Berlin. Die FTI-Insolvenz trifft besonders derzeit Reisende hart. Sie werden des Hotels verwiesen oder trotz Pauschalreise zur Kasse gebeten.
- Nach der FTI-Pleite bekommen Urlauber in Hotels in Äygpten Probleme
- Die Angestellten fordern die Touristen dazu auf, das Hotel zu verlassen, wenn sie nicht Geld nachzahlen
- Der Deutsche Reiseversicherungsfonds (DRSF) und ein Anwalt machen zu dem schockierenden Verhalten eine klare Ansage
Der drittgrößte Reiseanbieter FTI meldete vergangene Woche Insolvenz an. Viele Urlauber sind verunsichert, fragen sich, was dies für ihre bevorstehende Reise bedeutet. Aber auch Reisende, die sich derzeit auf einer über FTI gebuchten Reise befinden, klagen über mangelnde Kommunikation des Unternehmens sowie des Deutschen Reiseversicherungsfonds (DRSF) und unzumutbare Zustände vor Ort.
FTI-Pleite: Hotels fordern Geld von Reisenden ein
Viele Touristen, die eine Reise mit FTI gebucht haben, könnten derzeit in ihrem Urlaub eine böse Überraschung erleben, wie mehrere Medien berichten. So fürchten Hotelbetreiber im Ausland wegen der FTI-Pleite um ihr Geld, weil manche Rechnungen noch nicht beglichen seien, was dazu führe, dass Reisende vor Ort erneut zur Kasse gebeten werden. Gerade Pauschalreisende, die ihre Zahlung gegenüber FTI bereits vorab geleistet haben, trifft das hart.
Ali Arnaout, Co-Geschäftsführer des DRSF, bezeichnete es als absolut inakzeptabel, „Reisende derart zu behandeln und dabei Grenzen zu überschreiten.“ Der Reisesicherungsfonds hat nach eigenen Angaben sehr schnell entsprechende Kostenübernahmeerklärungen an Reisende und Hoteliers abgegeben, um derartiges Verhalten zu verhindern. „Wir haben in den vergangenen Tagen und Nächten gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort alles daran gesetzt, den betroffenen Reisenden zu helfen und solche Vorkommnisse schnellstmöglich zu klären“, sagte Mees.
Stress statt Erholung: Paar mit Kind muss FTI-Reise vorzeitig abbrechen
Michael Kolbe soll sich mit seiner Freundin und seinem kleinen Sohn mitten im Pauschalurlaub in Ägypten befunden haben, als er von der Insolvenz des Reiseanbieters FTI informiert worden sei, wie er der „Frankfurter Rundschau“ erzählt. Als das Hotel in Hurghada von der Pleite erfahren habe, soll es von der Familie die vollständige Zahlung des zweiwöchigen Aufenthaltes verlangt haben. Und das, obwohl diese bereits im Voraus über FTI abgewickelt worden sei. Der Familienvater berichtete gegenüber dem Blatt weiter, dass das Hotel ihre Zimmerkarten vorübergehend deaktiviert habe.
Daraufhin solle der Manager des Hotels verlangt haben, dass die Urlauber die Rechnung begleichen oder bis um 12 Uhr des Folgetages das Zimmer verlassen. Die deutsche Botschaft in Kairo soll dem Hotel dann in einem Schreiben bestätigt haben, dass der DRSF die Kosten später erstatten würde. Der Manager des Hotels sei jedoch stur geblieben, wie Kolbe erzählt. Statt der 2.600 Euro, die die Reise inklusive Flügen gekostet habe, seien sogar 2.780 Euro in Bar verlangt worden.
Der DRSF habe dem Paar schriftlich jedoch nur eine Erstattung bis zu 80 Euro pro Person pro Nacht bewilligt. Aufgrund der Ausnahmesituation sei das Paar sogar bereit gewesen, die Summe zu bezahlen, habe aber keinen Zugriff auf Bargeld gehabt. Daher habe es sich entschlossen, den Urlaub vorzeitig zu beenden und die Rückreise auf eigene Kosten anzutreten. Nun hofft das Paar, die gesamten Kosten durch den DRSF erstattet zu bekommen.
Laut dem Reiserechtsexperten Kay P. Rodegra bestehen in dem Fall gute Chance auf Kostenübernahme - insofern sich betroffene Urlauber eine Quittung ausstellen lassen. Erreiche man dort niemand oder sei aus irgendeinen Grund Eile geboten, müsse sich der Urlauber unbedingt eine Quittung ausstellen lassen, wenn er Geld auslegt. „Anschließend kann der Urlauber den Beleg zur Erstattung beim DRSF einreichen“, so Rodegra.
