Lütjensee. Anwohner des Großensees klagen seit Jahren über Verkehrschaos und Gäste, die im Halteverbot parken. Nun werden neue Ideen diskutiert.

Zurzeit ist es ruhig am Nordstrand des Großensees, ausgenommen einige Spaziergänger und Hundehalter, die mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Doch sobald die Temperaturen wieder steigen, wird sich das schnell ändern. Schon jetzt blicken Anwohner besorgt auf die Sommermonate, denn mit dem Ansturm der Badegäste wird auch der Ärger um die Parkplätze am Nordstrand wieder aufflammen.

Politiker diskutieren neue Lösungsansätze für Parkplatz-Ärger am Nordstrand

Bereits seit Jahren sorgt die Stellplatzsituation für Umut bei den Bewohnern des Viertels. Am Dienstag war die Problematik nun erneut Thema im Bau- und Wegeausschuss der Gemeinde Lütjensee, zu der der Nordstrand kommunalrechtlich zählt. Dabei wurde erneut deutlich, wie verzwickt die Lage ist.

Doch klar ist: Eine Wiedereröffnung des seit 2015 gesperrten Parkplatzes an der Großenseer Straße, wie sie die Anwohnerinitiative Pro Nordstrand fordert, wird es nicht geben. „Es hat in dieser Frage kürzlich mehrere Gespräche zwischen der Gemeinde und der Revierförsterei Bergedorf gegeben“, so der Ausschussvorsitzende Erik Engelbrecht (CDU). Letztere ist Eigentümerin des Nordstrandes und der umliegenden Waldflächen inklusive des Parkplatzes.

Die Stellplätze an der Großenseer Straße wurden 2015 gesperrt

Sie hatte die Stellplätze vor sieben Jahren gesperrt, in der Hoffnung, so die Attraktivität des Nordstrandes bei Badegästen zu reduzieren. Denn bei dem Ufer handelt es sich nicht um eine offizielle Badestelle, das gesamte Areal ist vielmehr Teil eines streng geschützten Flora-Fauna-Habitats (FFH). Viel Trubel ist deshalb nicht im Sinne der Försterei.

Und so wundert es nicht, dass die Flächeneigentümerin der Wiedereröffnung des Parkplatzes an der Großenseer Straße erneut eine Absage erteilt hat. Doch schenkt man den Anwohnern Glauben, ist die erwünschte abschreckende Wirkung der Sperrung auf Badegäste nicht eingetreten.

Geparkte Autos blockieren Rettungsfahrzeugen den Weg

Sie beklagen, dass die Besucher nun in die Wohnstraßen auswichen, vor allem in den Strandweg und trotz absoluten Halteverbots. Dadurch sei ein Durchkommen zu den eigenen Grundstücken an Sommerwochenenden kaum noch möglich. Zuletzt hatte auch der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kieler Landtag, Tobias Koch, der in der Gegend aufgewachsen ist, den Bewohnern seine Unterstützung zugesagt.

Einer davon ist Niklas Kehl. „Die Leute parken so, dass kein Rettungswagen mehr durch die Straße kommt. Auch der Bauer, dem eine Weide hier gehört, kann mit seinem Traktor nicht mehr hier langfahren“, erzählt der Lütjenseer. Dass weniger Menschen kommen seit die Parkplätze gesperrt sind, hat er nicht beobachtet. Im Gegenteil: „Die Strände sind im Sommer wirklich voll.“

Einige Besucher haben auch Verständnis für die Parkplatz-Sperrung

Gordon Mohr, der häufig mit seinem Hund am Strand spazieren geht, zeigt Verständnis für die Schließung des Parkplatzes. „Vorher haben hier viel mehr Leute Partys gefeiert oder ihren Müll liegen gelassen“, so der Hoisdorfer. Im Sommer habe er auch schon Schwierigkeiten gehabt, einen Parkplatz zu bekommen. Trotzdem: „Ich komme gerne hierher, gerade auch weil ich meinen Hund mitnehmen kann.“

