Grönwohld. Seit Schließung der alten Edeka-Filiale wünscht sich das ganze Dorf einen neuen Laden. Wer dem geplanten Tante-Enso-Laden zuvorkam.

Die massive Verzögerung bei der Neuansiedlung eines Verbrauchermarkts für die Ende Januar vergangenen Jahres geschlossene Edeka-Filiale in Grönwohld hat einen neuen Player auf den Plan gerufen. In der Poststraße öffnete kürzlich ein orientalischer Shop seine Pforten. Betreiber ist Madjid Parsa, der eigentlich Großhändler für Nüsse und Gewürze ist. „Offenbar hat es sich herumgesprochen, dass ich auch Erfahrungen als Einzelhändler gesammelt habe. Deshalb bin ich immer öfter gefragt worden, ob ich nicht einen Dorfladen eröffnen könne. Diesem Wunsch bin ich schließlich nachgekommen“, sagt der 58-Jährige.

24-Stunden-Shop lässt weiter auf sich warten

Wie bereits berichtet, plant das Bremer Unternehmen MyEnso seit Monaten, die entstandene Angebotslücke in Grönwohld zu füllen. Im Ort soll der erste Tante-Enso-Laden im Kreis Stormarn entstehen, in dem die Kunden mithilfe eines elektronisch überwachten Kartensystems an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr einkaufen können.

Aus verschiedenen Gründen konnte das Vorhaben bislang jedoch nicht umgesetzt werden. Nachdem sich die Hoffnungen auf einen schnellen Abriss der ehemaligen Edeka-Filiale samt anschließendem Neubau eines kombinierten Wohn- und Geschäftshauses mit 26 altersgerechten Wohnungen, vier Reihenhäusern und einer 300 Quadratmeter umfassenden Gewerbefläche an gleicher Stelle zerschlagen hatten, soll der Tante-Enso-Shop nun auf dem Hof des Büttenwarder-Wirts Enno Oetjen realisiert werden.

Vorerst einen Mietvertrag für 15 Monate geschlossen

Wann er eröffnet wird, ist indes weiter unklar. Vielen Grönwohldern, darunter etliche, die bereits Anteile an dem genossenschaftlich organisierten Unternehmen erworben haben, zeigten sich zuletzt genervt von der sich immer mehr in die Länge ziehenden Hängepartie. Und schalteten schließlich Madjid Parsa ein.

Reis aus Arabien, Persien und Indien kann in 10-Kilo-Säcken, 5-Kilo-Beuteln und 900-Gramm-Tüten gekauft werden.
Reis aus Arabien, Persien und Indien kann in 10-Kilo-Säcken, 5-Kilo-Beuteln und 900-Gramm-Tüten gekauft werden. © HA | Lutz Kastendieck

„Im Tennisverein, in der Nachbarschaft, auf der Straße – immer wieder wurde ich angesprochen“, berichtet der gebürtige Iraner, der als 24-Jähriger nach Deutschland kam und 2018 nach Grönwohld gezogen ist. Er habe dann mit der Familie besprochen, was leistbar sei, um den Laden zum Laufen zu bringen.

Kurze Zeit später habe er dann Kontakt mit dem Immobilienkontor Nord aufgenommen, das die ehemaligen Edeka-Räume inzwischen im Auftrag des Eigentümers vermietet. „Wir sind uns schnell einig geworden und ich habe vorerst einen Vertrag für 15 Monate geschlossen“, so Parsa.

Viele Importe aus Nordamerika und dem Nahen Osten

Zuerst hat der erfahrene Kaufmann auf 250 Quadratmetern vor allem das angeboten, womit er als Großhändler normalerweise handelt: Gewürze und Nüsse, Trockenfrüchte und Reis. „Ich importiere diese Produkte aus mehr als einem Dutzend Ländern Europas, Nordamerikas, Afrikas, Asiens und dem Nahen Osten, in der Regel in großen Mengen“, sagt Parsa.

So stapeln sich in seinem Basar etwa 10-Kilo-Säcke, 5-Kilo-Beutel und 900-Gramm-Tüten gefüllt mit Reis aus Arabien, Persien und Indien, sowie Nüssen und Pistazien aus Kalifornien, Ghana, Nigeria und Vietnam. In den Regalen finden sich aber auch Öle, viele Gläser mit eingelegten Gewürzgurken, Oliven und Peperoni sowie spezielle Datteln als Hausmarke.

