Missunde. Die neue solarbetriebene Fähre soll längst fahren, funktioniert aber nicht. Warum das Land die alte Fähre für viel Geld zurückgekauft hat.
Das Land Schleswig-Holstein hat für 100.000 Euro eine alte Fähre für die Schlei gekauft. Normalerweise wäre das keine Nachricht, wenn man nicht genau dieselbe Fähre gerade erst für 17.000 Euro verkauft hätte. Die Rede ist von der Schleifähre „Missunde II“, die eigentlich schon längst außer Dienste gestellt sein sollte.
Der Reihe nach: Schleswig-Holstein hatte bereits vor Jahren entschieden, die alte dieselbetriebene „Missunde II“ durch ein neues größeres Schiff mit Solarantrieb zu ersetzen. Die „Missunde III“ wurde deshalb für 3,3 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt gebaut und Ende des vergangenen Jahres an die Schlei gebracht. „Alle Beteiligten haben im besten Wissen gehandelt“, sagt der Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN), Wolf Paarmann, heute.
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Das Problem: Die neue Fähre ist so nicht geeignet für den Betrieb auf der Schlei. Bei stärkeren Winden und Strömungen lässt sie sich nicht sicher an den Anleger manövrieren. Das haben verschiedene Testfahrten Anfang des Jahres gezeigt. „Die Schlei ist wirklich kein einfaches Gewässer“, so Paarmann. „Die Strömungsrichtungen wechseln, der Wasserstand schwankt stark – sie ist eher ein Fjord als ein Fluss.“
Die Idee ist jetzt, unter anderem zwei sogenannte Bugstrahlrunder einzubauen, damit sich das Schiff besser manövrieren lässt. Weil das aber dauert, sieht sich das Land Schleswig-Holstein gezwungen, die alte Fähre, die „Missunde II“, weiterzubetreiben. Die war inzwischen allerdings für 17.000 Euro plus Mehrwertsteuer an einen dänischen Unternehmer verkauft worden, nun hat man sie für etwa das Fünffache zurückgekauft.
Die alte Fähre hat eine Zulassung bis 2028 bekommen
Paarmann versucht zu erklären: „Wir sind davon ausgegangen, dass die „Missunde III“ nach einigen Testfahrten auf dieser Strecke eingesetzt werden kann. Aber bei stärkeren Wind- und Strömungsverhältnissen passt das Zusammenspiel zwischen Schiff und Anleger aktuell nicht zusammen.“ Niemand habe geahnt, „dass das neue Schiff so nicht für die Schlei geeignet ist“. Die zusätzlichen Kosten seien unfassbar, sehr ärgerlich, „aber um diese Fährverbindung auf der Schlei dauerhaft betreiben zu können, geht kein Weg an einem Austausch der Fähren vorbei.“ Zudem passe die „Missunde II“ mit ihrem Dieselmotor nicht zu den CO₂-Zielen der Landesregierung. „Wir hatten keine andere Wahl, wenn wir die Querung der Schlei in Missunde sicherstellen wollten.“
Die „Missunde II“ hat nun erst einmal ein Fährzeugnis bis 2028 bekommen, das heißt vier weitere Jahre darf das alte Schiff genutzt werden. „Das gibt allen Beteiligten Zeit, die Optionen in Ruhe zu prüfen und für einen reibungslosen Übergang zu dem neuen Schiff zu sorgen“, so Paarmann. Er hofft, dass am Ende eine gute Lösung stehe, für die Fahrgäste, den Pächter der Fähre genauso wie für die Anwohner.
Ostsee: Die Anwohner haben eine Unterschriftenaktion gegen die neue Fähre gestartet
Die sind nämlich im Moment noch nicht überzeugt von der „Missunde III“. Sogar eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der alten Fähre wurde gestartet. „Wir haben die Menschen aus der Region damals bei unseren Plänen nicht genug mitgenommen“, sagt Paarmann. „Daraus haben wir gelernt. Mittlerweile werden alle Beteiligten und Betroffenen in regelmäßig stattfindenden Gesprächsrunden eingebunden und über die weiteren Schritte informiert. Schließlich sei man überzeugt davon, „dass die neue Fähre für alle Beteiligten ein Gewinn ist“.
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Das Hin und Her um die Schleifähre hat nun übrigens sogar die Macher der Satiresendung „Extra 3“ auf den Plan gerufen. Noch in dieser Woche soll in dem Format ein Beitrag über den Fährrückkauf erscheinen.