Keitum. Franca Lehfeldt und der Finanzminister Christian Lindner haben geheiratet – doch die Trauung lief anders als von vielen erhofft.
Regenschauer, dazwischen heitere Momente mit Sonnenschein und kräftigen Böen – so zeigte sich das Wetter am Donnerstag, am Tag der Promi-Hochzeit des Jahres auf Sylt – der standesamtlichen Trauung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der Journalistin Franca Lehfeldt. Typisches Küstenwetter, so wie das Leben eben auch ist, das für niemanden ausschließlich Sonnenschein und heitere Momente bereithält.
Das Sylt Museum in Keitum war der Ort für das Jawort des 43 Jahre alten Politikers und der 33 Jahre alten Journalistin – im Raum Seefahrt, wo die Schiffsmodelle stehen. Das friesische Kapitänshaus aus dem Jahr 1759 ist eine der pittoresken Außenstellen des Sylter Standesamts, das im Rathaus in Westerland seinen Sitz hat. Die Trauung nahm Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, vor. Der 47-Jährige ist auch Standesbeamter – wenn auch eher selten im Einsatz, denn es gibt vier feste Mitarbeiterinnen nur für diesen Job.
Lindner und Lehfeldt: Polizisten räumten Straße am Kliff
Die „Hochzeit des Jahres“ war mit Spannung erwartet worden. Im Vorfeld war nicht einmal die Uhrzeit der Zeremonie bekannt. Zunächst hatten etwa 15 Polizisten die Straße Am Kliff vor dem Gebäude geräumt und die circa 150 Schaulustigen und Fotografen sowie Kamerateams zurückgedrängt. „So ein Theater“, sagte ein Zaungast. Ein anderer Mann kritisierte. „Und wir müssen den Polizeieinsatz hier bezahlen, damit der Minister abgeschirmt heiraten kann.“
Danach bahnten sich geladene Gäste ihren Weg durch die Menge und verschwanden in dem Gebäude. Mit einem dunklen BMW mit hinten abgedunkelten Scheiben wurde das Brautpaar, das nur wenige Hundert Meter entfernt im Luxushotel Severin*s Resort & Spa logiert, um 16.05 Uhr direkt an das Gebäude gefahren. Ohne dass die Schaulustigen und Journalisten auch nur einen Blick auf das Brautpaar erhaschen konnten, gelangten die beiden durch den Hintereingang in das Gebäude. Die Enttäuschung war groß. „Jetzt haben wir so lange gewartet und haben die beiden noch nicht mal gesehen“, sagte eine Urlauberin.
Brautpaar präsentierte sich kurz der Öffentlichkeit
Um 17.40 Uhr verließ das frisch getraute Brautpaar dann das Museum doch durch den Haupteingang und präsentierte sich etwa 30 Sekunden der Öffentlichkeit, um dann im schwarzen BMW zu verschwinden. Sie trug ein weißes Kleid, er einen taubenblauen Anzug. Für den Abend stand für die geladenen Gäste ein Essen in der Vogelkoje in Kampen auf dem Programm.
Am Vormittag war noch alles ruhig gewesen in Keitum. Im Garten des reetgedeckten Museums stutzte ein Gärtner noch den Rasen. Die ersten Sicherheitsbeamten erkundeten den Ort der Hochzeit. Das Heimatmuseum öffnete um 10 Uhr ganz regulär für Besucher – bis 15 anstatt wie üblicherweise bis 17 Uhr. Damit war auch klar, wann die Zeremonie etwa anberaumt war. Touristen schauten sich die Gemälde an und tauchten in die Sylt-Historie ein. Und während sich drinnen die Museumsbesucher umguckten, sammelten sich draußen die ersten Fotografen und Journalisten.
„Wir haben in der Zeitung von der Hochzeit gelesen"
Unterdessen wappnete sich auch das Severin*s Resort & Spa vor einem möglichen Ansturm von Schaulustigen: Mehrere Sicherheitsdienstleute sorgten an der Zufahrt dafür, dass keine Unbefugten mehr auf die Anlage kommen. „Hier dürfen Sie nicht weiterfahren“, hieß es freundlich, aber bestimmt. Seit Donnerstag dürfen nur noch Hausgäste passieren. Hinter den Mauern des Luxushotels, wo die Zimmer je nach Kategorie 390 bis 3500 Euro pro Nacht kosten, liefen die Vorbereitungen des prominenten Hochzeitspaares auf Hochtouren. Die passende Frisur zur standesamtlichen Trauung ließ sich Franca Lehfeldt nach Abendblatt-Informationen von einer Sylter Friseurin im Hotel kreieren.
Gegen 14 Uhr hatten sich vor dem Museum in Keitum schon etwa 50 Schaulustige eingefunden, um später einen Blick auf das Brautpaar zu erhaschen. Darunter auch Brigitte Quadt und ihr Mann aus der Nähe von Goslar, die Urlaub in Westerland machen. „Wir haben in der Zeitung von der Hochzeit gelesen und dachten, wir schauen mal vorbei. Ich finde, die beiden sind ein hübsches Paar“, sagt die Urlauberin. Eine Stunde später waren es schon etwa 100 Schaulustige, viele direkt im Garten vor dem Gebäude. Zu ihnen gesellten sich mehrere Sicherheitsbeamte. Gegen 15.30 Uhr mussten die Zaungäste den Garten verlassen, ehe die Polizei mit großem Aufgebot auch die Straße räumte.
Kirchliche Trauung für Sonnabend angesetzt
Am Sonnabend ist die kirchliche Trauung in der Kirche St. Severin in Keitum geplant. Pastorin Susanne Zingel, die früher in Hamburg tätig war, wird die Eheschließung vornehmen. Für den Abend ist eine pompöse Feier im Promi-Lokal Sansibar in den Rantumer Dünen geplant – laut übereinstimmenden Medienberichten sind rund 140 Personen eingeladen.
Zu den Hochzeitsgästen am Sonnabend zählen wohl auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Justizminister Marco Buschmann, der stellvertretende Bundestagspräsident und FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki sowie Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Ebenfalls auf der Gästeliste: CDU-Chef Friedrich Merz und seine Frau Charlotte.
Sylt: Lindner-Hochzeit bringt Insel viele Schlagzeilen
Die bevorstehende Hochzeit sorgte in den vergangenen Wochen für viel mediale Aufmerksamkeit. „Eine Hochzeit wie die von Christian Lindner bringt Sylt viele Schlagzeilen und bedient das Klischee der Promiinsel. Damit können wir Gastgeber leben, auf jeden Fall steigert es den Bekanntheitsgrad von Sylt als Hochzeitslocation“, sagte Raphael Ipsen, Sylt-Vizechef des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband).
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Er wies aber auch darauf hin, dass das keineswegs Prominenten vorbehalten sei: „Heiraten kann hier jeder, das ist nicht den VIPs vorbehalten.“ Nach Angaben von Sven Lappoehn, Geschäftsführer des Sölring Foriining e. V, werden pro Jahr etwa 100 Hochzeiten im Sylt Museum gefeiert, davon sind zehn Prozent Sylter, 90 Prozent kommen vom Festland.