Westerland. Anlieger klagen wieder vermehrt über Lärm und bettelnde Punks in Westerland. Ein Streetworker wird noch dringend gesucht.
Die Suche nach einem Streetworker, der sich um die Punks in Westerland kümmern soll, scheint sich schwierig zu gestalten. Nach einem Beschluss im Hauptausschuss in der vergangenen Woche sollte dieser Job bereits seit dem 1. Juli 2022 besetzt sein. Doch ein Vertrag wurde noch nicht unterschrieben. „Einen Streetworker haben wir noch nicht“, bestätigte Nikoläs Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, auf Abendblatt-Anfrage.
Seit der Ankunft der ungewöhnlichen 9-Euro-Ticket-Gäste Anfang Juni 2022 gab es viel Unmut seitens der Geschäftsleute rund um den Wilhelminenbrunnen. Der Platz um die Brunnenfigur Dicke Wilhelmine in der Westerländer Fußgängerzone wurde zum Lieblingstreffpunkt der neuen Inselgäste, wo sich eine Szene verfestigt hatte. Im Rathaus Westerland hatten Anlieger in der Hauptausschusssitzung vergangene Wochen energisch Maßnahmen gefordert, damit das geschäftsschädigende Treiben vor ihrer Tür endlich aufhört.
Punks in Westerland auf Sylt: Die Dixie-Klos sind da
Zwei weitere Beschlüsse aus dem Hauptausschuss wurden nach Angaben des Sylter Bürgermeisters aber inzwischen umgesetzt: „Die Dixies sind da, Außendienst und Sicherheitsdienst arbeiten bereits.“
Die Dixies, mobile Toiletten in der Innenstadt, sind auch in der Nacht für die Gruppe aus Punks und Obdachlosen geöffnet, wenn die öffentlichen WCs um 22 Uhr geschlossen werden. Der Sicherheitsdienst soll an den neuralgischen Punkten in der Innenstadt Präsenz zeigen und zwar täglich von 13 Uhr bis 1 Uhr nachts. Die davor tätigen sogenannten Stadtlotsen, die bislang stets von Donnerstagmittag bis Sonntagabend durch die Stadt patrouillieren, waren nach Ansicht vieler Bürger dieser Aufgabe nicht gerecht geworden.
Sylt: Gruppe aus Punks und Obdachlosen wächst
Seit dem Wochenende ist die bunte Gästegruppe aus Punks und Obdachlosen wieder deutlich größer geworden. Zur angekündigten Demonstration am Sonnabend, 2. Juli, waren viele Punks angereist, die Demo mit 100 angemeldeten Teilnehmern hatte dann allerdings gar nicht stattgefunden und wurde am Ende nur ein kleiner Spaziergang mit weniger als 20 Menschen.
Viele von den Neulingen sind allerdings am Sonntag nicht wieder abgereist, sondern haben jetzt vor Rossmann auf der anderen Seite des Wilhelminenbrunnens ihr Lager aufgeschlagen. Die feste Gruppe, die schon seit Anfang Juni auf der Insel ist, hatte in der vergangenen Woche ihren Mittelpunkt in den Park am Rathaus verlagert, wo sie auch nach Meinung vieler Insulaner nicht wirklich störten, wenn sie laut Musik hörten und wild campierten. Nun sind sie also wieder im Zentrum und nicht zu übersehen und zu überhören. Nur bei Regen zerstreuen sie sich und suchen in Hauseingängen oder bei Dachunterständen wie etwa dem Edeka-Supermarkt Schutz.
Gastronom in Westerland leidet unter Punks: Umsätze sinken
„Es sind wirklich viele Neue da“, sagt ein Gastronom, der seinen Betrieb direkt am Brunnen hat, und die Punks und Obdachlosen seien auch nicht alle gleich. „Es gibt ganz peacige Wochenendpunks, die während der Wochen wahrscheinlich im Büro sitzen“, aber es gebe auch die anderen, die laut Musik anmachen und aggressiv betteln. Es werde Zeit, dass der Brunnen wieder für Familien zur Verfügung stehe. „Der Brunnen stinkt, das Wasser ist grün, aber da haben die Punks ja auch reingepinkelt.“ Er habe im Rathaus gefordert, dass immer Sicherheitspersonal vor Ort sei, „aber die Polizei fährt nur mehr mit dem Auto vorbei und dann wird die Musik am Brunnen in dem Moment schnell leiser gemacht.“
Und vom neuen Sicherheitsdienst habe er noch niemanden gesehen. Was er aber sieht, sind seine sinkenden Umsätze: „Im Juni waren es 30 Prozent weniger als üblich. Wenn das im Juli und August so weiter geht, weiß ich auch nicht, was wird.“ Dass der Umsatzrückgang nicht noch stärker war, habe er den Sylter Bürgern zu verdanken, „die haben uns extra die Stange gehalten und sind aus Solidarität gekommen. Darüber freuen wir uns extrem.“
Sylt am 16. Juli: Aufruf zur Demo "Klassenfahrt zu den Reichen"
Für das übernächste Wochenende, den 16. Juli, wird unter dem Motto „SyltEntern – Klassenfahrt zu den Reichen“ auf Twitter erneut dazu aufgerufen, sich auf den Weg nach Sylt zu machen, „Sommeroutfit an & Kommt mit zum #ReichtumUmverteilen!“ heißt es in dem Aufruf. Um 13.30 Uhr ist eine Demonstration vom Bahnhof Westerland nach Kampen geplant, um 18 Uhr ein Konzert in Westerland unter anderem mit Mülheim Asozial und Enemiegxs del Enemigo. Initator ist die Initiative WerHatDerGibt, ein Bündnis unterschiedlicher linker Gruppen.
Am 30. Juli wollen dann die Rechten demonstrieren, für das Datum moblisiert die Partei „Die Rechte“.
Vom 1. bis 14. August ist ein Protestcamp "gegen die Gentrifizierung und Abschottung der Reichen" auf Sylt geplant. "Mach mit und setze mit uns ein Zeichen für eine gerechtere Welt!", heißt es in dem Aufruf, in dem auch um Spenden gebeten wird. Für die Übernachtung soll es einen Zeltplatz geben. Die Aktion sei als politische Versammlung angemeldet worden.