Reinbek. In Reinbek denken viele besorgt an den schwer verletzten Busfahrer. Tatsächlich hätte der Unfall leicht noch mehr Opfer fordern können.
Noch zwei Tage nach dem Unfall am S-Bahnhof Reinbek, bei dem ein Gelenkbus der VHH in den Dönerladen gegenüber gekracht war, sind die Spuren des Unglücks dort deutlich zu erkennen: Überall liegen Glassplitter, die verwüstete Terrasse des „Mr. Kebab House“ ist mit weiß-rotem Flatterband der Polizei abgesperrt.
„Hauptsache, dem schwer verletzten Busfahrer geht es bald besser“, sagt Johannes Slijpen, der am Sonntagvormittag dort in seinem Taxi knapp hinter seinem Stammplatz auf der Verkehrsinsel vor dem Bahnhof auf Fahrten wartet. „Es hätte ja noch alles 1000-mal schlimmer werden können“, stellt der Taxifahrer fest. Gewöhnlich stünden bis zu sieben Taxen von Autoruf Süd-Stormarn und Taxi Reinbek dort und warteten auf Fahrgäste.
Busunfall in Reinbek beschäftigt auch die Taxifahrer
Am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr aber, als der Unfall passiert ist, seien alle Kollegen und er unterwegs gewesen. „Dort, wo der Linienbus, als er von seinem Vordermann abgeprallt war, nach links über die Absperrpfosten knallte, stehe ich gewöhnlich mit meinem Taxi“, erzählt Johannes Slijpen. „Mehr Glück konnte ich doch gar nicht haben!“ Außer dem Busfahrer sei niemand verletzt worden.
Die fünf Metallpfosten liegen dort, umgeknickt wie Streichhölzer. Vor dem Bahnsteig bleiben immer wieder Leute stehen, die sich unterhalten und darauf sowie auf den Eckpfeiler des Gebäudes zeigen, dort, wo der Gelenkbus zum Stehen kam, nachdem er die Taxispur hinuntergerauscht war, noch über die Beetumfassungen aus Stein an den Seiten sauste und schließlich am Imbiss landete. In den Beeten liegen vereinzelt Steine, davor zeigen schwarze Schleifspuren und die weißen Markierungen der Polizei, wo der Unglücksbus entlanggerollt ist und eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat.
Zum Zeitpunkt des Unfalls war am Bahnhof kaum etwas los
„Genau dort gehen sonst immer viele Menschen zu den Arztpraxen oder warten darauf, dass sie nach ihrem Arztbesuch dort abgeholt werden“, weiß der Taxifahrer. Auch sonst sei der Bahnhofsvorplatz sehr belebt. Als der Taxifahrer erzählt, umrundet gerade ein Smart die Verkehrsinsel. Die beiden Insassen betrachten eingehend die Terrasse des Imbisses.
Auch der Gastraum des Dönerladens war am Freitagnachmittag glücklicherweise leer. Auf der Terrasse saßen jedoch Jessica und Mahir Yalcin, die Inhaber des Imbisses Mr. Kebab House. Die Wirtin sah den Bus heranrauschen, beide konnten gerade noch zur Seite springen.
Der Schock sitzt auch am Sonntag noch tief: „Aber uns ist nichts geschehen“, sagt Jessica Yalcin erleichtert. Auch ihre Sorgen gelten dem Busfahrer. „Ich hoffe, er kommt bald wieder auf die Beine und kann alles gut verarbeiten, der Ärmste.“ Über den Gesundheitszustand des Busfahrers war auch am Sonntag noch nichts Neues bekannt geworden.
Äußerste Vorsicht bei der fast zwei Stunden langen Rettung des Busfahrers
Die freiwilligen Feuerwehrleute und die Notärzte waren fast zwei Stunden lang mit der Rettung beschäftigt. Dabei war äußerste Vorsicht angesagt, um die Verletzungen im Beinbereich nicht noch zu verschlimmern. Durch das eingedrückte Fahrerhaus war der Mann eingeklemmt und die Retter mussten die Fahrerkabine öffnen, um den Verletzten von hinten zu erreichen.
Er erhielt Schmerzmittel, war aber während der gesamten Rettung ansprechbar. Die Polizei sperrte den Einsatzort, der quasi in Sichtweite der Polizeiwache liegt, wegen zahlreicher Schaulustiger ab. Die Polizei, die auch am Sonntag zu den Einzelheiten des Unfalls noch nicht aussagefähig war, ermittelt weiter die Unfallursache. Noch ist vollkommen unklar, warum der Gelenkbus auf den Bus vor ihm geprallt und ins Schlingern geraten war.
- Müll, Kippen, Glasscherben: S-Bahnhof Reinbek verkommt
- Barrierefreie Bushaltestellen: ‘Baumurks - Reinbek lässt Blinde im Regen stehen
- Reinbek: Mächtige Eiche stürzt plötzlich auf historische Villa
Döner werden weiter to go verkauft
Der Gastraum und die Terrasse des Mr. Kebab House sind weiter für Gäste gesperrt, bis die Untersuchungen am Gebäude abgeschlossen sind. Bisher haben die Yalcins noch nichts über den Zustand des Gebäudes erfahren. Doch für Jessica Yalcin ist klar: „Menschenleben haben Vorrang vor dem Geschäft.“ Sie rechnet in den nächsten Tagen mit mehr Informationen.
Der Verkauf ihrer Speisen geht indes über den Tresen zur Abholung weiter, der Imbiss ist täglich geöffnet.