Pauschalreisen 2024: Moderate Preissteigerungen erwartet
Während der Pandemie waren viele Menschen zurückhaltend bei langfristigen Reiseplanungen. Zu unsicher waren die Gegebenheiten, zu vieles konnte sich noch ändern bis zur Abreise. Inzwischen aber geht der Trend in die andere Richtung: zum Buchen mit viel Vorlauf. Die Frühbucherzahlen für den nächsten Sommer sind nach Angaben der Reisebranche schon jetzt vergleichsweise hoch.
Grundsätzlich werden Pauschalreisen im Jahr 2024 nicht günstiger, aber auch nicht viel teurer als 2023. Der Deutsche Reiseverband als Vertreter von Veranstaltern und Reisebüros rechnet mit allenfalls moderaten Preissteigerungen.
Geplante Ticketsteuererhöhung nicht einberechnet
Mehrere große Veranstalter gingen im Schnitt von Erhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Darauf deuten auch Daten hin, die das Online-Portal Holidaycheck Mitte November in einer Frühbucheranalyse von Familien-Pauschalreisen für die Oster- und Sommerferien 2024 veröffentlicht hat: Bei den berücksichtigen Angeboten von 65 Veranstaltern gab es im Schnitt einen Preisanstieg von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von 2022 auf 2023 lag die Steigerung laut Analyse noch bei durchschnittlich elf Prozent.
Drei Prozent bedeuten bei einem angenommen Reisepreis von vormals 3000 Euro, dass dieser auf 3090 Euro steigen würde. Bei elf Prozent wären es 3330 Euro. Die Schätzungen geben den aktuellen Stand wieder (Ende 2023): Die von der Ampelkoalition geplante Ticketsteuererhöhung für Flüge etwa könnte die Preise noch nach oben beeinflussen.
Was eine Pauschalreise ausmacht
Eine Pauschalreise ist im Regelfall eine Kombination aus mindestens zwei Reiseleistungen, die unter einem Vertrag von einem Veranstalter zusammengestellt wurde: oft Flug und Hotel, ergänzt durch weitere Bausteine wie etwa ein Hoteltransfer.
Der Vorteil von Pauschalreisen ist die Absicherung. Durchkreuzen zum Beispiel Streiks oder Naturkatastrophen die Urlaubspläne, muss der Veranstalter Abhilfe schaffen und Reisende gegebenenfalls auch zurückholen.
Individualreisende sind Verbraucherschützerin Wojtal zufolge in solchen Fällen oft schlechter dran. Sie müssen sich mit mehreren Vertragspartnern - von der Airline bis zum Hotel - auseinandersetzen, sind auf sich gestellt und bleiben mitunter auf Kosten sitzen.
Nach FTI-Insolvenz: Auch andere Reisende berichten von Horror-Urlaub
Ein anderer Urlauber, der seit Anfang Juni mit seiner Frau ebenfalls auf Ägypten-Reise in Hurghada war, berichtet dem „Merkur“ ebenfalls von verängstigten Hotelbetreibern. So habe das Hotel auch von ihm die Zahlung der Hotelrechnung verlangt, obwohl das Ehepaar die gesamte Reise bereits vorab bezahlt hatte, heißt es weiter. Könne er nicht zahlen, müsse er sich die ausstehenden 1500 Euro leihen. Das Hotel dürfe er solange nicht verlassen, hieß es laut seiner Aussage seitens des Hotels weiter. Aber auch andere Urlauber, die eine Reise mit FTI gebucht haben, sollen sich über die Hotelsituation vor Ort beklagt haben. So seien einige von ihnen vom Hotel prompt auf die Straße gesetzt worden, wie der „Merkur“ berichtet.
FTI-Pleite: Wie sollten sich Urlauber vor Ort im Hotel verhalten?
Grundsätzlich sollten Urlauber Zahlungen an Hotels während ihrer Reise möglichst vermeiden, meint Tourismus-Expertin Nina Hammer gegenüber dem „Merkur“. Besser sei es nach Meinung der Expertin, nach dem Management zu verlangen und die Angelegenheit in Ruhe zu klären. Für den Fall, dass Urlauber dem Hotel doch etwas zahlen, sollten sie sich eine schriftliche Bestätigung darüber aushändigen lassen. Denn die so entstandenen Mehrkosten könnten sie sich beim DRSF zurückerstatten lassen.
Hier erfahren Sie mehr zur Pleite des Reiseveranstalters FTI. Außerdem verraten wir Ihnen, inwiefern FTI-Reisende jetzt durch die Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook in 2019 profitieren.
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