Ahrensburg. Uneinigkeit gibt es unter den Vereinen in der Frage, wann und wie die Serie gewertet werden soll. Einige wollen die Saison verlängern.
In dieser Woche halfen die Fußballer des Ahrensburger TSV bei einer jährlichen Aktion des Stadtforums aus. In der Innenstadt wurden wieder die Weihnachtssterne montiert, über dem Rondeel die Krone. Gelegenheiten wie diese, zumindest mit Abstand mal wieder zusammenzukommen, sind rar geworden. Auch für Sportmannschaften.
Entscheidung hätte ruhig früher kommen können
Dass der Hamburger Fußball-Verband (HFV) kürzlich den Spielbetrieb bis zum 10. Januar aussetzte – es überraschte niemanden mehr. „Wir befinden uns in einer momentan schwierigen Lage. Um die Planungssicherheit für unsere Vereine zu gewährleisten, gibt es zur Zeit keine andere Alternative. Dieses bedauern wir insbesondere für den Kinder- und Jugendsport“, sagte HFV-Präsident Dirk Fischer.
Vereinzelte Kritik gab es wegen des vergleichsweise späten Zeitpunkts der Mitteilung. So hatte der Schleswig-Holsteinische Fußball-Verband bereits elf Tage zuvor das Fußballjahr für beendet erklärt. „Bei den hohen Infektionszahlen habe ich mich schon sehr gewundert, dass es so spät kam“, sagte etwa Rainer Seibert, Trainer des Landesligaclubs FC Voran Ohe.
Bryan Reinecke, Teammanager des Oststeinbeker SV, meinte: „Das war eine gute Entscheidung, die vielleicht etwas früher hätte kommen können. Vereine und Sportler waren so in der Schwebe. Und eigentlich war es ja schon seit einigen Wochen klar, dass nicht mehr gespielt werden kann.“ Ein (ungewohntes) Lob für den Verband kam dagegen von Sören Deutsch, immerhin Sprecher bei der HFV-kritischen „Initiative Praxis-Fußball“: „Ich fühle mich frühzeitig und langfristig genug informiert. Man kann planen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Trainer des TSV Glinde.
„Ich bin kein Freund davon, Szenarien zu entwickeln“
Die von Ahrensburgs Trainer Matthias Nagel ins Leben gerufene Initiative hatte dem HFV in den vergangenen Monaten mehrfach und öffentlichkeitswirksam einen Mangel an Transparenz und Kommunikation vorgeworfen. Möglicherweise ist es eine direkte Reaktion des Verbands, nun mehrere Videokonferenzen mit den Vereinen kurzfristig anberaumt zu haben.
Die zumindest für die Ligamannschaften wichtigste Frage ist dabei jene, die schon nach dem ersten Lockdown in der vergangenen Saison diskutiert werden musste: Wann und wie soll die Serie gewertet werden? Am Beispiel der Landesliga Hansa mit den Stormarner Clubs Ohe, Oststeinbek und ATSV wird klar, dass die ursprüngliche Planung kaum mehr umsetzbar ist. Von 16 Hinrundenspielen haben die Vereine erst maximal vier absolviert. Und im Anschluss ist noch eine Auf- und Abstiegsrunde angesetzt.
Die Meinungen zu einem möglichen Modus gehen wieder auseinander, allein schon bei den wenigen Stormarner Vereinen. Einige Vertreter halten die Debatte für müßig, darunter Ohes Seibert („so lange die Zahlen so hoch sind, gibt es keine Ideen und selbst Kleingruppentraining wäre Wahnsinn“) und Oststeinbeks Reinecke („ich bin kein Freund davon, Szenarien zu entwickeln“).
Einige argumentieren für den Saisonabbruch
Für Abteilungsleiter großer Vereine wie Peter Nikolaus von der TSV Reinbek ist oftmals am wichtigsten, dass zumindest Kinder und Jugendliche so bald wie möglich wieder trainieren können. Die Punktspielsaison interessiert Nikolaus derzeit weniger: „Ich habe keine Idee, wie es weitergehen kann. Man muss gar nicht erst versuchen, die Saison vernünftig zu Ende zu bringen.“
Während einige für den Abbruch argumentieren, wirbt Ahrensburgs Trainer Nagel erneut für das gegenteilige Extrem: „Lasst uns die Saison doch zu Ende spielen, wenn nötig auch über den Sommer hinaus. Oder wollen wir jetzt schon die zweite Saison gegen die Wand fahren?“ Vergangenen Sommer war die Spielzeit abgebrochen und nach dem aktuellen Stand gewertet worden. Tabellenführer durften aufsteigen, Absteiger hatte es nicht gegeben.
Wie sich bei eine der Videokonferenzen abzeichnete, strebt die Mehrheit der im HFV organisierten Vereine eine ähnliche Lösung wie zuletzt an. Die Auf- und Abstiegsrunde, so viel ist fast sicher, dürfte ersatzlos gestrichen und somit nur die „Hinrunde“ gewertet werden. Da selbst die Durchführung dieser restlichen Spieltage bis zum 30. Juni 2021 wenig realistisch erscheint, läuft nun die Debatte darüber, ob mittels einer Koeffizienten-Regel auch bei weniger absolvierten Spielen Meister und Absteiger bestimmt werden könnten.
Spieler halten sich mit Laufeinheiten fit
Mehrere Clubs sprechen sich aktuell dafür aus, die Saison zu werten, wenn bis zum Sommer 75 Prozent der angesetzten Punktspiele durchgeführt werden konnten. Das wäre nach den an die Pandemie angepassten Statuten wohl rechtlich haltbar. Ob es sportlich fair wäre, eine völlig zerstückelte und nicht zu Ende gebrachte Saison zu werten – auch hier scheiden sich wieder die Geister.
Den Fußballerspielern bleibt bis auf Weiteres nichts anderes übrig, als sich irgendwie fitzuhalten. Glindes Trainer Sören Deutsch wird künftig die Laufdaten seiner Spieler über eine App kontrollieren. Ohes Chefcoach Rainer Seibert setzt dagegen weiterhin auf Eigenverantwortung. „Hauptsache, die Spieler kommen nicht mit zehn Kilo Übergewicht aus der Pause.“
Auch Matthias Nagel schickt seine Schützlinge regelmäßig laufen. Bevor die Ahrensburger wieder ganz normal dem Leder hinterherjagen dürfen, werden die Weihnachtssterne wieder aus der Innenstadt verschwunden sein.