Kappeln. Zwei junge Männer haben das Aurora übernommen – und auf den Kopf gestellt. Jetzt wollen sie ein Nebengebäude sogar komplett ersetzen.
Er erinnert sich noch genau, wie seine Mutter die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, als er ihr von seinen Plänen erzählte, das Aurora in Kappeln - besser bekannt als die Landarztkneipe – gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Djavad Mehinagic zu übernehmen. „Sie war wenig begeistert“, sagt Felix Bremer und lacht.
Kein Wunder. Schließlich sei das Restaurant mit dem kleinen Hotel zu dieser Zeit ziemlich heruntergekommen gewesen. Dass seine Mutter den Kauf als waghalsig, wenn nicht gar verrückt empfand, nur verständlich. „Um ehrlich zu sein, haben auch wir einen Schreck gekriegt, als wir sahen, wie es innen teilweise aussah.“
Ostsee: Landarztkneipe in Kappeln - das sind die Pläne der Inhaber
Jetzt, einige Jahre später, ist die Lage eine andere. Das Aurora ist frisch renoviert, die Hotelzimmer oftmals über Wochen hinaus ausgebucht. Und Bremer hat gemeinsam mit Mehinagic quasi nebenbei sogar noch ein weiteres Hotel übernommen und komplett saniert, das Schloßblick in Schleswig.
Doch der Reihe nach: Felix Bremer kommt aus Schleswig. Hier lernte er seinen Freund und Geschäftspartner Djevad Mehinagic kennen. Beide arbeiten schon lange in der Gastronomie. Bremers Eltern gehört in Schleswig das Bistro Marvil, er selbst ist gelernter Hotelfachmann. Mehinagic hat jahrelang das Restaurant Mühlenbach in Schleswig betrieben.
Die beiden Männer haben das Aurora Stück für Stück renoviert
Bis ins Jahr 2018 hatten beide allerdings keine Verbindung zu Kappeln. Das änderte sich, als sie das Aurora in der kleinen Stadt an der Schlei entdeckten. „Uns hat der Laden irgendwie gereizt“, sagt Bremer heute. Allein die Geschichte, die Verbindung zu der ehemaligen Vorabendserie „Der Landarzt“, „das war schon besonders“. Also hätten sie sich zusammengesetzt, alles besprochen – und wenig später das Haus mit angrenzendem Nebengebäude gekauft.
Beiden war allerdings sofort klar, dass es mit dem Kauf nicht getan war, berichtet Bremer. „Wir haben von Anfang an geplant, alles zu renovieren.“ Schon vor der Neueröffnung wurde das Restaurant überarbeitet, die Küche komplett erneuert. „Nur der Stammtisch, der ist bis heute geblieben“, sagt Bremer. Und die Bildergalerie. Schließlich seien Hotel und Restaurant weithin als Landarztkneipe bekannt.
Aus der Landarztkneipe in Kappeln wurde ein Steakhaus
Bremer und Mehinagic entstaubten auch die Speisekarte. Aus der Landarztkneipe wurde ein Steakhaus. Mehinagic ist für die Küche zuständig. Ein- bis zweimal in der Woche fahren die jungen Männer bis heute nach Hamburg zum Großmarkt. Ihr Ziel: Gute Qualität zu einem fairen Preis. „Das können wir nur bieten, wenn wir in Hamburg einkaufen“, so Bremer. Und wer nun Sorge hat, es gäbe nichts außer Steak, der irrt. „Wir haben eine abwechslungsreiche Karte, auch für Vegetarier ist was dabei.“
Stück für Stück renovierten die beiden anschließend die 14 Hotelzimmer im Haupthaus. Außerdem wurde der Frühstücksraum neu gestaltet, die Rezeption erneuert und verändert. Vor Kurzem wurde dann noch die Terrasse mit einer neuen und vor allem stabilen Überdachung versehen. Damit die Gäste auch bei dem wechselhaften norddeutschen Wetter geschützt draußen essen und trinken können.
Auch das Nebengebäude wurde renoviert - hier haben beide Inhaber aber andere Pläne
Auch im Nebengebäude mit seinen weiteren sieben Gästezimmern veränderten die beiden Unternehmer einiges. Die Elektrik wurde hier erneuert, die Bäder modernisiert und die Zimmer mit neuen Betten und Fernsehern ausgestattet.
Die große Renovierung wurde im Nebengebäude allerdings nicht vorgenommen. Aus gutem Grund. Bremer und Mehinagic wollen nämlich eigentlich das Haus abreißen und an der gleichen Stelle einen Neubau errichten. „Das Gebäude ist alt und verwinkelt, die Treppe steil, die Decken niedrig. Hier viel zu investieren, lohnt sich unserer Meinung nach nicht.“
Die beiden Unternehmer haben schon eine Bauvoranfrage gestellt
Eine Bauvoranfrage haben die jungen Unternehmer bereits gestellt. Sie möchten einen Neubau errichten, der sich in das Stadtbild einfügt, so Bremer. Allerdings mit einem Stockwerk mehr. Im Moment verfügt das Nebengebäude über zwei Geschosse. Wenn es nach Bremer und Mehinagic geht, sollen es künftig drei sein. „Mit Blick auf die Schlei. Das wäre hier mitten in der Stadt ein absoluter Traum.“ Bauausschuss und Stadtvertretung haben der Idee der beiden bereits zugestimmt.
Sechs kleine Wohnungen sollen hier dann Platz finden, zwei wollen die Eigentümer selbst nutzen. Andere sollen vermietet oder verkauft werden. Auch Ferienwohnungen können sich Bremer und Mehinagic in dem Gebäude vorstellen. „Das ist allerdings gar nicht so einfach, weil die Stadt eigentlich die Einrichtung von Ferienwohnungen untersagt hat.“
Noch gibt es keine genauen Pläne für den Neubau des Nebengebäudes in Kappeln
Wann genau das Projekt Neubau starten soll, wissen Bremer und Mehinagic noch nicht. „Jetzt beginnt erst einmal die Hauptsaison“, sagt der 34-Jährige. Eilig hätten sie es nicht, die Zimmer seien auch jetzt noch immer gut gebucht. „Wir werden das alles ganz genau durchdenken und planen.“
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Wenn die Sommersaison vorbei sei, dann wolle er sich gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und Freund wieder über die Pläne beugen. „Und dann schauen wir mal, was möglich ist. Es bleibt auf jeden Fall spannend.“