Lauenburg/Hohnstorf. Zwei Gemeinden zahlen seit Jahren für Licht, obwohl sie nicht verantwortlich sind. Nun kündigt der Landesbetrieb - das wird teuer.

Es klingt wie ein schlechter Witz: Da erklärt sich eine 2000-Seelen-Gemeinde bereit, eine Brücke zu beleuchten, für die sie nie verantwortlich war. Und jetzt muss sie die Lampen wieder abbauen – erneut auf eigene Kosten.

Das Problem: Das Vertragswerk, auf dem das Dilemma beruht, stammt aus dem Jahre 1980. Unterzeichnet wurde es vom damaligen Bürgermeister der Gemeinde Hohnstorf und der Deutschen Bundesbahn.

Hälfte der Stromkosten übernommen

„Schon damals überquerten viele Menschen die Elbbrücke, um vom Bahnhof Lauenburg zu ihren Arbeitsorten in Lüneburg oder anderswo zu fahren. Im Winter war das stockdunkel. Und weil sich niemand dafür verantwortlich fühlte, bot sich die Gemeinde an, die Beleuchtung in Eigenregie zu installieren“, erinnert sich Dirk Lindemann, der heute als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Hohnstorf lenkt.

Das ging viele Jahrzehnte gut und auch mit der Stadt Lauenburg gab es eine Übereinkunft. „Wir haben bisher die Hälfte der Stromkosten übernommen. Schließlich profitieren die Pendler aus unserer Stadt auch davon“, erklärt Lauenburgs Bauamtsleiter Reinhard Nieberg.

Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr übernahm Rechtsnachfolge

Das hätte unkompliziert so weitergehen können, wäre da nicht ein bestimmter Passus im Vertrag gewesen. Die Gemeinde Hohnstorf hatte sich vor 41 Jahren nämlich verpflichtet, auf Verlangen die 13 Lampen auf der Brücke wieder abzubauen. Von diesem Recht machte jetzt aber nicht die Bahn Gebrauch, sondern der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, als Rechtsnachfolger für die Nutzungsvereinbarung mit der Gemeinde.

Entscheidungsgrundlage für die Kündigung zum 31. Mai sei die geplante Reparatur des Fuß- und Gehweges gewesen, heißt es vonseiten des Landesbetriebes. Wie berichtet, ist diese Maßnahme Bestandteil der großen Sanierung der Elbbrücke bis 2023. „Da die Beleuchtungsanlage direkt am Geländer montiert wurde, können die notwendigen Geländerarbeiten nur nach Demontage der Beleuchtung durchgeführt werden“, so eine Sprecherin.

Elbbrücke Lauenburg: Sanierung des Fuß- und Radweges auf 2023 verschoben

Die Elbbrücke.
Die Elbbrücke. © Elke Richel | Elke Richel

Gegen diese Auflage hatte der Gemeinderat Hohnstorf beim schleswig-holsteinischen Verkehrsministerium protestiert. Schließlich brachte das aber auch nichts. Wie gefordert, ist mittlerweile eine Firma mit der Demontage der Lampen beauftragt worden. Voraussichtliche Kosten: 10.000 Euro, zu zahlen aus dem Gemeindehaushalt. Auch in Lauenburg herrscht Unverständnis für die Kündigung der Nutzungsvereinbarung durch den Landesbetrieb. „Mir kann niemand schlüssig erklären, warum die Lampen abgebaut werden müssen“, sagt Bauamtsleiter Reinhard Nieberg.

Zeitplan der Brückensanierung hat sich verschoben

Eigentlich wäre das Problem womöglich zu lösen gewesen. Die Arbeiten am Brückengeländer waren nämlich eigentlich für diesen Sommer geplant. Wenn die Tage im Herbst wieder kürzer werden, hätten sich alle Beteiligten eventuell doch noch auf eine Lösung einigen können. Doch diese Möglichkeit ist inzwischen vom Tisch. Wie berichtet, hat sich der gesamte Zeitplan der Brückensanierung verschoben. Grund ist die notwendige Koordinierung der Arbeiten mit anderen Baumaßnahmen an Brücke und Schienen in Geesthacht und Büchen. Die Arbeiten am Brückengeländer sind jetzt für 2023 geplant.

Elbbrücke in Lauenburg könnte nach Sanierung wieder erleuchtet sein

Eigentlich hätten die Lampen mit Zustimmung des Landesbetriebes nun doch weiter die Brücke erhellen können, doch der Auftrag war bereits erteilt. Die Demontage hat bereits begonnen. Wenn es im Herbst abends früher dunkel und morgens später hell wird, dürfte sich das Problem zuspitzen. „Sollen die Pendler, die den Lauenburger Bahnhof benutzen, nun mit Taschenlampen über die Brücke laufen?“, fragt Hohnstorfs Bürgermeister. Etwas anderes wird ihnen wohl nicht übrig bleiben – und das mindestens zwei Winter lang.

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Immerhin: Der Landesbetrieb stellt zumindest in Aussicht, dass nach der Sanierung des Brückengeländers die Elbbrücke auch wieder erleuchtet sein könnte. Allerdings will man dafür die Verantwortlichkeit in Richtung Lauenburg und Hohnstorf schieben. „Zuständig für die Herstellung einer neuen Beleuchtungsanlage wären die betroffenen Gemeinden. Aus unserer Sicht könnte nach dem Austausch des Geländers ein neuer Nutzungsvertrag abgeschlossen werden“, heißt es.

Doch ob sich die Gemeinde Hohnstorf erneut zu einem solchen Vertrag hinreißen lässt – und ob sich auch Lauenburg daran beteiligt, bleibt abzuwarten.