Lütjensee. 36 jahre alte Dressurreiterin bereitet sich mit neuem Wallach auf die Spiele in Rio de Janeiro vor. Starten wird sie für Australien.
Kristy Oatley schüttelt bedächtig den Kopf. Spontan falle ihr keine Schwäche von Du Soleil ein, sagt die 36 Jahre alte Dressurreiterin vom RFV Trittau. „Im Gegenteil, mein elf Jahre alter Wallach ist das beste Pferd, das ich jemals geritten habe.“
Den Spitznamen „Düse“ hat die im australischen Muswellbrook geborene Oatley dem Hannoveraner liebevoll verliehen. „Er hat unglaublich viel Energie, enorme Kraft und geht, wenn er erst einmal in Fahrt ist, ab wie ein Düsenjet“, sagt Oatley und lacht. Mit Du Soleil hat die Lütjenseerin im Hinblick auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen kommendes Jahr in Rio de Janeiro (Brasilien) ein ganz heißes Eisen im Feuer.
Einziger Nachteil: Gemeinsam sind Ross und Reiterin noch bei keinem großen Turnier gestartet. „Die tägliche Trainingsleistung und ein Auftritt unter Wettkampfbedingungen sind zwei Paar Schuhe“, sagt Oatley. Spätestens im Sommer plant die sie deshalb mit Du Soleil einen Start bei einem größeren Turnier.
Kristy Oatley ist seit 2004 dem ehemailgen Fußballprofi Piotr Staczek verheiratet
Die Mutter von drei Kindern scheut keinen Weg, ein gestecktes Ziel zu erreichen. Ein- bis zweimal im Monat nimmt sie den knapp 500 Kilometer weiten Weg in die niederländische Kleinstadt Erp in Kauf, wo sie sich gemeinsam mit dem belgischen Nationaltrainer Sjef Janssen auf die große Aufgabe „Rio 2016“ vorbereitet.
Oatley ist seit 2004 mit Piotr Staczek – ehemaliger Fußballprofi des Zweitligisten FC St.Pauli – verheiratet. Dreimal ging sie für ihr Heimatland Australien bei Olympischen Spielen bisher an den Start: 2000 als Lokalmatadorin in Sydney, 2008 in Hongkong und vier Jahre später in Englands Hauptstadt London.Ebenfalls dreimal nahm sie an Dressur-Weltmeisterschaften teil: 1998 in Rom (Italien), 2006 in Aachen (Nordrhein-Westfalen) sowie im vergangenen Jahr in Caen (Frankreich). Ihren größten sportlichen Erfolg feierte Oatley mit einem siebten Rang bei Olympia 2000 in Sydney.
Die Stormarnerin wuchs auf der Farm ihrer Eltern Rosalind Oatley und Rainer Nist im australischen Outback auf. Vater Rainer verließ Ende der 1960er-Jahre das heimische Heidelberg (Baden-Württemberg) und verdiente fortan auf dem fünften Kontinent sein Geld als Bereiter.
Reitlegende Herbert Rehbein nahm die damals Zwölfjährige unter seine Fittiche
Die reiterlichen Fähigkeiten seiner Tochter entwickelten sich in raschem Tempo, was Rosemarie Springer, der dritten Ehefrau des Verlegers Axel Springer, während eines in Australien organisierten Lehrgangs nicht entging. Die mehrfache deutsche Meisterin im Dressurreiten riet der jungen Australierin zum Erwerb eines geeigneten eigenen Lehrpferdes sowie einer Ausbildung auf dem Grönwohldhof von Herbert Rehbein.
„Als ich mit meinem damals acht Jahre alten Wallach Oskar auf dem Hof auftauchte, meinte Herbert etwas unwirsch: ,Was soll ich denn mit einer Zwölfjährigen, bin schließlich kein Kindergarten’“, erinnert sich Oatley. Als Stormarns Reitlegende die Jugendliche das erste Mal im Sattel sah, nahm er sie sofort unter seine Fittiche. Die junge Australierin lebte – mit Genehmigung ihrer Schule in Sydney – von nun an ganz auf den Grönwohldhof.
Oatley: „Auch wenn ich den Großteil meines Lebens in Stormarn verbracht habe, erfüllt es mich mit Stolz, bei Olympia für mein Heimatland anzutreten.“