Schwarzenbek. Fast auf den Tag genau vor 60 Jahren ist die Stadt mit dem Europapreis ausgezeichnet worden. Das wirkt bis heute nach.

Der Zweite Weltkrieg wirkte noch nach, und das Wirtschaftswunder war jung. Trotzdem setzte sich der damalige Schwarzenbeker Bürgermeister Hans Koch bereits 1953 bei der Verleihung der Stadtrechte an Schwarzenbek für eine Aussöhnung innerhalb Europas ein. Zur Stadtwerdung gab es die von Theater-Fan Koch initiierten und geschriebenen Compespiele unter dem Motto „Im Lauenburger Land um 1813“.

Dabei schauten auch zwei französische Gäste zu, die bei der Firma Fette (heute LMT Group) zu Besuch waren. Daraus entstanden ­erste Kontakte mit dem europäischen Umland, die dann 1955 zu Verbrüderungen im Zuge einer Europawoche mit Aubenas (Frankreich), Zelzate (Belgien) und Sierre (Schweiz) führten. Später kamen Cesenatico (Italien) und Delfzijl (Holland dazu).

1961 wurde die Verbrüderung im Kino Grimm in Schwarzenbek gefeiert

Für dieses Engagement wurde Schwarzenbek fast auf den Tag genau vor 60 Jahren, am 28. September 1961, vom Europarat mit dem Europapreis ausgezeichnet. Damals gab es einen großen Festakt im Kino Grimm.

In diesem Jahr fällt ein Fest wegen der Corona-Pandemie und der immer noch geltenden Kontaktbeschränkungen flach – zudem ist auch der Festsaal des Rathauses weiterhin nur eingeschränkt nutzbar, weil der zweite Rettungsweg über die Freitreppe umgebaut werden muss.

Im kommenden Jahr findet auch wieder Austausch der Jugend statt

Auch die Begegnungen mit den Verbrüderungsstädten – bis auf Delfzijl sind noch alle bei dem Städtebund dabei – liegen auf Eis. Es gab in diesem Jahr keine offiziellen Delegationen, dafür aber einen digitalen Gipfel, bei dem sich Schwarzenbeks vor einem Jahr neu gewählter Bürgermeister Norbert Lütjens erstmals seinen Amtskollegen vorstellte.

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„Die Europaarbeit ist mit Leben ­erfüllt, und wir werden im kommenden Jahr auch wieder ein Treffen mit Delegationen aus allen Verbrüderungsstädten haben. Eigentlich wollten wir uns in diesem Jahr in Aubenas treffen, das ist auf 2023 verschoben“, sagt Christine Uhde, die im Rathaus für die Europaarbeit zuständig ist.

Statt gegenseitiger Besuche gab es ein Videoprojekt

Im kommenden Jahr soll es dann auch wieder Jugendbegegnungen und den Schüleraustausch mit dem Gymnasium Schwarzenbek, das den Titel Europaschule trägt, und Jugendlichen aus Sierre im französischsprachigen Teil der Schweiz geben.

Was in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie realisiert werden konnte, war ein Videoprojekt, in dem sich die Verbrüderungsstädte generationsübergreifend darstellen konnten. Auf die Modalitäten dieses neuartigen Formats in dem Städtebund hatten sich die Bürgermeister im Frühjahr verständigt.

Film, wie Menschen im Städtebund die Pandemie erlebt haben

„Es gibt sechs Fragen, die wir in ­allen Verbrüderungsstädten jeweils acht Personen gestellt haben. Alles wurde per Video dokumentiert und wird hier in Schwarzenbek zusammengeschnitten“, erläutert Christine Uhde.

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Daraus entsteht ein Film, wie die Menschen in dem Städtebund die Pandemie erlebt haben. Es geht unter anderem um persönliche Eindrücke aber auch um die Frage, was jeder einzelne als besonders einschneidend empfunden hat und was sie persönlich gefordert hat.

„Der Film wird Ende Oktober fertig und dann in allen Verbrüderungsstätten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vermutlich werden wir ihn auf die jeweiligen Youtube-Kanäle stellen. Details müssen noch geklärt werden“, sagt Projekt-Koordinatorin Christine Uhde, die Interviews in Schwarzenbek geführt hat.