Lauenburg. Rotfuchs im März, Waschbär im September: Fotograf Dirk Eisermann aus Lauenburg hat einen Kalender mit Tierfotografien erstellt.

Ein kleiner Seehund hat sich in der Elbe bei Lauenburg dauerhaft niedergelassen, so erzählte man es sich zumindest. Die einen hielten das für ein Gerücht, die anderen aber schworen, ihn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Demnach hätte sich der kleine Kerl von der Nordsee über den Hamburger Hafen und die Geesthachter Staustufe gut 150 Kilometer stromaufwärts durchgeschlagen. Mal soll er sich auf einer Sandbank gegenüber des Cafés Von Herzen getummelt, mal die Spaziergänger an der Elbuferpromenade gegrüßt haben, die sich dann ungläubig die Augen gerieben haben sollen.

Der Lauenburger Fotograf Dirk Eisermann hat das Tier dann tatsächlich auf einer Sandbank entdeckt. Jetzt schmückt der Seehund in mehreren Posen das August-Blatt des Kalenders für 2023 „Tiere in den Elbtalauen“.

Der Lauenburger Fotograf Dirk Eisermann braucht für seine Tierfotografien nicht nur eine gute Ausrüstung, sondern auch viel Geduld.
Der Lauenburger Fotograf Dirk Eisermann braucht für seine Tierfotografien nicht nur eine gute Ausrüstung, sondern auch viel Geduld. © Elke Richel | Elke Richel

Geduld ist das Wichtigste bei der Tierfotografie

„Neben geeigneter Technik ist Geduld das Wichtigste bei der Tierfotografie“, erzählt Dirk Eisermann. Ausgerüstet mit seiner Kamera, einem 600er-Teleobjektiv und einem 1,4-Konverter begann seine stundenlange Suche nach dem Tier. Und tatsächlich: Der kleine Seehund döste etwas außerhalb von Lauenburg auf einer Sandbank. Als hätte er gewusst, dass er abgelichtet wird, posierte er wie ein Model vor dem Fotografen.

Auch immer wieder in Lauenburg gesehen: Waschbären. Dirk Eisermann weiß, dass die possierlichen Tierchen bei Hausbesitzern meist nicht gern gesehen sind, weil sie große Schäden anrichten können. Der Fotograf hat sie ohnehin lieber in ihrem natürlichen Lebensraum vor der Linse, aber das ist gar nicht so einfach. An zwei Tagen war er Mitte August von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs, um den Waschbären auf die Spur zu kommen.

Der Tipp einer Lauenburgerin erwies sich schließlich als nützlich. „Nachdem ich den richtigen Baum gefunden hatte, machte ich es mir auf meinem Outdoorstuhl so bequem es ging, den Blick hoch in die Baumwipfel gerichtet, bis der Hals zu schmerzen begann“, erzählt Dirk Eisermann. Nach einer guten Stunde tat sich endlich etwas: erst ein Ohr, dann ein hoch erhobenes Bein.

Bildbearbeitung ist manchmal nicht zu vermeiden

Doch es gab ein Problem. „Waschbären schlafen tagsüber meistens. Wenn sie sich endlich zeigen, sind die Lichtverhältnisse ziemlich dürftig. So sind meine Fotos mit einer offenen Blende von 5,6 und hohen ISO-Werten entstanden“, fachsimpelt er. Die hohe Lichtempfindlichkeit hat aber ihren Preis: „Die Bilder rauschen und haben eine geringe Schärfe“, so der Fotograf.

Dem Kalenderblatt des Monats September sieht man diese technischen Schwierigkeiten nicht an. Mal einzeln und mal im Doppelpack zeigen sich die Kleinbären in ihrer Baumhöhle und schauen neugierig in die Kamera. Jedes Haar des dichten Fells ist deutlich zu erkennen. „Das geht in solchen Fällen nicht ohne Nachbearbeitung am Computer“, verrät der Fotograf.

Es dauerte lange, die possierlichen Waschbären vor die Kamera zu bekommen. Sie schmücken das Kalenderblatt des Monats September.
Es dauerte lange, die possierlichen Waschbären vor die Kamera zu bekommen. Sie schmücken das Kalenderblatt des Monats September. © DIRK EISERMANN | Dirk Eisermann

Tiere in ihrer natürlichen Umgebung fotografieren

Bevor Dirk Eisermann auf Kamerapirsch geht, muss er einiges bedenken. Gerade bei Tierfotografien kommt es nicht nur auf die richtige Ausrüstung an. Wildtiere sind schließlich scheu und wenn er sie in ihrer natürlichen Umgebung fotografieren möchte, muss er nicht nur auf die richtige Entfernung, sondern auch auf die Windrichtung achten.

Ein Rotfuchs ziert das Kalenderblatt des Monats März. Die Aufnahme war eine Herausforderung für Dirk Eisermann. „Das Tier war etwa 40 Meter von mir entfernt. Aufgeregt nahm ich die Kamera aus dem Stativ und veränderte die Einstellungen. Nach nur wenigen Aufnahmen verschwand der Fuchs in der Uferböschung“, erzählt er. Doch der Fotograf hatte Glück. Er stand günstig und so hatte das Tier ihn nicht wittern können. Nach fünf Minuten ließ der Fuchs sich wieder blicken, nahm Witterung auf und schien aus großer Entfernung direkt in die Kamera zu schauen.

Tipps vom Profi für gelungene Tieraufnahmen

Bei soviel Vorbereitung könnten Hobbyfotografen nun verunsichert sein. Schließlich haben die meisten von ihnen keine Profiausrüstung. Trotzdem möchten sie ihren geliebten Vierbeiner gern wirkungsvoll in Szene setzen oder einen schillernden Käfer, der ihnen beim Spaziergang über den Weg krabbelt.

Selbst mit einer Handykamera lassen sich brauchbare Aufnahmen machen, ermutigt Dirk Eisermann. Dabei müssten nur ein paar Dinge beachtet werden. „Wer seinen Hund fotografieren möchte, sollte sich auf seine Höhe begeben. Niemals das Tier von oben fotografieren“, empfiehlt er. Außerdem sollte man sich insbesondere bei Naturaufnahmen auf das Wesentliche konzentrieren. „Und dann haben moderne Smartphones ja die Porträteinstellung bei der Kamera. Unbedingt mal ausprobieren und auf das Tier scharfstellen. Das gibt einen besonderen Effekt“, so der Profitipp.

Ein paar Exemplare des Kalenders „Tiere der Elbtalauen 2023“ gibt es zum Preis von 19,95 Euro unter anderem in der Touristinformation Lauenburg (Elbstraße 59), in dem Geschäft Deko for Seasons (Berliner Straße 17) sowie online unter www.edition-rufer.de.