Großensee. In Einrichtung können 16 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren betreut werden. Warum Aufnahme erst seit Kurzem möglich ist.

Seit Monaten steht ein großer Bauwagen mit grünen Fensterläden ganz hinten rechts in der Ecke auf dem Parkplatz am Freibad Großensee. Dort nimmt am Freitag, 1. September, der neue eingruppige Awo-Naturkindergarten Großensee seinen Betrieb auf. Er bietet 16 Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren. Doch noch längst sind nicht alle Plätze belegt.

Warum das so ist, erläutert Leiterin Sabrina Malinowski (41). Sie sagt: „Die Eröffnung war ursprünglich zum 1. April geplant.“ Doch es sei nicht so einfach gewesen, Erzieher zu finden, „die das ganze Jahr über Lust haben, draußen zu sein“. Dass es trotzdem gelungen ist, die Einrichtung personalmäßig gut aufzustellen, sieht Katrin Buchholz, Bereichsleiterin für die Awo-Kitas im Kreis Stormarn, als Glücksfall an.

Naturkindergarten: Platz zum Toben, Lernen und Rückzugsort

Laut Malinowski hat es viele positive Rückmeldungen und Interesse seitens der Elternschaft gegeben, doch viele hätten früher einen Platz benötigt und seien inzwischen an anderer Stelle untergekommen, weil die personelle Besetzung erst nach der eigentlichen Anmeldephase gesichert gewesen sei. „Ich wollte den Eltern im Vorhinein keine Versprechungen machen, denn dann hätte das Risiko bestanden, dass sie ohne Kitaplatz dastehen.“ Wer für seinen Nachwuchs bislang keinen Kitaplatz gefunden hat oder aufgrund der örtlichen Nähe oder der speziellen Ausrichtung lieber zum Naturkindergarten wechseln möchte, hat also nach wie vor die Möglichkeit einer Anmeldung für das laufende Kitajahr.

Malinowski hat bereits in einem anderen Awo-Waldkindergarten – weitere gibt es in Stormarn in Ahrensburg und Großhansdorf – Erfahrung gesammelt und steht voll hinter dem Konzept. Sie sagt: „Das hat mir sehr gut gefallen. Wenn wir mit den Kindern nach draußen gehen, finden sie dort alles vor, was sie brauchen.“ Der Naturraum fungiere als weiterer Erzieher. Die Kinder könnten dort wild sein und sich ausprobieren, bei Bedarf könnten sie sich aber auch zurückziehen, ohne dass eines die Bedürfnisse des anderen störe. Durch den Aufenthalt und das Spiel in der freien Natur werde die Motorik besonders gefördert und die Kinder gestärkt.

Bei sehr schlechtem Wetter gibt es eine Ausweichmöglichkeit

Feste Plätze, wie sie der Bauwagen bietet, seien in Schleswig-Holstein vorgeschrieben. Dass die Einrichtung das Gelände des Freibads nutzen darf, verbucht Buchholz als großes Plus. Sie sagt: „Das Besondere an der neuen Kita ist die unmittelbare Nähe zum Großensee und das Naturschutzgebiet mit seinem alten Baumbestand in direkter Nachbarschaft.“ Malinowski ergänzt: „Das Gelände des Freibads nutzen wir besser außerhalb der Saison.“ Vom Parkplatz führe ein Trampelpfad zu einer Wiese und einem kleinen Waldstück. Die Gemeinde hat dort einen Platz geschaffen, wo die Gruppe beispielsweise zusammen frühstücken kann.

Alles Notwendige werde in einem Bollerwagen transportiert. „Bei sehr schlechtem Wetter können wir das Dörphus und die Turnhalle mitnutzen“, so Malinowski. Die Kinder würden immer von zwei Personen gleichzeitig betreut. Dabei setzt die Leiterin mit Erzieherin Anika Brück (48) und der pädagogischen Assistentin Anita Scholz (41) auf ein kompetentes Team. Den Unterschied zum Waldkindergarten erläutert Malinowski so: „Im Waldkindergarten gehen die Kinder in den Wald, wir sind hingegen im ganzen Naturraum unterwegs.“ Beim Aufenthalt im Freien sei langärmlige Kleidung selbstverständlich, zusätzlich könnten Eltern die Kinder gegen Zecken einsprühen. Anika Brück sagt: „Zecken kommen auch in anderen Kitas vor. Wichtig ist, dass sie frühzeitig entfernt werden.“

Bauwagen hat eine Komposttoilette, Wasser wird angeliefert

Blick ins Innere des ausgebauten Bauwagens. Drinnen riecht es nach Holz. Rechts ist die Teeküche untergebracht, hinter der Tür befindet sich die Toilette. Die Sitzgelegenheiten bieten zusätzlichen Stauraum und die Tische lassen sich variabel gruppieren.
Blick ins Innere des ausgebauten Bauwagens. Drinnen riecht es nach Holz. Rechts ist die Teeküche untergebracht, hinter der Tür befindet sich die Toilette. Die Sitzgelegenheiten bieten zusätzlichen Stauraum und die Tische lassen sich variabel gruppieren. © Elvira Nickmann

Die Betreuungszeiten sind täglich von 8 bis 14 Uhr. Dass der Kindergarten nicht länger geöffnet ist, liegt in der Natur der Sache. „Mit einem Wagen, wie wir ihn haben, ist das nicht anders erlaubt“, sagt Malinowski. Das Innere ist gemütlich mit viel Holz ausgestattet. „So ein Bauwagen ist keine Selbstverständlichkeit. Da hat die Gemeinde Großensee auch dazu beigetragen, weil sie Geld in die Hand genommen und so die Grundausstattung gesichert hat“, lobt Buchholz.

Die Komposttoilette und ein Waschbecken befinden sich in einem separaten Raum. Einen Anschluss für Wasser gibt es derzeit nicht, es wird in Kanistern angeliefert. Die Bereichsleiterin sagt: „Das ist erst einmal so vorgesehen und wird jetzt ausprobiert. Wenn es notwendig ist, wird nachgebessert – vielleicht mit großem Wasserbehälter.“ Das Ganze sei ein Entwicklungsprozess, „so ein Ort wächst mit der Zeit“.

Eltern können ihre Kinder auf eine Warteliste setzen lassen

Der pädagogische Ansatz der Erzieher basiert auf dem sogenannten Reggio-Konzept. Es geht davon aus, dass Kinder als Forscher und Konstrukteure ihre eigene Entwicklung und Bildung mitgestalten. So werden das Vertrauen der Kinder in ihre Selbstwirksamkeit und ihre Resilienz gefördert.

Einige Kinder, die zum jetzigen Zeitpunkt noch zu jung sind, um aufgenommen zu werden, stehen bereits auf einer Warteliste. Wer sich für einen Platz in der Kita interessiert, kann sich unter awo-stormarn.de/awo-naturkiga-grossensee informieren, per E-Mail an naturkiga-grossensee@awo-stormarn.de Kontakt aufnehmen oder einfach zum nächsten Infoabend in der Kita am Donnerstag, 14. September (19 Uhr), kommen. Malinowski ist bestens vorbereitet. Mit einem Schmunzeln sagt sie: „Dann können uns die Eltern Löcher in den Bauch fragen.“