Hamburg/Kappeln. Die „Missunde II“ sollte längst ausgemustert sein. Doch der Start des Nachfolgers verzögerte sich immer wieder. Wie es weitergeht.

Der Fährbetrieb auf der Schlei wird am 3. Januar 2024 eingestellt. Was alarmierend klingt, hat aber einen positiven Hintergrund: Ende Januar soll die neue, solarbetriebene Schleifähre „Missunde III“ ihren Dienst antreten. Dafür sind allerdings noch Vorarbeiten nötig – so müssen etwa die Rampen der Anleger an die deutlich größere Elektrofähre angepasst werden.

Die „Missunde III“ hat mittlerweile die Werft in Sachsen-Anhalt verlassen und auf dem Weg nach Schleswig-Holstein am Wochenende die Elbbrücken in Hamburg passiert. Sie wird voraussichtlich Donnerstagmittag Kappeln erreichen, um dort darauf zu warten, dass sie Ende Januar 2024 ihren Dienst zwischen Kosel (Schwansen) und Brodersby (Angeln) antreten kann. Dabei sollte die Fähre eigentlich schon längst in Betrieb sein, der Start hatte sich immer wieder verschoben.

Schlei: Warum der Fährverkehr im Januar 2024 eingestellt werden muss

„Das Warten hat endlich ein Ende“, sagt Fabian Lücht, Geschäftsbereichsleiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH). Der Landesbetrieb ist der Betreiber der Fähre. „Jetzt können wir endlich das machen, was wir schon so lange machen wollten – einen verbindlichen Plan für den Wechsel der beiden Fähren aufstellen.“

Dieser Plan sieht vor, dass die Umbauarbeiten, das Einhängen der neuen Wagenseilfähre und die Probefahrten rund drei Wochen in Anspruch nehmen werden, sodass laut Lücht der Fährbetrieb zwischen Kosel und Brodersby Ende Januar wieder aufgenommen werden kann.

Ostsee: Im Januar fahren weniger Schiffe auf der Schlei

„Mein Team und ich freuen uns schon sehr auf die neue Fähre“, sagt Pächter Rüdiger Jöns. „Der für den Austausch vorgesehene Zeitraum ist auch für uns perfekt, weil diese Verbindung zwischen den Schleiufern im Januar traditionell wenig nachgefragt wird.“ Auch generell seien zu dieser Zeit weniger Schiffe auf der Schlei unterwegs, was das Einhängen der Seile und die Probefahrten für die „Missunde III“ erleichtern werde.

Da die neue Fähre eigentlich schon deutlich früher eintreffen sollte, wurden bereits vor Monaten vorbereitende Maßnahmen an beiden Rampen getroffen, die beispielsweise deutlich tiefer gelegt wurden. Für die Anlegemanöver der kleineren „Missunde II“ seien diese Übergangslösungen bei Hoch- und Niedrigwasser eine Herausforderung, so Jöns. „Deshalb sind wir alle froh, wenn das bald vorbei ist.“

Missunde: Die solarbetriebene Fähre sollte schon viel früher fertig sein

Eigentlich sollte die neue, solarbetriebene „Missunde III“ nämlich schon im April dieses Jahres die „Missunde II“ ablösen. Doch dann verzögerten als Folge des Ukraine-Krieges Lieferengpässe bei elektronischen Bauteilen den Neubau und das Hochwasser die für die deutlich größere E-Fähre erforderlichen Umbauarbeiten. Zuletzt machte es das Niedrigwasser der Elbe der „Missunde III“ unmöglich, die Barthel-Werft in Derben in Sachsen-Anhalt zu verlassen.

In der vergangenen Woche hieß es dann doch „Leinen los“ für die Fähre, die am Sonntag auf ihrer 460 Kilometer langen Strecke nach Kappeln die Elbbrücken passierte. Da sie keinen eigenen Antrieb hat, muss sie geschleppt oder geschoben werden. So wie bei der Passage der Elbbrücken, als die Crew des Schubboots „Eddi“ nach Angaben des LKN.SH die „Missunde III“ bei Niedrigwasser durch das Nadelöhr manövrierte.

Alte Fähre darf nur noch mit Ausnahmegenehmigung auf der Schlei fahren

Zum Hintergrund: Aufgrund umfangreicher Änderungen bei den technischen Vorgaben und Bestimmungen für den Erhalt des Fährzeugnisses sowie verschärfter Sicherheitsanforderungen an die Fähre hatte das Land Schleswig-Holstein beschlossen, einen Neubau in Auftrag zu geben. Die „Missunde II“ verfügt aktuell über eine Ausnahmegenehmigung, die nur verlängert werden konnte, weil sich der Neubau verzögerte.

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Die „Missunde III“ wird erstmals nach dem Start des Fährverkehrs auf dieser Strecke im Jahr 1471 mit Batterie- und Solarunterstützung betrieben werden. Die rund 3,3 Millionen Euro teure Nachfolgerin der 2003 in Dienst gestellten „Missunde II“ wird auch erstmals Reisebusse und landwirtschaftliche Fahrzeuge übersetzen können.

Bis zu 120.000 Fahrzeuge und 50.000 Fahrräder wurden von der „Missunde II“ pro Jahr befördert. Die aktuelle Tragfähigkeit des Schiffes, dessen Fährgenehmigung eigentlich am 15. Oktober 2022 ausgelaufen wäre, liegt zurzeit bei 7,5 Tonnen. Die neue Fähre wird 50 Tonnen transportieren und bis zu 45 Personen gleichzeitig mitnehmen können.