Lütjensee. Die Gemeinden Großensee und Lütjensee lassen potenzielle Zufahrten zum beliebten Badesee zupollern. Das sind die Gründe.

Kehrt jetzt endlich Ruhe ein am Nordstrand des Großensees, oder wurde nur die nächste Eskalationsstufe im Streit um Parkflächen gezündet? In den vergangenen drei Tagen entstand an der Großenseer Straße ein dichtes Spalier aus 170 schwarz-weißen Verkehrsleitpfosten, die das Wildparken dort künftig verhindern sollen. „Das hatte in den vergangenen Jahren ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr hinnehmbar war“, sagt Lütjensees Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU) unserer Redaktion.

Beschwerden hat es von Spaziergängern gegeben, vor allem aber von vielen Radfahrern, auch über den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Weil die Fahrzeuge der Badegäste zumeist den Radweg blockierten, mussten sie oft auf die Landesstraße 92 ausweichen, auf der das zulässige Tempo 100 gern ausgereizt wird. Behindert wurde zudem der Busverkehr, wie die Verkehrsbetriebe immer wieder monierten.

Nordstrand Großensee: Probleme im Ordnungsamt bekannt

Die Probleme bestätigt auch Bodo Lork, der das Ordnungsamt des Amts Trittau leitet. „Über Jahre ist hier vor allem an Wochenenden von der Polizei kontrolliert worden. Seit 2019 ist diese Aufgabe dann zunehmend vom Ordnungsamt übernommen worden“, so Lork. Im Vorjahr seien allein zwischen Juni und Dezember 2500 Strafzettel verteilt worden. Wirklich rückläufig sei die Zahl der Wildparker an dieser Stelle aber nicht gewesen.

„Abzukassieren war nicht das primäre Ziel“, versichert Lork. Man habe sich durch die regelmäßigen Kontrollgänge eher eine „erzieherische Wirkung“ versprochen. Die sei letztlich aber nicht eingetreten. „Der Nachahmungseffekt war offenbar stärker. Wo schon zwei, drei Autos stehen, stellen sich automatisch weitere hinzu, das ist nicht nur hier so“, weiß Lork.

Parken am Strandweg schon 2020 durch Halteverbote untersagt

Bereits vor vier Jahren ist es deshalb zu einer großen Begehung gekommen, an der neben Vertretern der Gemeinden Lütjensee und Großensee die Polizei, das Ordnungsamt und die zuständige Straßenmeisterei beteiligt waren. „Seinerzeit wurde sogar der Aufbau von Leitplanken erwogen“, berichtet Ulrike Stentzler. Die Idee sei ab bald wieder verworfen worden: zu schwierig zu beschaffen und zu teuer.

Alle 2,6 Meter ein Begrenzungspfahl – das soll Wildparker abhalten..
Alle 2,6 Meter ein Begrenzungspfahl – das soll Wildparker abhalten.. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Anfragen beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) waren lange ohne eindeutige Rückmeldung geblieben. „Bis sich der CDU-Kreisvorsitzende Tobias Koch der Sache annahm und Kontakt mit LBV-Direktor Torsten Conradt aufnahm“, erinnert sich Stentzler. Am Ende stand ein Kompromiss: Der Landesbetrieb ordert und liefert 200 Leitpfosten und die Bauhöfe von Lütjensee und Großensee setzen sie ein.

Alle 2,60 Meter ein Verkehrsleitpfosten

Genau das ist nun geschehen. Auf einer Strecke von einem halben Kilometer alle 2,60 Meter, inklusive der tückischen Kurve, hinter der die Großenseer Straße gen Westen zum Pfefferberg wird. „Es ist eine von vielen Maßnahmen, um die Parkprobleme am Nordstrand endlich in den Griff zu bekommen“, sagt Großensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers. Beide Kommunen hätten hervorragend kooperiert, um die Sicherheit an der Großenseer Straße spürbar zu erhöhen.

Allerdings bleibt abzuwarten, wo sich überregionale Besucher des Nordstrands nun alternative Parkflächen suchen, nachdem seit Juli 2020 schon das Parken am Strandweg durch die Aufstellung von permanenten Halteverbotsschildern untersagt worden war. Tatsache ist, dass die am Wochenende nutzbaren Parkflächen am Sportplatz, unweit der Kita Lütje Lüüd und der Tennisplätze, nicht ausreichen. Zumal vielen der Weg von dort an den Nordstrand ohnehin zu weit ist.

Nordstrand Großensee: Parkplatz ist seit 2015 gesperrt

Die Anwohnerinitiative Pro Nordstrand hatte erst im April dieses Jahres wieder den Parkplatz an der Großenseer Straße ins Spiel gebracht. Sie wünschte sich, dass das seit 2015 gesperrte Areal wieder zugänglich gemacht wird. Denn seit des erlassenen Halteverbots am Strandweg parken Strandbesucher immer wieder in der Siedlung am östlichen Strandweg und dessen Seitenwegen.

Deshalb hatte die Initiative seit Jahresbeginn immer wieder das Gespräch mit der Bezirksförsterei Bergedorf, der Eigentümerin des Nordstrands und der umliegenden Wälder, dem ihr übergeordneten Bezirksamt Bergedorf und Lütjenseer Gemeindevertretern gesucht. Gefolgt wurde ihrem Vorschlag allerdings nicht.

Begründet wurde die ablehnende Haltung zur Freigabe des Parkplatzes vor allem mit Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit, weil die Ausfahrt unweit der besagten scharfen Kurve liegt. Außerdem wollte der Bezirk Bergedorf die anfallenden Kosten für die notwendige Instandsetzung der Parkfläche nicht tragen.

Nordstrand Großensee: Was die Bezirksförsterei Bergedorf will

Dem Angebot der Gemeinde Lütjensee, den Parkplatz am Heideweg instandzusetzen und besser zu bewerben, konnte die Initiative nur wenig abgewinnen. Zum einen könnten dort eh nur maximal zehn Autos parken. Zum anderen grenze die Fläche direkt ans Wohngebiet und würde damit weiteren Verkehr in die Siedlung ziehen.

Der Bezirksförsterei Bergedorf dürfte das Pfostenspalier entgegenkommen. Je weniger Menschen der Nordstrand anzieht, umso besser, lautet die Devise. Der hiesige Ordnungsamtsleiter Bodo Lork kann das durchaus nachvollziehen. „Der Großensee ist nun mal Teil eines Fauna-Flora-Habitats, in dem bestimmte FFH-Richtlinien gelten“, sagt Lork. Deshalb müsse vor allem einer Vermüllung entgegengewirkt werden. Solange sich dieses Bewusstsein nicht durchsetze, werde der Zugang zum See auch nicht leichter. Als letztes (Schutz-)Mittel sei sogar eine generelle Sperrung nicht ausgeschlossen.