Lauenburg. Demokratie lebt vom Engagement der Demokraten: Bunter Demo-Zug stellt sich gegen Rechtsaußen – von Neonazis bis zur AfD.
Selbstbewusst und energisch, laut und mit positiven Botschaften sind etwa 300 Demonstranten am Sonntagmittag durch Lauenburgs Zentrum gezogen. Organisiert von der Partnerschaft Demokratie, koordiniert von Rike Nagel und ihrem Team vom Kreisjugendring, sind Jung und Alt, politische Parteien, Verbände und Institutionen dem Aufruf zu mehr Demokratie und für ein nazifreies Herzogtum Lauenburg gefolgt. Bei den jüngsten Europawahlen im Kreis kam die AfD vereinzelt bis auf 35 Prozent.
„Wir wollen darauf aufmerksam machen, Engagement für Demokratie braucht sehr lang. Lauenburg hat ein gutes Netzwerk und viel ehrenamtliches Engagement“, erläutert Rike Nagel. Während die acht Lüneburger Schrotttrommler den Demonstranten richtig lautstark einheizen, berichtet Andreas Flindt: Früher habe er sich in seiner Gewerkschaft engagiert, jetzt tue er dies im Bündnis „Das Herzogtum bleibt nazifrei“.
Hunderte Lauenburger demonstrieren lautstark gegen Rechtsextremismus
Er lebe im Herzogtum, engagiere sich gegen rechts bereits seit den 1990er-Jahren, so Flindt. „Man muss zivilgesellschaftlich dagegen etwas tun, also auch ich selbst. Demokratie ist gestern, heute und morgen wichtig. Also woher kommen wir, was wollen wir erhalten und was können wir verbessern?“
Bürokratie und unverständliche Regeln verschaffen Extremisten Zulauf
Bürgermeister Thorben Brackmann begrüßte die Demonstranten: „Ich war erschrocken über das Wahlergebnis. Eine der Gründe sind Bürokratie und Regeln, für die kaum einer mehr Verständnis hat.“
Der Christdemokrat, der sich vergangenes Jahr gegen zwei Mitwerber um Lauenburgs Bürgermeisteramt durchgesetzt hat, wandelte eine weltberühmte Aussage John F. Kennedys um: „Frage nicht, was die Stadt für Dich tun kann, sondern frage, was Du für die Stadt tun kannst.“ Mit dieser Haltung könne die Demokratie gestärkt werden, „denn Demokratie ist jeder Einzelne“.
„Nie wieder ist jetzt – Rechtsruck stoppen“
Große Banner mit den Aufschriften: „Nie wieder ist jetzt – den Rechtsruck stoppen – für Demokratie und Menschlichkeit“ oder „Gestern, heute, morgen – Lauenburg bleibt bunt“ oder von den „Omas gegen Rechts“ „Demokratie leben und schützen“ wurden von den Demonstranten durch die Stadt getragen. Begleitet von schrillen Pfiffen und von den Gesängen der „Omas gegen Rechts“, die alte Weisen umgedichtet haben.
Bunter Protest von Jung und Alt
So manches Fenster öffnete sich, als der Zug an den Häusern vorbeilief. Erstaunt und neugierig schauten die Bürger auf die Plakate und auf die Vielfalt der Bürger, die demonstrierten. Jung und Alt, Kinder und ältere Paare, Menschen mit Migrationshintergrund, mit Kopfbedeckung oder auch in Shorts.
Eine von ihnen ist eine 16-jährige Lauenburger Schülerin, die mit Freundinnen an der Demo teilnahm. „Wir stimmen nicht mit den Ansichten der Rechten überein und das möchte ich hier offen zeigen.“ Katherina Lammermann war mit Mann und Töchterchen in ihre ehemalige Heimatstadt Lauenburg gekommen: „Es ist wichtig, für die Demokratie einzustehen. Darum sind wir hier und zeigen, dass wir gegen Rechtsextremismus sind.“
„Omas gegen Rechts“ zeigen Flagge gegen die AfD
Auch Christiane Engel aus Mölln, eine der „Omas gegen Rechts“, engagiert sich im Südkreis des Herzogtums: „Ich sehe in der AfD eine ganz große Gefahr, wir müssen sichtbar und hörbar dagegen demonstrieren.“ Die überzeugten AfD-Wähler werde man nicht erreichen. „Aber diejenigen, die sagen, es interessiert mich nicht, die möchten wir wachrütteln.“ Andreas Flindt mahnte auf der Abschlusskundgebung passend dazu: „Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn keiner mitmacht, stellt Demokratie ihr Wirken ein.“
„Unterschiede trennen nicht, sie bereichern“
Auch Lauenburgs Stadtpräsidentin Elif Karagöz betonte, dass es eine Freude sei, so viele Demonstranten begrüßen zu dürfen: „Gemeinsam setzen wir ein Zeichen gegen Rassismus und für Demokratie. Rassismus hat keinen Platz in unserer Stadt, unserem Land und auf der Welt.“ Und mit Blick auf ihren eigenen Migrationshintergrund fügte sie hinzu: „Unsere Unterschiede trennen nicht, sondern sie bereichern.“
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Lauter sein als rechtsextreme Demagogen
Lauter Applaus von allen Anwesenden und der Chef der Trommler rief in die Menge: „Könnt ihr laut sein? Zeigt mal, dass ihr lauter sein könnt als die.“ Das taten die Demonstranten, wenn auch mit etwas norddeutscher Zurückhaltung, der Botschaft der Demo tat das jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Elif Karagöz abschließend: „Lauenburg steht für Demokratie, Gleichheit, für Meinungsfreiheit und Menschenwürde.“