Berlin. Tausende Polizisten sichern den G7-Gipfel in Italien. Anders als die Weltpolitik bleibt für sie nur ein marodes Kreuzfahrtschiff.

An diesem Donnerstag ist der G7-Gipfel 2024 mit den Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen gestartet. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm: Rund 2.600 Polizisten wurden abbestellt, die irgendwo untergebracht werden müssen: Als Unterbringung für die Beamten sollte zunächst ein Kreuzfahrtschiff dienen - allerdings sorgt dessen katastrophaler Zustand schon im Vorfeld des Gipfels für immense Probleme.

G7-Gipfel in Italien: Horror-Kreuzfahrtschiff dient als Hotel für Polizisten

Wie die Gewerkschaft der Polizei beklagt, seien die Polizisten wie Mäuse zusammengepfercht worden. Im krassen Gegensatz dazu steht die noble Unterbringung der am G7-Gipfel teilnehmenden Politiker: Die Regierungschefs sollen im luxuriösen 5-Sterne-Hotel „Borgo Egnazia“ in Savelletri nahe der Ortschaft Fasano untergebracht worden sein, wo auch der G7-Gipfel stattfinden wird.

Madonna und Justin Timberlake sind hier, im Süden von Italien, gern gesehene Gäste.
Madonna und Justin Timberlake sind hier, im Süden von Italien, gern gesehene Gäste. © AFP | HANDOUT

Das Luxus-Resort – 28 Villen sowie 63 Suiten oder Zimmer in traditionell apulischem Stil, dazu Restaurants, Pools, ein Golfplatz und ein Beachclub – ist noch keine 15 Jahre alt. Bislang las man darüber selten im politischen Teil, umso mehr in den Klatschspalten. Die US-Stars Justin Timberlake und Jessica Biel feierten hier 2012 groß Hochzeit, angeblich für mehrere Millionen Dollar.

Zu den regelmäßigen Gästen gehört A-Prominenz wie Madonna oder die Beckhams. Tatsächlich ist das Resort auch zu herkömmlichen Zeiten eine Festung: Ohne Reservierung kommt man nicht hinein. Das „Borgo Egnazia“ findet sich auch in den Ranglisten der besten Hotels der Welt. Die Preise sind entsprechend: Das Doppelzimmer kostet an manchen Tagen mehr als 2700 Euro.

Ein Zimmer im abgelegenen G7-Hotel Borgo Egnazia ist für Normalsterbliche nicht zu bekommen.
Ein Zimmer im abgelegenen G7-Hotel Borgo Egnazia ist für Normalsterbliche nicht zu bekommen. © AFP | HANDOUT

Für die Polizeikräfte hingegen seien aufgrund eines Mangels an verfügbaren Unterkünften enge Vans und eben das besagte Kreuzfahrtschiff mit dem Namen „Mykonos Magic“ bereitgestellt worden. Das Schiff liegt im Hafen von Brindisi, knapp 60 Kilometer von Fasano entfernt.

Außenansicht des Kreuzfahrtschiffs „Mykonos Magic“:

Polizisten bei G7-Gipfel berichten über katastrophale Zustände auf Kreuzfahrtschiff

Wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtete, soll die Klimaanlage an Bord der „Mykonos Magic“ defekt gewesen sein. Das habe dazu geführt, dass Polizisten offenbar mit offenen Türen schliefen, weil die Raumtemperatur in den Kabinen über 30 Grad gelegen habe. Darüber hinaus sei Wasser von der Decke getropft, wie es heißt.

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Die Sicherheitskräfte seien zudem lediglich mit kalten Speisen versorgt worden – vorausgesetzt sie hätten die lange Wartezeit in Kauf genommen. Den Berichten zufolge soll die „Mykonos Magic“, frei übersetzt „Mykonos Magie“, alles andere als magisch gewesen sein. Im Gegenteil: Polizisten bezeichneten das Schiff als eine echte Horror-Unterkunft, wie die italienische Zeitung „Il Messaggero“ berichtet. Demnach seien die Zustände vor Ort mit den „unmenschlichen hygienischen Bedingungen an Bord antiker Sklaverei-Schiffe vergleichbar“, heißt es weiter.

„Mykonos Magic“ gehörte vorher zu Costa Cruises

Die „Mykonos Magic“ ist ein ehemaliges Schiff von Costa Cruises, das ursprünglich 2004 als „Costa Magica“ in Dienst gestellt wurde. Mit einer Bruttoraumzahl von 103.000 Tonnen und einer Länge von 272 Metern bietet das Schiff Platz für 2.720 Gäste und verfügt über zahlreiche Annehmlichkeiten, darunter mehrere Pools, ein großes Casino, eine zweistöckige Diskothek und eine Vielzahl von Restaurants und Bars.

Nach der COVID-19-Pandemie wurde das Schiff im Februar 2023 von der griechischen Fährgesellschaft Seajets erworben und in „Mykonos Magic“ umbenannt. Es wurde in einem türkischen Trockendock renoviert und soll nun unter dem neuen Namen „Goddess of the Night“ für Neonyx Cruises betrieben werden. Dieses neue Kreuzfahrtunternehmen plant, ein „ultimatives Party-Erlebnis für Erwachsene“ auf Routen durch die griechischen Inseln und die Türkei anzubieten, darunter Stopps in Mykonos, Santorini, Piräus und Çeşme.

Apulien gehört zu den beliebtesten Regionen Italiens.
Apulien gehört zu den beliebtesten Regionen Italiens. © IMAGO / NurPhoto | Unbekannt

G7-Sicherheitskräfte wurden mittlerweile auf Hotels umgesiedelt

In einer Facebook-Mitteilung beklagte die regionale Polizei-Gewerkschaft die unzumutbaren Zustände für die Polizisten vor Ort. „Die logistischen und hygienischen Bedingungen stimmen nicht mit den vertraglich zugesicherten Bedingungen überein“, teilte die Abteilung für öffentliche Sicherheit des italienischen Ministeriums mit. Daraufhin soll den Polizisten am Dienstag eine neue Unterkunft zugewiesen worden sein. Insgesamt 1.262 Sicherheitskräfte seien bereits in umliegende Hotels umgesiedelt worden.

1.200 Polizisten sollen sich laut letztem Stand gestern noch auf dem Schiff befunden haben. Davon sollen knapp 600 im Laufe des gestrigen Tages auf andere Quartiere in Apulien umverteilt worden sein. Die Abteilung für öffentliche Sicherheit wolle sich das Recht vorbehalten, gegen die vertraglichen Verstöße vorzugehen, heißt es laut dem Magazin „Barron‘s“ weiter.

Sicherheit beim G7-Gipfel: Zusätzliche Einsatzkräfte werden abbestellt

Um die Sicherheit beim G7-Gipfel zu gewährleisten und insbesondere die Grenzen besser kontrollieren zu können, werden für die Absicherung des Gipfeltreffens zusätzlich 1.500 Soldaten eingesetzt. Neben der verschärften Grenzkontrolle sollen die Einsatzkräfte zudem die Region zwischen Bari und Brindisi überwachen, in der das Gipfeltreffen vom 13. bis 15. Juni stattfinden wird.

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