Geesthacht. Das Vereinshaus war fester Bestandteil des Bauprojektes mit Geesthachter Seniorenheim und Kita. Jetzt steht es auf der Kippe.
Den Geesthachter Seglern bleibt nichts erspart. „Erst Corona, dann haben wir kein Clubheim mehr, jetzt sind auch noch die Baukosten explodiert“, so der Stoßseufzer von Lars Wilhelm, dem 2. Vorsitzenden der Segler-Vereinigung. Dabei schien eigentlich alles klar: Die Vorwerker Diakonie baut auf dem Gelände Westhafen III zusammen mit dem Seniorenheim und einer Kita auch das neue Clubhaus für die Geesthachter Segler. Der Bau geschieht im Auftrag der Stadt, die das Seglerheim wiederum an die Segler-Vereinigung vermietet.
Deren altes Haus wurde im Dezember 2020 abgerissen – es war bei den Plänen zur Bebauung des Areals im Weg. Das neue sollte Ende 2023 oder Anfang 2024 bezugsfertig sein, so die Hoffnungen der Wassersportler. Ursprünglich hatten die Segler selbst bauen wollen, bereits diese Pläne waren aber an den hohen Kosten gescheitert.
Hohe Kosten: Bau des neuen Seglerheims steht auf der Kippe
Und nun ist auch das neue Vorhaben plötzlich gefährdet. Grund: Enorm gestiegene Kosten. Der Finanzausschuss war im Juni 2021 noch von 900.000 Euro ausgegangen, nun will die Vorwerker Diakonie das fertige Gebäude für 1,5 Millionen Euro an die Stadt verkaufen, darauf habe man sich geeinigt, berichtete Bürgermeister Olaf Schulze. „Ich bin froh, dass die Diakonie auch den Bau des Seniorenzentrums weiter vorantreibt. Viele Vorhaben sind wegen der Entwicklung gestoppt worden“, meinte er.
Nach zwei Jahren soll eine mögliche Erhöhung des Mietpreises geprüft werden, so der bisherige Plan. „Die vom Seglerverein bisher in den Verhandlungen angebotene Mietzahlung beläuft sich auf rund 1000 Euro monatlich. Dieser Betrag ist deutlich nicht kostendeckend“, führte die SPD jetzt in einem Antrag für den Hauptausschuss aus. Sogar „weit, weit weg von einer Kostendeckung“, sagte Petra Burmeister bei der Erläuterung. Die Genossen sehen Beratungsbedarf und plädierten für einen Rückverweis an die Fraktionen. Dem schlossen sich auch die anderen Ausschussmitglieder einstimmig an.
Bei den Beratungen wird es auch um die Frage gehen, welche Kosten außerhalb des Kaufpreises noch anstehen und wie hoch sie sind. Notar- und Rechtsanwaltskosten etwa. Und wie sich weitere Einnahmen generieren lassen. Durch die Vermietung an andere Vereine, für private Feiern wie Hochzeiten oder an Firmen. Die Segler wären bereit, die Räume auch anderen Nutzern zugänglich zu machen. „Es ist ein supertoller Ort“, sagt Lars Wilhelm. Auf laute Musik müsste aus Gründen des Anwohnerschutzes allerdings verzichtet werden.
Sondersitzung Anfang Februar soll für die Weichenstellung sorgen
Stehen die Wassersportler nun am Ende also gänzlich ohne Heim da? Eine gemeinsame Sondersitzung von Bau- und Hauptausschuss am Montag, 6. Februar, soll die Weichenstellung bringen (18 Uhr, Ratssaal im Rathaus). Geklärt werden soll dabei auch, wo es beim Bau Einsparpotenziale geben könnte und ob Fördermittel zu bekommen sind.
Die Doppelsitzung wurde anberaumt, damit die Ratsversammlung gleich auf der ersten Sitzung des neuen Jahres am Freitag, 10. Februar, über die Entwicklung entscheiden kann. Immerhin: Alle sind guten Willens, das Vorhaben nicht kentern zu lassen. „Es gab immer eine gute Zusammenarbeit mit allen Seiten“, lobt daher auch Lars Wilhelm.
