Kiel. Zuwanderungsbericht für Schleswig-Holstein weist 619 neue Schutzsuchende aus. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien und Afghanistan.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Schleswig-Holstein untergekommen sind, ist zuletzt wieder stark gestiegen. 619 Schutzsuchende wurden im Juli 2024 im nördlichsten Bundesland erfasst, das sind zwar etwas weniger als im Vorjahreszeitraum, aber 25 Prozent mehr als im Monat zuvor. Das geht aus dem jüngsten „Zuwanderungsbericht“ des Landes hervor. Mehr als die Hälfte kommt aus nur drei Ländern: Syrien (252 Personen oder 25,6 Prozent), Afghanistan (117 oder 20,6 Prozent) und Irak (7,1 Prozent). Zudem sind im Juli fast 500 Flüchtlinge aus der Ukraine neu in Schleswig-Holstein registriert worden. Jetzt halten sich fast 40.000 Männer und vor allem Frauen und Kinder, die vor Putins Krieg geflohen sind, im nördlichsten Bundesland auf.

Laut amtlichen Zahlen hat das Land im Juli 1231 Flüchtlinge und Vertriebene zur Unterbringung an die Kommunen „weitergereicht“. Das sind 521 mehr als noch im Juni. Zumindest in den Landesunterkünften, in denen die Flüchtlinge die ersten Monate nach der Einreise verbringen, ist der Druck nicht mehr ganz so hoch wie noch zu Beginn des Jahres.

Migration in Schleswig-Holstein: Zahl der Flüchtlinge steigt, aber nur 19 Abschiebungen

Zuletzt, am 25. August, waren hier 4633 Menschen untergebracht – zum Teil auf „Jugendherbergsniveau“, so das Land. Zum Vergleich: In den Sammelunterkünften in Neumünster, Rendsburg, Bad Segeberg, Glückstadt, Kiel und in der mit Abstand größten in Boostedt standen zuletzt insgesamt 7123 Plätze zur Verfügung.

Rund ein Viertel der Menschen, die in zu Sammelunterkünften umgebauten Kasernen leben, sind Kinder. Diese Zahl nannte das Land auf eine Kleine Anfrage der SPD-Politiker Serpil Midyatli und Martin Habersaat. Im Schnitt leben die Kinder 135 Tage in einer großen Landesunterkunft, bevor sie in die Obhut der Kommunen kommen.

104 Abschiebungen in Hamburg in nur einem Quartal

Das Land hat im vergangenen Monat 19 Menschen abgeschoben, sechs weitere wurden in die für sie nach dem Dublin-Abkommen zuständigen EU-Staaten überstellt, 52 sind freiwillig ausgereist. Seit Beginn des Jahres hat Schleswig-Holstein 175 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgeschickt – zum Teil nach vorübergehender Inhaftierung in der Abschiebeeinrichtung in Glückstadt. Im Detail hat Schleswig-Holstein dieses Jahr 39 Türken, 32 Afghanen, 14 Algerier, jeweils zwölf Georgier sowie Iraker und elf Syrer abgeschoben. Hamburg geht im Ländervergleich konsequenter vor als das Nachbarland im Norden: Allein im zweiten Quartal dieses Jahres hat die Innenbehörde 104 Flüchtlinge außer Landes gebracht.

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Seit Monaten greift der FDP-Innenexperte Bernd Buchholz die Ausländerpolitik der schwarz-grünen Landesregierung scharf an. So spricht er jetzt, unter dem Eindruck der Messermorde von Solingen, von einem „fehlenden konsequenten Rückkehrmanagement in vielen Bundesländern – so auch in Schleswig-Holstein“. Man schiebe diejenigen ab, die rechtstreu sind und sich am Tag der Abschiebung in ihren jeweiligen Unterkünften aufhielten. Aber jene, die nicht erreichbar seien, könnten bleiben. „Warum ist das so? Weil die zuständigen Ausländerbehörden völlig unterbesetzt sind. Um sie zu entlasten, bräuchte es eine Zentralisierung in diesem Bereich“, kritisiert Buchholz ein ineffizientes Rückkehrmanagement. „Gerade Schleswig-Holstein gibt dabei ein besonders schlechtes Bild ab.“