Geesthacht. Wachstum in Geesthacht: Kita Arche Noah wird neu gebaut und um 30 Plätze erweitert. Kita St. Johannes bekommt Anbau mit 40 Plätzen.

Die Tücken stecken bekanntlich im Detail. Und die gibt es, was Kindertagesstätten betrifft, seit der am 1. Januar geltenden Kita-Reform zur Genüge. Bevor etwa ein An-, Um- oder Neubau genehmigt wird, ist zunächst ein kompliziertes Prozedere zu befolgen.

Als die Mitglieder des Geesthachter Sozialausschusses dies von zwei Mitarbeitern des Kreis Herzogtum Lauenburg sowie Alexandra Groß vom städtischen Fachdienst für Soziales detailliert aufgezeigt bekamen, stimmten sie ohne große Debatte und einstimmig zwei Vorhaben in Geesthacht zu.

Kita Arche Noah: Neubau teurer als eine Sanierung

Die bestehende Kita Eichweg (rot) samt Anbauten (weiß).
Die bestehende Kita Eichweg (rot) samt Anbauten (weiß). © Leymann | Leymann

Die marode Kita Arche Noah am Klaus-Groth-Weg in Düneberg wird abgerissen und durch einen rund 6,75 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt. Das sind zwar rund 1,5 Millionen Euro mehr, als eine Sanierung kosten würde. Auf der anderen Seite können so aber nicht nur die 105 bestehenden Plätze erhalten, sondern auch 30 weitere Plätze (zehn Krippe, 20 Elementarbereich) geschaffen werden.

Zudem erhält die Kita St. Johannis im Eichweg einen Anbau, mit dem 40 zusätzliches Elementarplätze für Kinder ab drei Jahren geschaffen werden. Dafür entstehen Kosten in Höhe von voraussichtlich 1,4 Millionen Euro.

St. Johannis: Mehr Plätze durch Erweiterung

Das Geld für den Bau finanzieren die Träger vor. Bei der Kita Arche Noah ist das der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und bei der Kita St. Johannis der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hamburg-Ost. Die Kosten werden jeweils bis Ende 2024 mit der Stadt über die laufenden Betriebskosten verrechnet.

Diese Lösung ist erforderlich, weil noch nicht feststeht, wie hoch die Fördersumme vom Kreis ausfällt. Laut aktueller Prioritätenliste befindet sich die Kita Arche Noah auf Platz 13 mit einer Fördersumme von 660.000 Euro. Der Anbau der St. Johannis-Kita in der HEW-Siedlung liegt auf Platz neun, was einem Investitionskostenzuschuss von 880.000 Euro entspräche.

Kita-Reform gibt kompliziertes Verfahren vor

Und hier wären wir bei den Unwägbarkeiten, mit der sich Kommunen seit der Kita-Reform herumplagen. Es mangelt zwar im gesamten Kreis Herzogtum Lauenburg an Plätzen. Allein in Geesthacht stehen, wie berichtet, rund 500 Kinder auf der Warteliste. Doch selbst wenn die Stadt wollte und ein geeignetes Grundstück zur Verfügung hätte, dürfte Geesthacht nicht ohne Weiteres eine Einrichtung bauen.

Zunächst muss ein Bedarf beim Kreis eingereicht werden. Sei es für die Erweiterung einer bestehenden Gruppe oder den kompletten Neubau. Der Kreis pflegt die Vorhaben dann in eine Prioritätenliste ein, die sich vor allem nach Dringlichkeit und dem Zeitpunkt der Realisierbarkeit zusammensetzt. Verschiebungen in der Rangliste sind jederzeit möglich.

Die Verwaltungen müssen “High Performance“ leisten

Anschließend muss ein sogenanntes Interessen-Bekundungsverfahren gestartet werden. Jeder Träger kann sich dafür melden. Das kann bei Anbauten dazu führen, dass zwei verschiedene Träger in einer Kita aktiv sind. Erst wenn sich kein Träger finden sollte, darf eine Kommune ins Spiel kommen.

„Das ist eine unheimlich große Herausforderung für die Verwaltung“, sagt Alexandra Groß vom Fachdienst Soziales. Und Michael Blanke, ihr Kollege vom Kreis, ergänzte: „Wir müssen jede Randbetreuungszeit anmelden. Was alles geleistet werden muss, ist ,High Performance’.“

Appell der Verwaltung an die Politiker

So soll die neue Kita Arche Noah aussehen.
So soll die neue Kita Arche Noah aussehen. © Knut Leymann | Knut Leymann

Für die Kita Arche Noah und die Kita St. Johannis waren die Interessen-Bekundungsverfahren bereits abgeschlossen. Alexandra Groß appellierte daher geradezu an die Geesthachter Politiker: „Fassen sie bitte einen Grundsatzbeschluss.“ Denn, so Alexandra Groß, jede Änderung würde das Vorhaben um Monate verzögern.

Diesem Appell folgten alle Fraktionen, selbst wenn etwa für die Kita Arche Noah noch keine Übergangslösung für die Bauzeit gefunden ist. Die bereits von der Kita Worther Weg genutzten Container an der St.-Petri-Kirche kommen wegen der Entfernung bis in die Oberstadt nicht in Frage.

Übergangslösung auf dem Gelände der Teppichfabrik?

Ein mögliches Ausweichquartier könnte auf dem Gelände der Teppichfabrik entstehen. Die Christuskirche, die hinter der Kita Arche Noah steht, befinde sich in „konstruktiven Gesprächen“ mit dem Investor, der das Gelände nach der Insolvenz gekauft hat.

Mareike Wiedenhöft, die Leiterin der Arche Noah, verließ die Sozialausschuss dann auch mit einem frohen Gesichtsausdruck, der selbst unter dem Mundschutz erkennbar war. „Wir haben das Thema erstmals 2016 angefasst. Für uns ist das jetzt ein totaler Meilenstein“, sagte sie.

Mit einer Arbeitsgruppe gegen die Tücken der Kita-Reform wappnen

Derweil haben die Politiker die Gründung einer „AG Kita-Reform“ beschlossen. Jede Partei stellt einen Vertreter, die Kitas zwei. Die konstituierende Sitzung ist am 13. September. In der AG sollen die Tücken im Detail früher erkannt werden.