereits 275 Millionen Euro, das Land trage damit 40 Prozent der Aufwendungen für den Schienenregionalverkehr.

Immo Braune: Regierung hat kein Geld-, sondern ein Prioritätenproblem

Diese Argumentation stößt bei Immo Braune auf Widerspruch: Das Land Schleswig-Holstein sei für den ÖPNV verantwortlich, der Bund bezuschusse. „Auch zukünftig trägt der Bund den Löwenanteil an den Kosten. Die Regierung von Ministerpräsident Günther hat kein Geld-, sondern ein Prioritätenproblem.“

Es mangele der schwarz-grünen Landesregierung am Willen, den ÖPNV wie notwendig zu fördern, kritisiert der Lauenburger Sozialdemokrat. Landesweit soll tatsächlich an vielen Verbindungen gespart werden. Im Fokus stehen dabei vor allem weniger genutzte Verbindungen an Wochenenden und nachts. Braune mahnt, Nutzerzahlen nicht als einziges Kriterium zu wählen: „Dabei wird völlig vernachlässigt, was derartige Streichungen für Menschen bedeuten. Etwa für Schichtarbeiter in der Industrie oder für Krankenschwestern, die auf diese Verbindungen angewiesen sind, um auch zu ungünstigen Zeiten zu ihrer Arbeit zu gelangen.“

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Lauenburg ist in Planungnen nicht involviert

Einsparungspläne sollen in Gesprächen mit den Kreisen und den kreisfreien Städten erarbeitet werden, heißt es dazu aus Kiel. Dass über Auswirklungen von Kürzungen auf den Erixx-Linien verhandelt werden soll, ist Lauenburgs Bürgermeister neu. „Ich weiß, dass das Land Kürzungen vornehmen will“, sagt Thorben Brackmann. „Als Stadt sind wir bislang jedoch nicht involviert“.

Ihm bereitet auch Sorgen, dass der Kreis zugleich Busverbindungen neu ausschreiben will, „die sollen zum 1, Januar 2025 neu vergeben sein“. Brackmann fürchtet Probleme: „Es wird für Lauenburg darauf ankommen, dass trotz möglicher Änderungen bei den Bahnhalten und eines möglicherweise neuen Busanbieters Umsteigen und Anbindungen funktionieren.“