Lauenburg. Nach nur einem Jahr Betrieb hat die Inhaberin die Kulturkneipe geschlossen – es ist nicht die einzige Gastronomie.

Die Räume sind leer, das Haus verkauft: Die Café-Kulturkneipe Flutbereich in Lauenburg gibt es nicht mehr. Es ist ein erstes Gastronomie-Opfer der Corona-Pandemie in der Stadt. „Wir hielten es für das Beste, uns nicht mit Krediten über Wasser zu halten, die uns nach Wiederöffnung nur verspätet das Genick brechen würden“, sagt die ehemalige Inhaberin Daniela Kühn.

Dabei hatte alles so optimistisch angefangen. 2017 entdeckte die 51-jährige Restaurantfachfrau das 400 Jahre alte Haus am Lauenburger Löschplatz mit unverbautem Elbblick. Sie hat sofort das Potenzial als Kneipe erkannt und das marode Haus gekauft. „Es war eine Ruine“, erinnert sie sich.

Schon 1853 gab es hier eine Schankwirtschaft

Zwei Jahre lang hat sie mit viel Geld, Schweiß und Herzblut das verfallene, denkmalgeschützte Gebäude grundsaniert und zu einem Schmuckstück mit insgesamt 175 Sitzplätzen gemacht, wovon allein 100 außen waren. Es sollte nicht nur Anlaufstelle für Touristen, sondern auch Treffpunkt für Einheimische werden. Mit der Eröffnung des Cafés„Flutbereich“ setzte Daniela Kühn auch eine Tradition in der Elbstraße 116 fort: Schon 1853 gab es hier eine Schankwirtschaft und eine Likörfabrik, betrieben von Carl Heinrich Hildebrandt.

Doch schon der Start war schwierig, denn die Eröffnung im Mai 2020 fiel mitten in den Beginn der Corona-Pandemie. Dennoch blickt Daniela Kühn heute auf eine gute erste und letzte Saison zurück. Binnen kurzer Zeit hatte sie viele Stammgäste, die das breite Angebot vom Kaffee am Nachmittag bis hin zu Bier und Wein und Musikkultur am Abend schätzten. Die langen Öffnungszeiten von 10 bis 24 Uhr und der unverbaute Blick auf die Elbe bescherten ihr viele Touristen, die die Elbstraße entlangflanierten und auf der Terrasse einkehrten.

Die Entscheidung zum Verkauf fiel bereits Anfang des Jahres

„Im ersten Lockdown hatte ich noch die Hoffnung, dass sich die Pandemie bald erledigt hat und wir die Zeit unbeschadet überstehen“, gibt Daniela Kühn zu. Die Gelder waren leicht zu beantragen, und die Hilfe floss auch relativ schnell. Aber ihre Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie bestätigte sich nicht. Im Gegenteil. Nach dem ersten Lockdown folgte im Herbst der zweite. Wochenlang war das Café Flutbereich geschlossen. Anfang des Jahres fiel bei Daniela Kühn die Entscheidung: Ich verkaufe.

Das Haus war zwar mittlerweile schuldenfrei, dennoch war die Finanzlage schwierig. Und die Hilfen vom Bund mussten über einen Steuerberater beantragt werden. Ein Hohn für Daniela Kühn: „Wenn man kein Geld hat, wovon soll man dann noch den Steuerberater bezahlen“, fragt sie.

„Das reicht doch vorne und hinten nicht“

Das Geld kam schleppend. Erst im März ist die November­hilfe eingetroffen. 9000 Euro hat sie für sechs Monate Schließung bekommen. „Das reicht doch vorne und hinten nicht“, sagt sie. Darüber hinaus empört sie, dass das Geld nur für die Aufrechterhaltung des Betriebs genutzt werden durfte – nicht für persönliche Ausgaben. „Aber wovon sollte ich denn leben?“ Sie ist nachhaltig verärgert über den Umgang der Politik mit dem Mittelstand und den Kleinunternehmern. Und hat resigniert.

„Natürlich bin ich auch traurig. Aber es ist ein guter Zeitpunkt, um das Haus zu verkaufen“, sagt sie. Die Immobilienpreise sind hoch, sodass sie sich ohne Schulden aus Lauenburg verabschieden konnte – mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Es war eine anstrengende, aber auch wunderbare Zeit“, resümiert sie.

Abschied von der Gastronomie

„Wir werden all die wunderbaren Abende mit viel Spaß und Unterhaltung vermissen, die tollen Musiker, mit ihren Spontaneinlagen und Auftritten auf unseren Bühnen. Selbst die oft nervigen Radtouristen“, sagt Daniela Kühn. „Hätte die Politik den Gastronomen mehr unter die Arme gegriffen, hätte ich durchgehalten.“

Für die Restaurantfachfrau ist es nicht nur ein Abschied von Lauenburg, sondern auch von der Gastro-Szene. „Ich werde weder ein Café noch eine Kneipe mehr aufmachen“, teilt sie mit. Und auch für das Haus in der Elbstraße ist es das Aus als „Schankwirtschaft“. Künftig wird es nur noch privat genutzt.

Auch das Café Petticoat in Lauenburg bleibt zu

Bedauerlich: Das Café Flutbereich ist nicht der einzige Betrieb, der aufgibt. Nur wenige Meter weiter in der Elbstraße 20 war das Café Petticoat, ein beliebtes kleines Café, liebevoll im Stil der 50er-Jahre eingerichtet. Vier Jahre lang haben es Iris und Stefan Piontek mit viel Engagement im Retro-Charme betrieben.

Es war schon länger ruhig um das Petticoat geworden. Und nicht erst seit der Corona-Pandemie hat sich das Ehepaar mit einer möglichen Schließung beschäftigt, wie sie in einem Facebook-Post schreiben. Aber jetzt ist auch hier die Entscheidung gefallen: Das urige Café mit Wohlfühlcharakter bleibt dauerhaft geschlossen.

Restaurant Lauenburger Mühle und Elbterrasse halten durch

Die Enttäuschung über die beiden Schließungen ist bei den Gästen groß, auch weil die Elbstraße mit dem Café Flutbereich einen der wenigen Betriebe mit Außengastronomie verliert. Andere wiederum wie das Restaurant Lauenburger Mühle oder Elbterrasse halten wacker durch und investieren sogar.

„Wir haben große Sonnenschirme für die Terrasse angeschafft, verstärken uns personell und bieten zusätzlich einen Liefer- und Abholdienst an“, kündigt Thomas Prantner vom Restaurant Elbterrasse an. Jetzt hoffen alle, dass die Gastronomie bald wieder öffnen kann – und keine weiteren Schließungen dazukommen.