Reinbek. Fußballer bekommen im Sommer neuen Chefcoach. Der Club will moderner werden. Hanno Stengel gibt den Posten des Sportlichen Leiters ab.
Rainer Seibert ist nur noch bis zum kommenden Sommer Trainer des Fußball-Landesligisten FC Voran Ohe. Das gab der Verein in einer Pressemitteilung bekannt. Nicht zuletzt durch das schwierige Jahr 2020 sei die Erkenntnis gereift, dass es nun an der Zeit sei, ein neues Kapitel für die Ligamannschaft zu beginnen, hieß es unter der Überschrift „Eine Ära geht zu Ende“.
Seibert erreichte Erfolge trotz bescheidener Mittel
Auch Seiberts früherer Co-Trainer Hanno Stengel (73) wird sein derzeitiges Amt als Sportlicher Leiter nicht über die laufende Saison hinaus ausfüllen. Er soll der Abteilung aber in anderer Funktion erhalten bleiben, wahrscheinlich in verantwortlicher Position im Förderverein.
„Wir sind Rainer wie auch Hanno wirklich dankbar“, sagte Ohes Abteilungsleiter Peter Bahr unserer Redaktion. „Er zählt zu den großen Trainern in Ohe und steht in einer Reihe mit Jan Schönteich, Peter Martens und Sven Schneppel.“ Seibert habe mit den bescheidenen Oher Mitteln tolle Erfolge erreicht. „Das ist nicht vergessen und soll am Saisonende entsprechend gewürdigt werden.“
Der 57-Jährige gilt als Trainer der alten Schule
Seibert hatte im Juli 2014 zunächst die zweite Mannschaft übernommen und direkt aus der Kreis- in die Bezirksliga geführt. Im Jahr darauf löste er Schneppel als Chefcoach der Landesligamannschaft ab. Nach Platz elf in der ersten Saison belegten die Stormarner jeweils zweimal Rang fünf und sechs der Hansa-Staffel und schnupperten dabei phasenweise am Oberliga-Aufstieg. Auch in der derzeit unterbrochenen Saison überwintert das Team als Fünfter.
Der 57-Jährige gilt als Trainer der alten Schule: Ausgeklügelte und auf den Gegner abgestimmte Taktiken waren ihm nicht so wichtig, Kameradschaft und Fitness umso mehr. Lange passte das perfekt zu dem dörflichen, bodenständigen Charakter des Clubs. Jetzt will man am Amselstieg etwas Neues versuchen.
Der Club will einen Generationenwechsel einleiten
Dafür steht insbesondere Daniel Schmitt, seit 2018 Teammanager bei den Reinbekern. Er sagte: „Grundsätzlich sind wir ja in der Situation, dass wir eine neue Sportanlage bekommen sollen, die uns hoffentlich neue und noch bessere Möglichkeiten bieten wird. Trainingsmethoden haben sich in den vergangenen Jahren entwickelt, Trainer werden immer jünger. Wir wollen einen Generationenwechsel einleiten, um mittelfristig planen zu können.“ Das sei keine Entscheidung gegen Seibert sondern für etwas Neues.
Dieselbe Formulierung benutzte auch Abteilungsleiter Bahr, für den die Entscheidung, Seiberts Vertrag nicht zu verlängern, mit Sicherheit eine der schwierigsten seiner bisherigen Amtszeit war. Bahr begründete den Schritt auch mit gewachsenen Ambitionen im Club. „Wir müssen der Mannschaft und dem Umfeld eine Perspektive aufzeigen“, sagte er. „Nächstes Jahr wollen wir einen ernsthaften Anlauf nehmen, aufzusteigen, auch wenn das kein Zwang ist.“ Der Kern der Mannschaft, so Bahr weiter, „ist jetzt in einem Alter, wo man die Chance nutzen muss. In zwei bis drei Jahren wäre der Zug mit dieser Mannschaft wieder abgefahren.“
Viele Spieler reagieren enttäuscht und verwundert
Eine Kampfansage ist das nicht, wohl aber ein Fingerzeig. Bis Anfang des neuen Jahres will Bahr einen neuen, deutlich jüngeren Trainer gefunden haben und dann neben dem Co-Trainer Jonas Murach auch möglichst viele Leistungsträger des Spielerkaders halten.
Ob das gelingt, ist offen. Viele Spieler reagierten mit Enttäuschung und Verwunderung auf die angekündigte Trennung, einige spielen hauptsächlich wegen Seibert in Ohe. Der hätte das Amt laut eigener Aussage ohnehin Ende der Saison abgegeben, ebenso wie Stengel. Beide wollten im Januar die Abteilungsleitung informieren. Eine Trennung „im Einvernehmen“ war es trotzdem nicht.
Wie es für Seibert nach der Saison weitergeht, ist offen
Seitenhiebe oder gar eine Schlammschlacht wird es aber nicht geben. Nicht in Ohe, nicht mit Seibert. Er vertrete in einigen Punkten andere Ansichten als Teammanager Schmitt, verrät der Coach. Und dass er sich bei seinem Umgang mit der Pandemie mehr Rückendeckung seitens des Vereins gewünscht hätte. Seibert hatte schon früh für eine Saisonunterbrechung plädiert und seine Ansprachen auf dem Platz gehalten, um die engen Kabinen nicht zu betreten. Dafür gab es Kritik aus dem Umfeld.
„Ich bin mit Schmitt und Bahr im Reinen und stolz darauf, dass ich jetzt so viele Nachrichten von Spielern bekomme“, sagte Seibert. „Nach sieben erfolgreichen Jahren ist es wichtig, sauber auseinanderzugehen. Ich weiß, dass ich als Dinosaurier zu einer aussterbenden Art gehöre. Ich stehe für Fitness und Siegeswille, arbeite noch mit Medizinbällen und dem Deuserband und schicke die Mannschaft in der Vorbereitung in die Boberger Dünen. Da gibt es inzwischen andere Methoden.“ Wie es für Seibert nach der Saison weitergeht, ist noch offen. Dem Wunsch des Vereins, in anderer Funktion weiterzumachen, erteilte er eine Absage. „Das ist nicht meine Welt. Ich muss an der Seitenlinie stehen.“ Er könne sich ein Engagement auch bei einem klassentieferen aber ambitionierten Verein vorstellen, sagte der Polizist, der in Hamburg-Nettelnburg wohnt. Bis dahin werde er sich weiterhin für den FC Voran Ohe einsetzen, um sich mit einer bestmöglichen Platzierung zu verabschieden.