Hamburg. Dass Schiffe Treibhausgase ausstoßen, die zur Klimaerwärmung beitragen, ist bekannt. Aber wie schädlich sind Kreuzfahrten wirklich?
Für viele Menschen ist eine Kreuzfahrt die schönste Urlaubsform: Man kann von Hafen zu Hafen schippern und so ganz ohne Stress verschiedene Städte erkunden und dazu auch noch zwischen zahlreichen Freizeit- und Unterhaltungsangeboten an Bord wählen. Doch was man dabei häufig vergisst, sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Denn Schiffe stoßen schädliche Substanzen aus.
Der internationale Schiffsverkehr hat nach Zahlen des Europäischen Parlaments zwar nur einen Anteil von 3,6 Prozent an den gesamten Treibhausgasemissionen im Verkehr. Die Emissionen haben jedoch nach den Corona-Jahren ein Allzeithoch erreicht. Aber wie umweltschädlich sind Kreuzfahrten? Und welche Maßnahmen ergreifen die Reedereien, um das zu ändern?
Warum sind Kreuzfahrtschiffe so schlecht für die Umwelt?
Kreuzfahrtschiffe stoßen hohe Mengen an Treibhausgasen in die Luft, die zur Luftverschmutzung und damit zur Erderwärmung beitragen, wie etwa:
- Kohlendioxid (CO2)
- Stickstoffoxide
- Schwefeloxide
- Rußpartikel
Die meisten Kreuzfahrschiffe werden noch immer mit Schweröl betrieben. An Land ist der Kraftstoff verboten, weil er hohe Mengen umweltschädlichen Schwefels enthält. Zudem belastet auch die Herstellung von Schweröl, die Umwelt – es wird nämlich durch Destillation von Erdöl gewonnen. Gelangt das Öl ins Meer, lagert es sich im Meeresboden ab, was weitreichende Folgen für das marine Ökosystem haben kann.
Hinzu kommt, dass es nicht überall strenge Regeln zur Abwasserentsorgung gibt. Manche Regionen erlauben es Kreuzfahrtschiffen nach wie vor, Toilettenwasser und Co. ungereinigt ins Meer zu spülen. Und auch Bioabfall, zu denen unter anderem Speisereste gehören, können in einer bestimmten Entfernung zur Küste ausgesondert werden. Nicht zuletzt können auch Kreuzfahrtpassagiere zur Verschmutzung der Meere beitragen, wenn sie Müll achtlos ins Wasser werfen.
Wie klimaschädlich ist eine Schiffsreise?
Bei einer einwöchigen Mittelmeerkreuzfahrt werden pro Person rund 1,9 Tonnen Treibhausgase produziert, wie das Umweltbundesamt auf ihrer Seite informiert. Zum Vergleich: Der Durchschnittsbürger in Deutschland verursacht bei der Nutzung von Auto, Bus und Bahn rund 1,5 Tonnen Treibhausgase – und das in einem ganzen Jahr.
Kreuzfahrt: Emissionen nehmen zu
Die in 2023 veröffentlichte Studie der europäischen NGO „Transport & Environment“ (T&E) zeigt, dass sich in der Kreuzfahrtbranche im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2019 in Sachen Klimaschutz nicht so viel getan hat, wie es sich Umweltschützer wünschen: Die Anzahl an Schiffen, ihre an Häfen verbrachte Dauer und die Menge an Treibstoff haben jeweils um rund ein Viertel zugenommen, schreiben die Studienautoren.
Dementsprechend seien auch die Emissionen hochgegangen. 2023 hätten Kreuzfahrtschiffe weltweit rund 9 Prozent mehr Schwefeloxide, 18 Prozent mehr Stickstoffoxide und 25 Prozent mehr Feinstaub ausgestoßen. Im Jahr 2022 hätten 218 Kreuzfahrtschiffe auf europäischen Gewässern mehr Schwefeloxide in die Luft gejagt als 1 Milliarde Autos – oder anders ausgedrückt: mehr als viermal so viel wie alle Autos auf dem Kontinent zusammengenommen.
Stärkere Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe in Hamburg
Die Städte, die am stärksten von der Luftverschmutzung durch Kreuzschiffe betroffen sind, seien laut der Studie von T&E Barcelona, Rom und Athen. In Hamburg hätten die Emissionen durch die Schifffahrt stark zugenommen: 2018 rangierte die norddeutsche Stadt noch auf dem 17. Platz der am stärksten verunreinigten Städte. Vier Jahre später belegt Hamburg schon den sechsten Platz.
Eine positive Entwicklung hat hingegen Venedig hingelegt: Seit 2021 ist es dort großen Kreuzfahrtschiffen verboten, am Hafen anzulegen. Dank dieser Maßnahme konnte die italienische Stadt, die 2019 unter allen europäischen Städten die stärkste Luftverschmutzung aufwies, die Schwefelemissionen von Kreuzfahrtschiffen um rund 80 Prozent senken, wie der Studie zu entnehmen ist, und fiel im Ranking auf den 41. Platz.
