In der Werft in Papenburg geht es mal wieder um einen Rekord: den Bau des bisher größten Kreuzfahrtschiffes aus Deutschland, der “Disney Dream“.
Hamburg. Für die Mitarbeiter der Meyer Werft in der niedersächsischen Provinz sind Superlative im Grunde nichts Neues. Sie bauten in die "Aidaluna" jetzt erstmals ein Freilichtkino ein und schufen mit der "Celebrity Solstice" einen Luxusliner, der zum ersten Mal eine echte Rasenfläche zum Golfen und eine Glasbläserei an Bord hat. Gestern ging es in Papenburg wieder um einen Rekord: den Bau des bisher größten Kreuzfahrtschiffes aus Deutschland. Mit der Kiellegung der "Disney Dream" liefen gestern die Arbeiten für das 340 Meter lange und 37 Meter breite Schiff an. Die Kiellegung ist eine zentrale Etappe im Schiffbau: Hierbei wird der erste Block des Schiffes in das Baudock gehoben. Die "Disney Dream" soll bereits 2011 in die Disney-Cruise-Line-Flotte aufgenommen werden.
Das zweite neue Schiff, die "Disney Fantasy", folgt 2012 ebenfalls aus der Papenburger Werft, die in der flachen Wiesenlandschaft des Emslandes aufragt wie ein künstlicher Berg. Beide Ozeanriesen werden jeweils über 1250 luxuriös eingerichtete Kabinen verfügen. Disney Cruise Line wird damit ihre Passagierkapazität mehr als verdoppeln. Heimathafen der beiden neuen Schiffe, die jeweils deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten sollen, wird Port Canaveral in Florida.
Bis Ende 2012 hat die Meyer Werft Aufträge für acht Schiffe mit einem Volumen von weit mehr als vier Milliarden Euro. Damit schlägt sich Meyer in einem schwierigen Umfeld mit großen Konkurrenten wie Fincantieri (Italien), STX (Korea) oder Chantiers de l'Atlantique aus Frankreich überdurchschnittlich gut. Zwar prognostizieren Experten im wichtigen deutschen Markt eine zunehmende Beliebtheit von Kreuzfahrten.
"Wir schätzen, dass sich die Zahl der Gäste bei Hochseekreuzfahrten von derzeit eine Million auf zwei Millionen bis 2018 verdoppeln wird", sagte Helge H. Grammerstorf von SeaConsult dem Abendblatt. Die Reedereien seien in der Wirtschaftskrise vorsichtiger geworden und hielten sich bei Bestellungen von neuen Schiffen zurück. "Bei Containerschiffen gibt es ja schon Abbestellungen", sagte der Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung, der auch davor warnte, dass mit den möglichen Staatshilfen für die Wadan-Werft die Wettbewerbsfähigkeit von Meyer geschwächt werden könnte. Mit der neuen Rekordgröße bei den Kreuzfahrtschiffen liegt Meyer laut Grammerstorf im Trend. Es gebe weder technisch noch praktisch eine Größenbeschränkung bei den Meeresriesen. Allerdings könne es Probleme bei den Gästen geben, wenn der Betreiber die Bildung von Warteschlangen nicht im Griff habe und nur noch große Häfen und keine kleineren, idyllischen Liegeplätze angesteuert werden könnten, warnte der Experte.
Mittelfristig erwartet die Branche, dass sich die Nachfrage für Kreuzfahrtschiffe wieder sehr positiv entwickelt. Meyer ist darauf vorbereitet: In diesen Tagen weihte die Werft einen neuen Laserschneidtisch für 80 Millionen Euro ein. Es ist der größte der Welt. Wieder ein Rekord.
Die aktuellen Schiffspositionen auf der Elbe sehen Sie auf unserer interaktiven Karte.