Lauenburg. 1332 Schiffe passierten die Schleuse Lauenburg. Ausbau der 60 Kilometer langen Wasserstraße für Großgütermotorschiffe weiter geplant.

Nachdem im Jahr 2019 mit nur 1086 Frachtern, die 505.325 Tonnen Ladung an Bord hatten, ein Negativrekord in der 120-jährigen Geschichte des Elbe-Lübeck-Kanals ermittelt worden war, haben im vergangenen Jahr 18 Prozent mehr Güterschiffe die 60 Kilometer lange Wasserstraße als Transportweg genutzt: 1332 Frachter mit insgesamt 563.388 Tonnen Ladung an Bord haben im ersten Corona-Jahr von Januar bis Dezember die Schleuse Lauenburg passiert. Das geht aus den aktuellen Statistiken des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Lauenburg hervor.

Gegenüber 2019 ist das ein Zuwachs von 246 Frachtern und damit der höchste Wert seit 2014. Davon sind knapp 67 Prozent mit einer Ladung von 338.230 Tonnen den Kanal bis nach Lübeck gefahren, das sind 117 Schiffe mehr als 2019.

Es haben wieder mehr Frachter die Schleuse in Lauenburg passiert

Dennoch: Schaut man sich die Zahlen der vergangenen Jahre an, wird deutlich, dass die Wasserstraße als Transportweg immer weniger genutzt wird. Im Jahr 1965 waren es mehr als 20.000 Frachter, die mit gut 2,7 Millionen Ladungstonnen durch die Lauenburger Schleuse fuhren. Zehn Jahre später weist die Statistik nur noch gut 6000 Güterschiffe mit einer Ladung von insgesamt 1.145.000 Tonnen aus. Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang der 2000er pendelten sich die Zahlen bei jährlich zwischen 3500 und 4500 Frachtern ein.

Seit 2009 liegt die Zahl der Frachter, die in Lauenburg geschleust werden, unter 2000 pro Jahr. Die Zahl der Güterschiffe, die bis Lübeck fahren, sank seit 2014 kontinuierlich auf ein dreistelliges Niveau.

Was bedeutet die Schleusenbilanz für die Ausbaupläne des Kanals?

Interessant: Die Höhe der Tragfähigkeitstonnen wurde 1965 bei den Schiffen im Schnitt mit nur circa 293 angegeben – im vergangenen Jahr lag sie durchschnittlich bei 1053 Tonnen. „Man erkennt an den Zahlen, dass die Schiffe immer größer werden, dafür aber immer weniger von ihnen unterwegs sind“, sagt Dörthe Münstermann vom Schifffahrtsbüro in Lauenburg.

Was aber bedeutet das für den geplanten Kanalausbau? Vor einem Jahr hat das Bundesministerium mitgeteilt, der Ausbau sei auf Eis gelegt worden, weil zu wenige Schiffe den Kanal passierten und auch die Ladung immer geringer werde. Skeptiker des Projekts, die den wirtschaftlichen Nutzen des Kanals schon seit Jahren anzweifelten, sahen sich bestätigt und bezeichneten die Prognosen für mehr Güterverkehr nach einem Ausbau als Luftschlösser.

Für den Großgüterverkehr benötigt das Kanalbett eine Wassertiefe von 4,0 Metern

Aber von einem Ausbaustopp kann keine Rede sein, wie Andreas Dohms, Leiter der Projektgruppe Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals informiert.  „Das Ausbauprojekt ist zu keinem Zeitpunkt zurückgestellt worden. Die Planungen wurden und werden kontinuierlich fortgeführt“, sagt er. Der Kanal wird wie geplant für Großgütermotorschiffe mit einer Länge von 110 Metern und einer Breite von 11,40 Metern einschiffig ausgebaut.

Das bedeutet, dass das Kanalbett eine Wassertiefe von 4,0 Meter benötigt. Die Schleusen werden dafür 115 Meter lang und 12,50 Meter breit, die neuen Brücken erhalten eine Durchfahrtshöhe von 5,25 Meter.

Bohrungen und Sondierungen in Witzeeze könnten dieses Jahr beginnen

Aktuell wird an zwei Teilprojekten gearbeitet: an der Anpassung der Kanalstrecke an die Abmessungen des Großgüterverkehrs zwischen Elbmündung und Verladestelle Horsterdamm sowie am Ersatzneubau von Schleuse und Straßenbrücke in Witzeeze. „Bei beiden Projekten befinden wir uns noch in der Phase der Vorplanung“, erläutert Dohms. Die Einleitung der Planfeststellungsverfahren könnte in zwei bis drei Jahren erfolgen.

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Vorgelagert finden Baugrunderkundungen statt. Das sind Bohrungen und Sondierungen im und um das zukünftige Baugebiet. In Witzeeze werden diese voraussichtlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres erfolgen.

Ob die Hotoppsche Schleuse in Witzeeze als Industriedenkmal erhalten werden kann, wie es das Denkmalschutzamt in Kiel vorsieht, müssten laut Dohms die weiteren Planungen erst noch ergeben.

Für den Kanalausbau sind Kosten von 840 Millionen Euro vorgesehen

Für den kompletten Kanalausbau sind 840 Millionen Euro vorgesehen. Darunter fallen Investitionsausgaben für die Schleuse und die Straßenbrücke Witzeeze von etwa 112 Millionen Euro. Gebaut werden soll von 2027 bis 2035. Für den Streckenabschnitt Elbe bis Schleuse Lauenburg seien rund 15 Millionen Euro veranschlagt. Die Bauzeit: 2027 bis 2030. Etwa 60 Millionen Euro wurden für den Ersatz der Kanalbrücken eingeplant.

Bereits fertig sind Brücken in Dalldorf, Krummesse, Horsterdamm und Büssau. Später sollen die Donnerschleuse sowie die Schleusen Behlendorf, Berkenthin, Krummesse und Büssau durch Neubauten ersetzt werden.