Ratzeburg. Mit der Freiherr-vom-Stein-Verdienstnadel wird kommunalpolitisches Engagement geehrt. Diese drei haben dafür viel geleistet.
Geplant war eigentlich, die Auszeichnung im Eutiner Schloss vorzunehmen: 27 ehrenamtliche Bürgermeister sollten dort aus der Hand von Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack die höchste Auszeichnung erhalten, die das Land Schleswig-Holstein an verdiente Kommunalpolitiker vergibt: die Freiherr-vom-Stein-Verdienstnadel. Doch die große Feier fiel der Corona-Pandemie zum Opfer, stattdessen überreichten Landräte und Kreispräsidenten in kleinen Feierstunden im ganzen Land die Auszeichnungen. Drei gingen ins Herzogtum Lauenburg.
Ehrung für drei Kommunalpolitiker aus dem Herzogtum Lauenburg
Für Wolfgang Gerlach, Bürgermeister von Kuddewörde, Hans-Peter Grell (Duvensee) und Hans Burmeister (Schiphorst) war zumindest die Anreise kürzer, das Staunen aber umso größer: Kreispräsident Meinhard Füllner hatte gemeinsam mit dem Ersten Kreisrat Norbert Brackmann in den historischen Saal des alten Kreishauses in Ratzeburg geladen.
1728 war das repräsentative Gebäude am Marktplatz als „Cantzeley-Haus“ errichtet worden. Die Wände des Saals wurden 1922 mit Wandteppichen verziert, die historische Szenen aus der Kreisgeschichte zeigen. Sechs Jahre hatte Künstlerin Wanda Bibrowicz (1878-1954) an den Gobelins gewebt, die, bevor sie an ihren Bestimmungsort kamen, in den Kunstgewerbemuseen Berlin und Hamburg gezeigt wurden.
Politik muss jünger, weiblicher und ökologischer werden
„Bis vor etwa 20 Jahren tagte hier noch der Kreisausschuss mit Kreisräten, Kreispräsident, Landrat und den leitenden Verwaltungsbeamten“, stellte Füllner einen Bezug zur Kommunalpolitik her und hatte noch eine Zahl parat: Mit 132 Städten und Dörfern hat der Kreis die „feingliedrigste“ Struktur unter den schleswig-holsteinischen Kreisen. „Wir haben uns überschaubare Einheiten bewahrt, wo noch jeder jeden kennt“, so der Kreispräsident.
Neben Urkunde und Ehrennadel gab Füllner den langjährigen Gemeindevertretern und Bürgermeistern noch eine Aufgabe mit auf den Weg: „Wir müssen jünger, weiblicher und ein gutes Stück ökologischer werden in der Kommunalpolitik. Ob das in den Kommunen gelingt, wird die Nagelprobe sein“, so der 79-Jährige, der zur Kommunalwahl 2023 nicht mehr antreten wird.
Lob für die Leistungen der drei Bürgermeister aus dem Herzogtum Lauenburg
Hans Burmeister ist das in Schiphorst schon teilweise gelungen: Er hat es geschafft, in der Bevölkerung für Akzeptanz für den Bau von Windkraftanlagen zu sorgen. Im Rahmen seines 31-jährigen Engagements als Kommunalpolitiker und Bürgermeister (seit 1998) hat Burmeister 13 neue Bebauungspläne initiiert, deren Grundstücke zu günstigen Preisen an junge Familien gingen. Er setzte sich für eine moderne Kläranlage und den Radwegebau ein.
Wolfgang Gerlach rechnete bei seiner Laudatio noch einmal nach und merkte dann an, er sei bereits seit 46 Jahren kommunalpolitisch aktiv und nicht nur 35 Jahre. Von 1992 bis 2008 und dann wieder seit 2013 ist der mittlerweile 76-Jährige Bürgermeister von Kuddewörde.
Zudem war Gerlach auch fünf Jahre Vorsteher des Amtes Schwarzenbek-Land. „Das ist eine schöne Würdigung für meine kommunalpolitische Arbeit“, sagt Gerlach, der von seiner Ehefrau sowie dem aktuellen Amtsvorsteher Konrad Hansen und Verwaltungschef Ralf Spinngieß begleitet wurde.
Einsatz für kommunale Wasserversorgung als Ringleitung
Als Bürgermeister hatte Gerlach sich für den Aufbau einer kommunalen Wasserversorgung mit vier weiteren Nachbargemeinden als Ringleitung eingesetzt. Dazu kamen die Errichtung und nachträgliche Erweiterung einer gemeindeübergreifenden Kindertagesstätte, der Bau einer neuen Sporthalle und eines Feuerwehrgerätehauses sowie die Erschließung eines weiteren Baugebietes.
Auf Amtsebene begleitete er die Erstellung des „Dorfentwicklungsplanes“ und deren Umsetzung in den amtsangehörigen Gemeinden. Zudem setzt er sich für eine verwaltungsübergreifende EDV-Netzwerkbetreuung und ein „gläsernes“ Bürgerbüro ein.
Informationen über die Ehrung aus dem Internet
Er habe sich vorher noch nie mit Auszeichnungen befasst und nach der Einladung erst einmal im Internet gegoogelt, berichtete Hans-Peter Grell, Bürgermeister von Duvensee: „Die Anerkennung, die mit der Ehrennadel verbunden ist, freut mich.“ Grell ist seit 2003 Bürgermeister seiner Gemeinde und seit insgesamt 35 Jahren kommunalpolitisch aktiv.
Auf seine Initiative wurde die Gemeindewohnung zu einem Kinderhort umgebaut, um eine Kinderbetreuung vor Ort anbieten zu können. Beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat die Gemeinde im Jahr 2006 auf Landesebene den ersten Preis, und ein Jahr später auf Bundesebene eine Silber-Plakette gewonnen.
Bürgermeister und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes
Grell hat sich zudem für die Schaffung eines neuen Baugebietes eingesetzt und ist seit 2001 Vorsteher des Wasser- und Bodenverbandes Duvensee. Der Verband verwaltet eine Fläche von etwa 150 Hektar. Dabei ist eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Verein Duvenseer Moor ausschlaggebend.
Grell bewirtschaftet in Duvensee gemeinsam mit seinem Sohn einen Milchviehbetrieb und ist seit vier Jahren auch Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Das Grell auch aktives Mitglied in der Duvenseer Blasmusik ist, war allerdings kein Entscheidungsgrund für die Ehrennadel.