Die Zeit drängt, darauf hatte Bürgermeister Olaf Schulze nachdrücklich hingewiesen. Das Baurecht ist geschaffen worden, der Baustart soll nun schnellstmöglich erfolgen. Doch dafür muss eine Entscheidung der Politik her. „Wir brauchen jetzt ein Zeichen, damit Herr Mente die Verträge unterzeichnen kann“, erklärte Bürgermeister Olaf Schulze. Vorwerker-Geschäftsführer Fred Mente und Architekt Norbert Hochgürtel (von Heske, Hochgürtel, Lohse) waren zu Gast im Hauptausschuss.
Bebauung des Areals wird von der Wasserseite aus Richtung Steinstraße geplant
Die weitere Bebauung mit Seniorenheim und Kita hänge nicht davon ab, ob das Seglerheim gebaut würde oder nicht, stellte Norbert Hochgürtel klar. Aber die Entscheidung sei notwendig, um überhaupt anfangen zu können. Denn das gesamte Vorhaben wird von der Wasserseite her Richtung Steinstraße errichtet. „Gesamtlogistisch macht es Sinn, wenn man von der Promenade aus rückwärts rausbaut“, erläuterte Norbert Hochgürtel.
So können Baufahrzeuge das Projekt auf dem Weg zur Elbe über davor noch unbebauten Grund anfahren und machen zum Beispiel keine bereits errichteten neuen Straßen wieder kaputt. Auch ein Kran, der für den Bau des Altenheims benötigt wird, ließe sich für Seglerheim gleich mit nutzen. Wegen dieser Baulogistik ist es auch so gut wie unmöglich, den Bau später nachzuholen. Dann etwa, wenn Bauen wieder günstiger geworden ist.
„Das muss jetzt entschieden werden, oder das Vereinsheim wird nie gebaut. Dieses Projekt kann man nicht aufschieben“, meinte denn auch Lars Wilhelm, der die Debatte von den Zuschauerplätzen aus gespannt verfolgte.
Vereinsleben fand am 2. Advent draußen am Elbstrand statt
Der Verein hat aktuell 176 Mitglieder, vor dem Corona-Ausbruch im Februar 2020 waren es gut 200. „Die Entwicklung geht eigentlich, das ist kein rapider Rückgang“, sagte Lars Wilhelm vor dem Hintergrund, dass es seit über zwei Jahren kein Vereinsheim mehr gibt.
Ein Raum als Alternative wurde nicht angemietet. Die bisherige heimatlose Zeit wurde überbrückt mit Kreativität, zudem gab es viel Hilfsbereitschaft. „Uns wurde von der Rudergruppe räumliche Unterstützung angeboten, wir haben sie aber nicht viel in Anspruch genommen“, sagte Lars Wilhelm.
Der Lehrgang für den Sportbootführerschein startet mit 25 Teilnehmern am Dienstag in den Räumen am Otto-Hahn-Gymnasiums, „auch die VHS hätte uns unter die Arme gegriffen“, erzählte Lars Wilhelm. Und am 2. Advent wurde draußen am Elbstrand eine Vereinsfeier organisiert, über 30 Leute genossen es, mal wieder die Geselligkeit des Vereinslebens zu fühlen.
Aber eins ist klar: Auf Dauer geht dieser Zustand nicht. „Ohne Vereinsheim können wir den Verein in dieser Form nicht aufrecht erhalten“, stellte Lars Wilhelm klar. „Es gibt auch keinen Plan B“. Zwar gehört die östliche Steganlage im Sportboothafen auf der Elbhalbinsel dem Verein, aber ein Ausweichen mit einem Clubheim wäre nicht möglich.“ Denn bauen darf man dort nicht. „Das wäre dann ein ganz anderer Rahmen“, meinte Lars Wilhelm. „Dann würden wir zusammenschrumpfen müssen“.