Lauenburg. Die Projektkooperation zwischen dem Ärztehaus Lauenburg und der Leuphana Universität Lüneburg endet erfolgreich. Das Ergebnis.
30 Prozent weniger Müll, eine deutlich verbesserte Abfallsortierung und die verstärkte Nutzung von ökologischen Produktalternativen – das ist das Ergebnis eines einjährigen Forschungsprojekts zum nachhaltigen Abfallmanagement. Dieses haben drei Master-Studentinnen der Leuphana Universität Lüneburg zusammen mit dem Team des Ärztehauses Lauenburg durchgeführt.
„Ein Haufen Papiermüll, viel zu viel unnütze Werbung, Plastik und Aluminium – der Müll in meiner Praxis ist mir einfach zu viel geworden“, sagt Praxisinhaber Dr. Holger Matthiesen. Und so begann der Lauenburger Allgemeinmediziner Anfang 2020 zu recherchieren, wie er die tägliche Menge an Abfall effektiv reduzieren kann. Aber das Internet bot nur wenige Antworten, und die waren im Alltag nicht umsetzbar.
In einem Gespräch über das Thema Nachhaltigkeit wurde der 54-Jährige auf die Idee gebracht, bei der Leuphana Universität Lüneburg nachzufragen, ob es ein Projekt zu dem Thema Nachhaltigkeit gebe, was auch auf seine Praxis anwendbar wäre – und ist damit offene Türen eingerannt.
In einem ersten Schritt folgt eine Müllbestandsaufnahme
In einer Videokonferenz mit den Professoren des Projekts wurde die Idee vorgestellt. Nur wenige Tage später stellten sich bei dem Lauenburger Mediziner die drei Studentinnen Henrike Wedekind, Julia Adelt und Ronja Wollnik von der Universität Lüneburg vor, um ihr Projekt in die Praxis umzusetzen. Das Ziel: Innerhalb eines Jahres soll die Abfallsituation in der Arztpraxis verbessert und umweltfreundlicher gestaltet werden, um Nachhaltigkeit im medizinischen Bereich zu fördern.
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Los ging es im April 2020. Das Projektteam begutachtete in einem ersten Schritt die in der Praxis vorhandene Abfall-Infrastruktur, die bereits so angelegt war, dass eine Trennung des Abfalls in nahezu allen Praxisräumen möglich war. Um einen Überblick über die Menge und Art der anfallenden Abfälle im normalen Praxisalltag zu bekommen, wurde eine Woche lang der gesamte Abfall des Ärztehauses gesammelt und den Studentinnen zur Untersuchung zur Verfügung gestellt. Nach einer gründlichen Auswertung der Abfallzusammensetzung und -menge einigte sich das Team darauf, Verbesserungsmaßnahmen in den Bereichen Abfalltrennung, Abfallvermeidung und Produktsubstitution in Angriff zu nehmen.
Nachhaltigere Reinigungsmittel im Einkauf häufig günstiger
Zu Beginn lag der Fokus auf der richtigen Mülltrennung. „Ich war erschrocken, wie viele Fehlwürfe wir jeden Tag hatten“, sagt Dr. Matthiesen, obwohl er seit Langem auf Nachhaltigkeit und Mülltrennung Wert gelegt hatte. Aber dennoch landeten Dinge wie Obstschalen und Kaffeefilter im Restmüll, die dort nichts verloren hatten. Anderer Abfall wiederum war Restmüll und nicht für die Wertstofftonne gedacht. Zentraler Punkt war jedoch die gewaltige Menge an Papiermüll, die die Praxis täglich überflutete. „Das musste einfach reduziert werden“, sagt Matthiesen. Vor allem, weil der größte Teil davon überflüssige Werbung oder Zeitschriften waren, die in der Regel sofort ins Altpapier gewandert sind.
Es war aufwendig, viele kleine Schritte und Gespräche waren notwendig, um am Ende Erfolg zu haben. Die Werbung und Zeitschriften wurden bei den Unternehmen abbestellt. Für die richtige Mülltrennung erstellten die Studentinnen Listen, was in welchen Abfallbehälter gehört und bereiteten Aufkleber vor. Putzmittel wurden durch ökologische Produkte ersetzt, was nicht nur zur Nachhaltigkeit beiträgt, sondern auch wirtschaftlich interessant ist, da die neuen nachhaltigeren Reinigungsmittel im Einkauf häufig günstiger sind.
Allein der Papiermüll ließ sich um drei Viertel reduzieren
Zur wissenschaftlichen Bewertung des Projekterfolgs wurde am Ende erneut der Abfall einer durchschnittlichen Arbeitswoche gesammelt und die Beobachtungen denen der ersten Probennahme zu Projektbeginn gegenübergestellt. Mit dem Ergebnis sind die Studentinnen und Dr. Holger Matthiesen sehr zufrieden. „Wir hatten anfangs 14 Kilo Müll pro Woche – jetzt sind es neun“, sagt Matthiesen. Allein der Papiermüll habe sich um drei Viertel reduziert. „Nachhaltigkeit sollte in allen Praxen Thema sein“, empfiehlt Matthiesen. Die Menge an Flyern und Broschüren müsse von den Pharmaunternehmen kritisch überdacht werden.
Ralf Monecke, Klimaschutzmanager der Stadt Lauenburg, begrüßt das Projekt der Studentinnen. „In der Abfallvermeidung liegt noch einiges Potenzial für den Klimaschutz der Stadt, wie diese Initiative zeigt“, sagt Monecke. Denn jeder Abfall, der nicht anfalle, müsse auch nicht produziert und eingekauft werden, spare somit Ressourcen und Geld. Ferner konnte durch die eingeführten Maßnahmen eine korrekte Abfallsortierung erzielt werden, was die Recyclingfähigkeit verbessere und Ressourcen schone.
Studentinnen haben wertvollen Beitrag für die Stadt geleistet
„Das zeigt deutlich, dass im Klimaschutz neben der Energiewende mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien auch der stoffliche Umwelt- und Ressourcenschutz einen wichtigen Stellenwert hat“, sagt Monecke. Denn selbst bei einem Angebot von 100 Prozent Erneuerbaren Energien, um den CO2-Ausstoß zu minimieren, bleibe immer noch der Ressourcenverbrauch, der nachhaltiger zu gestalten sei. Monecke: „Dafür haben die Studentinnen einen wertvollen Beitrag für die Stadt geliefert, der großes Potenzial für weitere Arztpraxen und Dienstleister mit Büros zur Kostenreduktion und Abfallvermeidung hat.“