Niklas Kehl wohnt unweit des Nordstrands und hat schon erlebt, wie Badegäste mit ihren Autos Rettungsfahrzeugen den Weg blockieren.
Niklas Kehl wohnt unweit des Nordstrands und hat schon erlebt, wie Badegäste mit ihren Autos Rettungsfahrzeugen den Weg blockieren. © HA | Kaya Wilken

Auch Heinz Fuhrmann musste im Sommer schon umkehren, weil er am Großensee keinen Parkplatz finden konnte. „Es ist gefährlich, wenn Leute auf dem Radweg oder im Halteverbot parken“, so der Hamburger. Doch für ihn überwiegt der Schutz des Strandes: „Seit die Parkplätze gesperrt sind, wird hier viel weniger Müll liegengelassen“, meint er.

Die Problematik ist im Amt Trittau seit Langem bekannt

Im Amt Trittau ist die Problematik bekannt. In einem Bericht des Ordnungsamtes, den Engelbrecht am Dienstag im Ausschuss vorstellte, heißt es: „Rettungsfahrzeuge können aufgrund ordnungswidrig abgestellter Fahrzeuge im Bereich des Strandweges nur mit erheblicher Verzögerung den Nordstrand des Großensees erreichen, sodass Hilfsfristen in der Folge möglicherweise nicht eingehalten werden können.“

Die Behörde hat demnach in der Zeit vom 1. Juni bis 12. Oktober 2021 genau 1803 Verwarnungen wegen widerrechtlich abgestellter Fahrzeuge im Gebiet der Gemeinde Lütjensee verteilt, einen Großteil davon im Bereich Strandweg. Dennoch spricht sich auch das Amt gegen die Freigabe der Stellplätze an der Großenseer Straße aus. „Auch als der Parkplatz noch verfügbar war, war der Parkdruck auf die Anwohnerstraßen hoch“, heißt es.

Polizei sieht Verkehrssicherheit an Parkplatz-Ausfahrt nicht gewährleistet

Außerdem habe die Polizei verkehrsrechtliche Bedenken angemeldet. Denn die Ausfahrt des Parkplatzes liege genau in einer Kurve der Gro­ßenseer Straße, die gleichzeitig eine Landesstraße ist und auf der Tempo 100 gilt. Ausschussmitglied Stefan Lehmhaus (CDU), der an den Gesprächen mit der Revierförsterei teilgenommen hat, sagte: „Abgesehen von alldem wären bauliche Maßnahmen nötig, um den Parkplatz wieder herzurichten, woran die Försterei natürlich kein Interesse hat.“

Doch Lehmhaus hatte auch gute Nachrichten dabei. „In Rücksprache mit dem Bauhof wollen wir den Parkplatz am Wasserwerk am Heideweg herrichten“, sagte er. An Wochenenden stünden zudem die Stellflächen der Kita Lütje Lüüd und am Dorfgemeinschaftshaus Gästen zur Verfügung. Von allen drei Standorten aus ist der Nordstrand fußläufig erreichbar. „Die Idee ist, diese Parkplätze mehr zu bewerben, zum Beispiel indem wir sie bei Google anzeigen lassen“, so der Politiker. Damit sei die Hoffnung verbunden, den Parksuchverkehr weg aus den Wohnstraßen zu lenken.

Blumenkübel sollen Raser im Strandweg ausbremsen

Bereits beschlossen ist indes, dass im Strandweg Blumenkübel aufgestellt werden. Sie sollen Raser ausbremsen. Denn viele Gäste halten sich laut Anwohnern auch nicht an Tempo 30. „Die Kästen werden im Frühjahr aufgestellt“, so der Bauausschussvorsitzende Engelbrecht. Ein wichtiger Fortschritt, wie Annegret Jaath, Sprecherin von Pro Nordstrand, betont. Sie sagt: „Wir haben schon einiges erreicht und sind weiterhin motiviert, in Gesprächen mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden.“