Mehr als 10.000 Menschen sahen zu, wie sich das riesige Kreuzfahrtschiff “Disney Dream“ aus der Bauhalle der Meyer Werft schob.
Papenburg. Es ist das größte je in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff: Im Schneckentempo schiebt sich der Kreuzfahrtriese „Disney Dream“ aus der 500 Meter langen und 75 Meter hohen Bauhalle der Meyer Werft. Mit der kurzen Fahrt an die Ausrüstungspier ist der erste Schritt des Schiffs für die künftigen Reisen in der Karibik getan. Vor mehr als 10.000 Schaulustigen im niedersächsischen Papenburg ist es für den Konzern rund um Micky, Donald und Pluto der Startschuss für eine Expansion im Kreuzfahrtgeschäft. Bis 2012 will die Traumfabrik die Flotte von zwei auf vier Schiffe verdoppeln. „Eine weitere Expansion ist nicht ausgeschlossen“, sagt Tom Wolber. Er ist bei Disney Cruise Line für das Management der Schiffe von der Logistik bis zum Entertainmentprogramm für Kinder verantwortlich. „Wir sind sehr gesund“, beschreibt er die wirtschaftliche Lage der Kreuzfahrtlinie. Zielgruppe:Familienreisen.
Dabei legt Wolber Wert darauf, dass die Schiffe elegant sind und nicht auf allen Decks an Disneys Filmindustrie erinnern. Ganz ohne geht es dennoch nicht. Die rot beleuchteten Schornsteine sind Markenzeichen des künftigen Eigners und am Bug prangt als Emblem groß Micky Maus in Kapitänsuniform. Die „Disney Dream“ übernimmt der Konzern am 9. Dezember – nach der Überführung über die Ems Mitte November. Mit der „Disney Fantasy“ soll das nächste Schiff 2012 folgen. Ebenso wie ihr Schwesterschiff soll auch sie 340 Meter lang und 37 Meter breit werden. Auf 16 Decks sollen rund 4000 Passagiere auf dem schwimmenden Hotel künftig Urlaub machen. Dabei können sie sich unter anderem auf einer 245 Meter langen Wasserrutsche durch die oberen vier Decks des Schiffes schlängeln.
Für die Meyer Werft stehen nach der „Disney Dream“ noch neun Kreuzfahrtriesen in den Büchern – Auftragsvolumen rund vier Milliarden Euro. Erst jüngst kam ein Auftrag für zwei Luxusliner hinzu. Grund zur Euphorie sieht der Chef des Traditionsunternehmens, Bernard Meyer, dennoch nicht. „Die Krise ist überhaupt nicht überwunden“, sagt er und spielt auf die maue Lage der Schiffbauer während der Wirtschaftskrise rund um den Globus an. „Der Weltmarkt für Kreuzfahrtschiffe wird zurückgehen“, ist sich Meyer sicher. Und nach wie vor versuchten Japaner und Koreaner, in diesen Markt zu drängen, weil die Chinesen ihnen in ihren klassischen Schiffbaufeldern das Leben schwer machten. Erleichtert über die jüngsten Aufträge ist der Werftchef dennoch. Es sichert der Schiffsschmiede mit ihren 2500 Beschäftigten für mindestens ein weiteres Jahr Arbeit und die Kurzarbeit kann Stück für Stück abgebaut werden. Auch müssten neue Ingenieure gesucht und eingestellt werden.
Den mehr als zehntausend Zuschauern waren diese Probleme auf dem Weltmarkt am Samstagabend wohl egal. Sie verfolgten bei diesigem Wetter auf matschigem Boden bei einem Feuerwerk die kurze Fahrt des neuen Meyer-Schiffes. Hunderte kamen wieder mit ihren Wohnmobilen, um den Neubau zu bewundern.