Geesthacht/Lauenburg/Schwarzenbek. Der Kreis hat die höchste Inzidenz in Schleswig-Holstein. Die Gastronomen fordern Planungssicherheit vor der Wiedereröffnung.

Manche Gastronomen haben die Ankündigung aus Kiel, Montag dürfe die Außengastronomie unter gewissen Umständen öffnen, sehnlichst erwartet. Andere reagieren skeptisch bis ablehnend. Nun ist es bittere Wahrheit: Im Kreis Herzogtum Lauenburg bleiben Café-Terrassen und Biergärten zunächst geschlossen. Anders als in weiten Teilen Schleswig-Holsteins liegt der maßgebliche Inzidenzwerte im Kreisgebiet weiter über 100. Zum Vergleich: An der Westküste des Landes schwankte er in den vergangenen Tagen teils um die 40.

Vorerst wird es keine Außengastronomie im Herzogtum Lauenburg geben

Kalt erwischt hat die Nachricht Yildiz Frühauf (45). Als sie Freitag von der Absage erfuhr, traf an ihrem Skippertreff in der Marina Lauenburg gerade Ware frisch ein, neben Fisch auch Eis. „Ich bin traurig, hatte bereits Wärmestrahler und Feuerschalen bereitgestellt und Feuerholz bestellt.“

Martina Özel, Café Alte Marktschule in Schwarzenbek, hat sich frühzeitig gegen die Öffnung der Café-Terrasse entschieden: „Dafür muss die Corona-Inzidenz dauerhaft deutlich unter 100 liegen.“
Martina Özel, Café Alte Marktschule in Schwarzenbek, hat sich frühzeitig gegen die Öffnung der Café-Terrasse entschieden: „Dafür muss die Corona-Inzidenz dauerhaft deutlich unter 100 liegen.“ © Stefan Huhndorf

Ganz anders die Situation im Café Alte Marktschule in Schwarzenbek. „Ich warte ab, so lohnt sich das nicht“, sagt Inhaberin Martina Özel (50). Dabei hatten bei ihr bereits erste Stammgäste angefragt, um einen Tisch zu reservieren. „Wir haben über Facebook mitgeteilt, dass wir bei der Öffnung jetzt nicht mitmachen“, erläutert die Geschäftsfrau, die aktuell von Freitag bis Sonntag vor allem Kuchen im Außer-Haus-Verkauf anbietet.

Bevor sie die Außengastronomie öffne, müsse die Corona-Inzidenz dauerhaft deutlich unter 100 liegen, sagt Martina Özel „Ich musste infolge der beiden bisherigen Lockdowns schon viel Ware wegwerfen“, das wolle sie nicht noch mehrfach wiederholen.

Elbkantinchen hat Öffnung mit angezogener Handbremse geplant

„Seit kolportiert wurde, wir könnten öffnen, haben wir eine Öffnung mit angezogener Handbremse geplant“, sagt dagegen Wiebke Schürmann vom Elbkantinchen in Grünhof-Tesperhude. „Viele Stammgäste warten darauf“, betont Mitstreiter Roger Willke. Bei wechselhaftem April-Wetter die Außengastronomie zu öffnen, sei jedoch „nicht wirklich eine Lösung“: Besser wäre ein länger planbarer Vorlauf und etwa die Öffnung im Mai, „bei gesunkener Inzidenz und besserem Wetter“.

So planen beide für den Fall der Fälle, den praktizierten Außer-Haus-Verkauf aufzuwerten. „Wir würden dann den Kunden die Gelegenheit bieten, das gekaufte Essen bei uns auch zu verzehren“, so Roger Willke. Doch dies sei eben sehr wetterabhängig. Schürmann: „Wir wissen ja nicht mal sicher, ob wir den Gästen neben einem Dach draußen auch Wetterschutzwände bieten dürfen. Was ist denn in der Außengastronomie erlaubt?“

Eines stimmt beide hoffnungsfroh: Die Kunden hätten sich gegenüber dem ersten Lockdown weitaus besser auf die Situation eingestellt. Schürmann: „Abstand halten und Maske tragen ist kein Thema mehr.“

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Christine Rehbein vom Pier2 plant Außengastronomie für die nächste Woche

Dass die Gesundheit aller alles andere in den Schatten stellt, ist auch für Yildiz Frühauf eine Selbstverständlichkeit. Daher gilt in der Lauenburger Marina auf den Stegen Maskenpflicht, „hier können sich die Nutzer ja nicht im erforderlichen Maß ausweichen“. Ausreichend Platz, um Mindestabstände in der Außengastronomie zu wahren, habe sie reichlich: „Wenn gefordert, kann ich die Tische auch fünf Meter auseinander stellen.“

Mit Gelassenheit will Christine Rehbein der aktuellen Situation begegnen: „Das ist inzwischen wie ein Krimi, und alle zwei Wochen gibt es eine neue Lage,“ sagt die Gastronomin, die mit ihrer Mutter Monika Pippirs das Pier3 in der Geesthachter Hafencity betreibt. Sie habe zunächst einmal für die kommende Woche die Außengastronomie geplant, „wir wissen ja nicht, wann wir öffnen können, für wie lang und mit welchen Öffnungszeiten“. Ihre Schwester Eve Pippirs, die den Lindenhof betreibt, verfahre ebenso. „Die Planungen sind ja nicht für die Katz, die Öffnung wird ja kommen – irgendwann.“

Voraussetzung für die Öffnung ist ein stabiler Inzidenzwert unter 100

Für die Planungen profitiere man davon, dass zwei Stunden am Tag Außer-Haus-Verkauf laufe. Christine Rehbein: „Das ist etwas anderes als wenn man von 0 auf 100 hochfahren wollte.“

Freitag war der Kreis Herzogtum Lauenburg der Kreis mit dem höchsten Inzidenzwert in Schleswig-Holstein (113,6), er hatte Segeberg damit überholt. Da die Kreisverwaltung auch für Sonntag von einem Wert über 100 ausgeht, wurde noch Freitag eine Allgemeinverfügung erlassen. Inhalt: Im Gegensatz zu den landesweiten Plänen für eine Öffnung der Außengastronomie muss diese im Kreis unterbleiben. Kreissprecher Tobias Frohnert: „Voraussetzung für die Öffnung ist ein Wert von stabil unter 100, nicht stabil über 100.“