Einkauf zu Großhandelspreisen lockt die Kunden

„Bei mir können die Kunden viele Waren zu Großhandelspreisen einkaufen, die zumeist 30 bis zu 40 Prozent unter den marktüblichen Preisen liegen“, erklärt Parsa. Würden etwa 150 Gramm Pistazien in den bekannten Discountern und Supermärkten zwischen 3,99 und 5,99 Euro kosten, so sei im Royal Oriental Shop ein ganzes Pfund für 7,50 Euro zu haben.

Stammkundin Angela Ryll wählt aus verschiedenen Sorten Obst und Gemüse aus.
Stammkundin Angela Ryll wählt aus verschiedenen Sorten Obst und Gemüse aus. © HA | Lutz Kastendieck

Ähnlich deutlich ist der Preisunterschied auch bei Rosinen. Parsa biete zwei Kilo für vier Euro an, während es woanders für zwei Euro gerade einmal 300 Gramm gebe. Doch die verlockenden Preise sind nicht der einzige Grund, warum Familie Parsa Woche für Woche mehr Kunden und steigende Umsätze verzeichnet.

Schon jetzt mehr als 600 Produkte im Angebot

„Eigentlich versuchen wir alles ins Angebot aufzunehmen, was sich die Kunden so wünschen“, verrät Parsa. Deshalb fährt er jetzt fast täglich zum Großmarkt in Hamburg, um 20 verschiedene Sorten Obst und Gemüse zu ordern. Demnächst soll im Kühlschrank für die kühlen Getränke zudem Platz für Milch, Schafskäse, Joghurt und Quark geschaffen werden, weil das Kunden immer wieder nachfragen. So umfasst das Angebot bereits jetzt mehr als 600 Produkte.

Angela Ryll schaut inzwischen fast jeden Tag im Royal Oriental Shop vorbei. „Hier kaufe ich viele Waren ein, die man so kaum woanders bekommt“, sagt die Grönwohlderin. Schon der Duft im Laden sei besonders, das ganze Ambiente sorge für einen anderen Spirit, ein geradezu exotisches Einkaufserlebnis.

Tante Enso soll ein paar Hundert Meter weiter öffnen

Deshalb hoffe sie, die stets freundliche Familiencrew, zu der auch Parsas erwachsene Kinder zählen, werde den Laden selbst dann weiterführen, wenn irgendwann Tante Enso ein paar Hundert Meter die Straße runter eröffnet. „Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft, das kann für uns Kunden nur gut sein“, so Ryll.

Nachwuchsimker Noah Gatzemeyer darf in dem Laden seinen Honig anbieten.
Nachwuchsimker Noah Gatzemeyer darf in dem Laden seinen Honig anbieten. © HA | Lutz Kastendieck

Das sieht Barbara Jansen aus dem benachbarten Linau ganz genauso. „Ich habe mich gefreut, dass endlich wieder Leben in der ehemaligen Edeka-Filiale pulsiert. So eine positive Initiative muss man einfach unterstützen“, sagt Jansen. Eigentlich hatte sie bei ihrem Besuch auf frische Kirschen gehofft. Mit denen konnte Madjid Parsa diesmal aber nicht aufwarten. „Deshalb habe ich mich mit einem leckeren Nuss-Mix getröstet und komme einfach morgen wieder“, verspricht sie.

Noah Gatzemeyer ist ein Stammkunde der ersten Stunde. „Hier gibt es total leckere Süßigkeiten aus dem Orient, da kann ich einfach nicht widerstehen“, offenbart der 13-Jährige. Außerdem müsse er doch prüfen, ob sich auch sein Honig verkaufe. Gemeinsam mit seinem Schulkameraden Dominik kümmere er sich um ein eigenes Bienenvolk, das ihnen schon 60 Gläser feinste Frühtracht mit Raps beschert habe, berichtete der Nachwuchsimker.

Ein Dutzend davon stehen jetzt im Royal Oriental Shop Grönwohld. „Ja, ja, selbstverständlich handeln wir auch mit regionalen Erzeugnissen“, sagt Madjid Parsa und lächelt. Gerade Honig würde wunderbar in die Produktpalette des Ladens passen.