Reinbek/Wentorf. Die Geehrten aus Reinbek und Wentorf setzen sich für Tonteichbad und Kulturwoche ein. Was die beiden Ehrenamtlichen motiviert.
Es gibt sie, diese Leute, die – frei nach John F. Kennedy – nicht danach fragen, was die Welt für sie tun kann, sondern vielmehr danach, was sie für die Welt tun können. Menschen wie Sybille Marks oder Kurt Stühm, die sich in ihrer Freizeit für andere engagieren. Deshalb will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Wentorferin und den Reinbeker am Donnerstag, 15. Juni, in Eckernförde neben zehn weiteren Frauen und Männern aus Schleswig-Holstein für ihren ehrenamtlichen Einsatz mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland auszeichnen.
24 Grad im Schatten, die Wassertemperatur liegt bei 20 Grad: Der Tonteich in Wohltorf ist Kurt Stühms „Revier“, Der Reinbeker, in der Stadt auch als „Kuddl“ Stühm bekannt, hat nicht nur Hunderte Kinder in Physik und Mathematik an der Sachsenwaldoberschule unterrichtet, er hat auch bestimmt 1000 von ihnen während seiner Freizeit das Schwimmen im Sachsenwaldbad beigebracht.
Bundespräsident zeichnet Ehrenamtliche mit Verdienstkreuz aus
Der 75-Jährige engagiert sich seit über 60 Jahren in der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Sachsenwald und setzt sich für den Erhalt des Sachsenwaldbades Tonteich ein. Bis heute engagiert er sich für die Aus- und Weiterbildung. 1968 wurde er zum Technischen Leiter gewählt und blieb 38 Jahre in diesem Amt. Er gründete die DLRG Tauchergruppe und organisierte viele Jahrzehnte im Naturbad Tonteich und dem Freizeitbad Reinbek den Einsatz der DLRG-Rettungsschwimmer. Der DLRG trat er 1960 als Junge bei, um das tägliche Eintrittsgeld von 50 Pfennig zu sparen.
Daneben kümmert er sich seit mehr als 20 Jahren um die Erhaltung des „Kleinods Tonteich“, wie ein Verein zur Bewahrung des Säuregehaltes im hautfreundlichen Wasser einmal hieß. Der Verein sei mittlerweile eingeschlafen, doch Kurt Stühm oder „Modder-Joe“, wie er auch schon von seinen Mitstreitern genannt wurde, macht weiter. Denn um den Säuregehalt des Badewassers zu erhalten, müssen die Pflanzen rund um den See in Schach gehalten werden – sommers wie winters. „Das macht Spaß“, versichert der aktive Pensionär. Er habe hier die Freiheit, etwas zu gestalten. Am Tonteich hat er sein halbes Leben verbracht, 1963 seine spätere Frau kennengelernt, heute schwimmt er dort mit seinen Enkelkindern, wenn sie ihn besuchen.
Ein Vierteljahrhundert für die Kultur im Einsatz
Sybille Marks engagiert sich seit fast 25 Jahren für die Kultur in ihrer Gemeinde Wentorf. 2006 startete die heute 73-Jährige die erste Wentorfer Kulturwoche und ist seitdem die Hauptorganisatorin. Sybille Marks wollte mehr für die Kultur in Wentorf tun. „Die erhoffte Unterstützung seitens der Politik blieb aus“, sagt sie. Dann erst recht, dachte sich die engagierte Powerfrau und hob die Kulturwoche aus der Taufe. Schnell waren Unterstützer gefunden, die größtenteils noch heute mit ihr dieses Projekt planen. Ohne Spenden und Sponsoren geht es nicht: „Wir haben noch immer die Devise, lieber viele kleine Unterstützer, als einen großen Geldgeber“, erläutert Sybille Marks – das sichere die Unabhängigkeit.
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Noch bis Sonntag, 18. Juni, läuft die aktuelle Kulturwoche mit gut 100 Veranstaltungen. „Eigentlich fällt uns immer wieder etwas Neues ein“, stellt die kreative Organisatorin und einstige Grundschullehrerin fest. Das nächste Treffen gleich nach dem 18. Juni steht schon fest: Die nächsten Ausstellungen, Theater- und Musikaufführungen und Workshops für die Zeit vom 31. Mai bis zum 9. Juni 2024 werden ausgetüftelt. Aber Sybille Marks ist nicht nur selbst kreativ, sie und ihr Team regen auch die Fantasie des Publikums mit mehreren Kunst-Mitmachaktionen an. In dieser Zeit sind Sybille Marks und ihr Mann Rüdiger fast jeden Tag unterwegs, um die Kultur an ihrem Wohnort zu genießen.
Die Einladung war eine Riesenüberraschung
Am Donnerstagabend, 15. Juni, aber muss einiges ohne sie auskommen – etwa das Hauskonzert mit Singen am Feuer (Schanze 47a, ab 19.30 Uhr, gegen eine Spende), die Geschichten vom Flüchten und Ankommen des Runden Tisches Asyl unter dem Titel „Zweite Heimat Wentorf“ (Gemeindehaus, Waldweg 1, ab 19.30 Uhr, gegen Spende) oder der Reisevortrag „Myanmar – Fotografien aus einem faszinierenden Land“ des Fotografen Frank Müller (Reinhardallee 32,19 Uhr, Eintritt frei). Denn dann sind Sybille und Rüdiger Marks zu Gast beim Bundespräsidenten in Eckernförde. „Ich habe mich sehr gefreut, als der Brief mit der Einladung gekommen ist“, erzählt die Wentorferin. „Das war eine Riesenüberraschung.“
Als Bürgervorsteherin rief sie 1998 den „ADVENTorfer Weihnachtsmarkt“ ins Leben, den sie seitdem jährlich mit Unterstützung der Gemeinde organisiert. Statt Standgebühren spendet jeder Aussteller Selbstgebackenes für das Café, dessen Erlöse Sybille Marks an soziale Einrichtungen in Wentorf spendet. Zudem lädt sie die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnzentrums Hansa, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, zum geselligen Beisammensein auf den Weihnachtsmarkt ein und kümmert sich um das kulturelle Rahmenprogramm.