Schlechte Luft schadet der Gesundheit
Treibhausgase sind nicht nur für die Umwelt ein Problem, sondern auch für die Gesundheit. Es gilt als wissenschaftlich bewiesen, dass eine schlechte Luftqualität das Risiko für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes Typ II erhöhen können, wie es auch im Gesundheitsbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2023 verdeutlicht wird.
Forderungen nach Maßnahmen zum Umweltschutz für die Schifffahrt
Das jährliche Kreuzfahrtranking des Naturschutzbunds NABU bewertet die Klima- und Umweltschutzmaßnahmen der größten Reedereien. Letztes Jahr führten die beiden norwegischen Reedereien Hurtigruten und Havila die Liste an – sie konnten mehr als 50 Prozent der möglichen Maßnahmen umsetzen. Bewertet wurden etwa der verwendete Treibstoff, Systeme zur Abgasreinigung und die Nutzung von alternativen Energiequellen.
Zwar könne noch keine Reederei als klimafreundlich bezeichnet werden. Positiv sei NABU zufolge aber, dass es sich keine Kreuzfahrt-Reederei mehr leisten könne, gar keine Umweltschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Notwendigkeit zur Emissionsreduktion ist ins Bewusstsein der Kreuzfahrtbranche gerückt, nicht zuletzt, weil Veränderungen auf politischer Ebene angestoßen werden. Bis 2030 will die EU schließlich seine Emissionen um 50 Prozent reduzieren. Ab 2025 sollen strengere Grenzen für CO2-Emissionen für die Schifffahrt gelten, was Reedereien dazu bringt, verstärkt Bio- und synthetische Kraftstoffe zu nutzen.
Eine zentrale Forderung von Umweltschützern für die Kreuzfahrt, die sogenannte Landstrom-Pflicht, wurde zudem letztes Jahr von der EU für alle Schiffe ab 2030 beschlossen. Zum Hintergrund: Ein Kreuzfahrtschiff verbringt viel Zeit am Hafen, beispielsweise für das Ein- und Auschecken und während der Landgänge. Auch wenn keine Passagiere an Bord sind, braucht das Schiff Energie. Das geschieht in der Regel über Kraftstoff-betriebene Generatoren.
Die Emissionen können stark reduziert und die Schifffahrt klimafreundlicher gestaltet werden, wenn das Schiff Landstrom bezieht, der im Idealfall aus erneuerbaren Energien kommt. In Hamburg können Kreuzfahrtschiffe schon jetzt mit Landstrom versorgt werden. Aber: Die Schiffe müssen darauf ausgelegt sein, Strom von außen zu beziehen.
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In ausgewiesenen Umweltzonen darf zudem bereits jetzt kein Schweröl mehr genutzt werden. Zu den sogenannten Emissionskontrollgebieten gehören unter anderem die Nord- und Ostsee sowie die nordamerikanische Küste. Dort dürfen nur emissionsärmere Kraftstoffe zum Einsatz kommen, wie etwa Schiffsdiesel („Marinediesel“).
Hinsichtlich der Maßnahmen zur Emissionsregulierung besteht aber nach Ansicht von Umweltschützern noch viel Nachholbedarf: Für Schiffe gibt es bisher keine Pflicht für Rußpartikelfilter – im Straßenverkehr gibt es sie in der EU seit 2018. Außerdem wird häufig kritisiert, dass die internationale Schifffahrtsorganisation nur Grenzwerte für Schwefeloxide und Stickoxide vorgibt, nicht aber für andere umwelt- und gesundheitsschädliche Schadstoffe wie Feinstaub oder Ruß.
Deutsche Reedereien setzen verstärkt auf Klimaschutzmaßnahmen
Viele deutsche Reedereien wollen ihre Flotten umzurüsten, um sie umweltverträglicher zu machen. So nutzt AIDA schadstoffärmeres Flüssiggas, z.B. bei der „AIDAnova“ und der „AIDAcosma“. Auf Schiffsdiesel setzen Hapag Lloyd und Plantours.
Die TUI-Chefin, Wybcke Meier, hat im Gespräch mit „Tagesspiegel“ erklärt, dass alle Mein-Schiffe Abgasreiniger zur Reduktion von Schwefeloxiden und Ruß besäßen und mit Landstromanlagen ausgerüstet seien. TUI habe daher die „energieeffizienteste Flotte weltweit“, so Meier. Erst kürzlich wieder zudem bekannt, dass „Mein Schiff 7“, das noch dieses Jahr auslaufen wird, mit emissionsärmerem Schiffsdiesel betrieben werden soll. Bis 2030 soll die Flotte vollständig klimaneutral werden.
Kreuzfahrtpassagiere können ihren CO2-Fußabdruck senken
Wenn man mit einem Kreuzfahrtschiff reisen möchte, kann man selber Maßnahmen ergreifen, um die eigene CO₂-Bilanz zu verbessern. Wenn man etwa von einer weiter entfernten Stadt oder einem anderen Land anreisen muss, sollte man, wenn möglich, mit dem Zug anstatt mit dem Flugzeug reisen. Und auch an Bord gibt es viele Möglichkeiten, sich möglichst umweltschonend zu verhalten, indem man zum Beispiel beim Duschen Wasser spart, Handtücher mehrmals verwendet und keinen Abfall ins Meer entsorgt.
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