Reinbek. Handy kaputt? Ab damit in die Schublade. Da holen es Reinbeker, Glinder und Wentorfer Schüler jetzt wieder hervor – um zu gewinnen.

Jedes Jahr produzieren die Deutschen 1,7 Millionen Tonnen Elektroschrott. Das entspricht einer Menge von 20 Kilogramm pro Person. „Etwa 210 Millionen Handys liegen ungenutzt in den Schubladen der Deutschen“, weiß Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Etwa eine Million aussortierter Mobiltelefone vermutet er in den Schränken der Stormarner und Lauenburger. Doch weniger als die Hälfe des Elektroschrotts wird fachgerecht entsorgt.

Das soll sich jetzt ändern. Von Montag, 12. Juni, bis zum 5. Juli treten sechs Schulen beim E-Waste Race miteinander in den Wettstreit. Die Schüler aus Reinbek, Glinde und Wentorf durchstöbern Keller, Abstellräume und Schränke ihrer Familien, Bekannten und Verwandten auf der Suche nach defekten Mobiltelefonen, Toastern, Haartrocknern oder Bügeleisen und bringen die Kleingeräte mit in die Schule. Hier werden sie in Behältern gesammelt, die Schüler erhalten für jedes mitgebrachte Gerät Punkte.

E-Waste Race: Schüler sammeln um die Wette Elektroschrott

Die Gemeinschaftsschule Mühlenredder und die Gertrud-Lege-Schule in Reinbek, das Wentorfer Gymnasium sowie die drei Glinder Bildungseinrichtungen Grundschule Tannenweg, die Sönke-Nissen-Schule und die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, beteiligen sich an dem Umweltprojekt E-Waste Race. Das wird initiiert von der gemeinnützigen Initiative „Das macht Schule“, die bundesweit Praxisprojekte an Schulen anbietet. Wer am fleißigsten sammelt, gewinnt einen Schulausflug zum Universum Science Center in Bremen, einem wissenschaftlichen Mitmachmuseum für Groß und Klein.

„Ihr seid die Markenbotschafter“, feuerte Glindes Bürgermeister Rainhard Zug zusammen mit dem Reinbeker Bürgermeister Björn Warmer und Wentorfs Bürgermeisterin Kathrin Schöning die Schüler zum Auftakt an. Dann übergab der Glinder Rathauschef ein defektes Bügeleisen.

Vier Wochen haben die Schüler nun Zeit, so viele defekte Kleingeräte wie möglich zusammenzutragen. Die dürfen maximal 50 Zentimeter groß sein. Ein defektes Kabel bringt zehn Punkte, ein Bügeleisen 20 Punkte und ein Handy 30 Punkte. „Ab 1000 Punkten sprechen wir von einem guten Ergebnis“, erklärt Kathrin Ruhnke, die das E-Waste-Race-Projekt für „Das macht Schule“ leitet. Bei Wettbewerben in anderen Kommunen sind im Schnitt sieben Tonnen Elektroschrott, gesammelt von zehn Schulen, zusammengekommen.

Wettstreit für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert

Warum recyceln so wichtig ist, welchen Sinn es macht, hat Kathrin Ruhnke zuvor in einem Workshop mit den Schülern ausführlich besprochen. „Wir haben gelernt, wie wir Elektroschrott sammeln sollen und was damit passiert“, erklärt die Fünftklässlerin Pia. „Batterien und Akkus müssen aus kaputten Geräten entfernt werden“, fügt Mitschülerin Antonia hinzu.

Gestartet ist E-Waste Race ursprünglich in den Niederlanden und war dort sehr erfolgreich. Auch hierzulande haben es bereits viele Schulen in unterschiedlichen Kommunen durchgeführt. E-Waste Race rückt das hochaktuelle Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt und ist für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) unterstützt als Schirmherr das Projekt und schickte zum offiziellen Projektstart am vergangnen Donnerstag in der Gemeinschaftsschule Mühlenredder seinen Staatssekretär Joschka Knuth.

Die hoffentlich randvollen Elektroschrottbehälter werden am Ende des Projektes von der AWSH abgeholt und fachmännisch entsorgt. Darauf kommt es nämlich an. Denn viele Elektrogeräte enthalten nicht nur wertvolle Rohstoffe wie Gold und Kupfer, sondern auch für die Umwelt schädliche und giftige Substanzen wie Blei, Quecksilber oder Polychlorierte Biphenyle (PCB), die keinesfalls verbrannt werden dürfen.

AWSH warnt: Private Haushaltssammlungen sind oft illegal

Laut Gesetz ist jeder Verbraucher verpflichtet, elektrische Geräte getrennt vom Restabfall zu entsorgen. Auf den Abfallhöfen der AWSH ist es möglich, seinen Elektroschrott loszuwerden, kann der Entsorger eine ordnungsgemäße und schadlose Verwertung nachweisen. Das sei laut AWSH bei den privaten Sammlungen, zu denen Bürger in Postwurfsendungen aufgefordert werden, nicht immer der Fall.

Jeder kennt die meist weißen A5-Zettel mit roter Schrift. Darin wird um die Bereitstellung von Altgeräten, Schrott, Altkleidern und Schuhen vor den Grundstücken, an Straßen und Gehwegen aufgefordert. Viele dieser Sammlungen seien laut AWSH illegal. „Solche Sammlungen sind nur zulässig, wenn die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung dem Kreis nachgewiesen wurde“, heißt es in der Pressemitteilung.

Elektroschrott darf nicht nach Asien oder Afrika exportiert werden

Unangemeldete Sammelaufrufe hingegen sind ordnungswidrig. Doch nicht nur der Sammler verstößt gegen das Gesetz, sondern auch diejenigen, die sich daran beteiligen. Die müssten dann im schlimmsten Fall sogar für den illegal abgelagerten Müll haften, da die Sammlungsausrufe oft anonym erfolgen und die Initiatoren nicht ausfindig gemacht werden.

Noch dramatischer aber können die Folgen für die Umwelt sein, wenn der hiesige Elektroschrott nach Asien oder Afrika exportiert wird. In den meist armen Ländern gibt es keine Kreislaufwirtschaft. Der Müll samt seinen Schadstoffen landet oft auf riesigen Müllbergen in der Natur, wo er für Mensch, Tier und Pflanzen großen Schaden anrichtet.