Kiel. Schleswig-Holstein erlaubt Ferien im ganzen Land, hat aber die Bedingungen geändert. In den Modellregionen reagiert man pikiert.
Die Ankündigung der Landesregierung, in gut einer Woche in ganz Schleswig-Holstein Tourismus zuzulassen, hat die Modellregionen gehörig durchgeschüttelt. In der Inneren Lübecker Bucht, die an diesem Sonnabend an den Start geht, wurden die Corona-Testfristen noch rasch an das Landesmodell angepasst.
Im Kreis Nordfriesland, seit dem 1. Mai am Start, kämpft man mit organisatorische Problemen – und fragt sich, ob es nicht besser gewesen wäre, mit dem Modellprojekt gar nicht erst begonnen zu haben.
Tatsache ist jedenfalls, dass die Öffnung am 1. Mai viel Arbeit gekostet hat – und am Ende der Hotellerie und Gastronomie doch nur einen zweiwöchigen Vorsprung verschafft hat, denn am 17. Mai darf nun im ganzen Land geöffnet werden. Und das ganz ohne umständliche Modellkonzepte.
Ostsee und Nordsee: Urlaub bald wieder überall möglich
Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen hält es dennoch für richtig, frühzeitig losgelegt zu haben. „Für die Tourismusbranche einschließlich der vielen dort Beschäftigten war es ein wichtiges Signal, dass es endlich wieder aufwärts geht“, sagt er. „Und die anfänglichen Schwierigkeiten werden jetzt nach und nach behoben. Unsere niedrigen Inzidenzwerte bestätigen, dass die Entscheidung zum Start der Modellregion nach wie vor vertretbar ist.“
Trotzdem stellt der Landrat etwas pikiert fest: „Die Entscheidung des Landes Schleswig-Holstein, ab dem 17. Mai im ganzen Land weitere Lockerungen auch für den Tourismus zuzulassen, hat die Nordfriesen überrascht.“ Viele würden sich fragen, ob der enorme Aufwand für die Vorbereitung der Modellregion am Ende gar nicht erforderlich gewesen wäre. Lorenzens Meinung dazu: „Auch ohne Modellregion hätten wir die umfangreichen Testkapazitäten für die Öffnungsschritte zum 17. Mai schaffen müssen.“
Der Modellregionsstart ist dennoch holprig gewesen. Zwar hat es bis vergangenen Donnerstag nach Angaben des Kreises bei insgesamt 47.976 gemeldeten Corona-Schnelltests nur 56 positive gegeben – 37 von Einheimischen und 19 von Übernachtungsgästen. Die Überprüfung durch PCR-Tests läuft noch. Aber – und das ist das große Manko bei diesen Zahlen – überraschend viele Schnelltestzentren haben ihre Daten nicht an den Kreis übermittelt. Der Überblick über die Corona-Lage ist also lückenhaft.
Corona-Tests für Urlauber an Ostsee und Nordsee
So meldeten an den Tagen seit dem 1. Mai von den insgesamt 39 Sylter Corona-Testzentren nur maximal 19 (48,7 Prozent) ihre Daten an den Kreis, an einem Tag waren es sogar nur drei (7,7 Prozent). „Wir brauchen auf jeden Fall von jedem Betrieb für jeden Tag eine Meldung, um die wissenschaftliche Begleitung zu sichern“, sagt Lorenzen. „Deshalb versenden wir zurzeit Erinnerungsmails, aber wenn es sein muss, werden wir auch Zwangsgelder verhängen.“
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Urlauber in Nordfriesland müssen sich derzeit alle 48 Stunden testen lassen. Die ab 17. Mai geltende Landesregelung sieht allerdings vor, dass das nur alle 72 Stunden geschehen muss. Der Kreis Nordfriesland wird diese Frist wohl übernehmen, Die Modellregion Innere Lübecker Bucht, die ursprünglich auch eine Zwei-Tages-Testpflicht vorsah, hat nun ebenfalls auf drei Tage umgestellt. Auch die gastronomische Sperrstunde (23 Uhr) aus der Landesregelung wird übernommen.
Schleswig-Holstein ändert Bedingungen für Urlaub
„Es macht keinen Sinn, jetzt mit einer Regel zu starten, die in einer Woche schon wieder verändert werden muss“, sagt Joachim Nitz, Tourismus-Chef in Timmendorfer Strand. In der Modellregion, zu der auch Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt in Holstein gehören, ist viel Vorfreude zu spüren. „Endlich geht es los“, sagt Nitz. Das Interesse der Urlauber sei groß. „Es klingelt wirklich durchgehend das Telefon“, sagt er. Die Anfragen beträfen jetzt nicht mehr nur die eigentliche Modellregionsphase von vier Wochen. „Es geht weit darüber hinaus.“
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Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) geht davon aus, dass Urlaub den ganzen Sommer über nur unter den jetzt vom Land festgelegten Bedingungen möglich sein wird. „Wir machen für Genesene, Geimpfte und Getestete auf“, sagt er. Buchholz stellt auch in Aussicht, die Bäderregelung wieder in Kraft zu setzen. Sie besagt, dass in 95 Tourismus-Orten in Schleswig-Holstein – nicht nur an den Küsten – die Geschäfte auch sonntags öffnen dürfen.
Restaurants an Ostsee und Nordsee können öffnen
Üblicherweise gilt dies jedes Jahr ab dem 15. März – inoffizieller Starttermin der Tourismus-Saison. Buchholz hatte jedoch den Start in diesem Jahr immer wieder verschoben. Er wollte keine zusätzlichen Anreize für Tagestourismus schaffen.
Doch nun fällt dieser Aspekt weg. Hotels und Ferienwohnungen können wieder Gäste beherbergen, Restaurants wieder öffnen. Tagestouristen werden zwangsläufig kommen. „Ich gehe davon aus, dass die Bäderregelung zum 17. Mai in Kraft gesetzt werden kann“, sagt der Minister. Das hieße dann wirklich: Die Urlaubssaison beginnt.