Bargteheide. Warum die beliebte Location für Livekonzerte, Disco und Sessions trotz überstandener Corona-Krise nicht zu halten war.
In der vergangenen Woche schien noch alles ganz normal zu laufen: Fünf Veranstaltungen mit Livemusik oder DJ-Mucke, ein Teufels-Programm im gewohnten Umfang. Tatsächlich besiegelte die Disco mit DJ Wolle am Sonnabend aber das Ende des beliebten Musikclubs im Bargteheider Gewerbegebiet Langenhorst. Der ursprünglich für Sonntag angekündigte musikalische Spätschoppen fand schon nicht mehr statt.
Räumung der Location bereits in vollem Gange
„Das Team vom Teufels möchte sich bei allen Freunden und Gästen schweren Herzens für die schönen Stunden im Teufels bedanken und hofft, dass man sich vielleicht in einer neuen Location wiedersieht. Ab Sonnabend nach der Disko bleibt der Laden für immer GESCHLOSSEN!!!“, heißt es in einem Post auf dem Facebook-Channel des Musikclubs. Am Montag begann das Teufels-Team bereits mit der Räumung des Clubs.
„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Georg Kornas, der den Club gemeinsam mit „der Chefin“ Sabine Rosche betrieben hat, in einem Gespräch mit dem Abendblatt. Zwar habe man die schwierige Corona-Zeit irgendwie überstanden. Aber es gebe da eben „einige Dinge“, die einer nachhaltigen Entspannung der wirtschaftlichen Situation nicht zuträglich gewesen seien.
Gestiegene Betriebskosten und Gästeschwund
Dazu dürfte neben enorm gestiegenen Betriebskosten auch die zögerliche Rückkehr des Publikums beigetragen haben. Im Zuge der Energiekrise hatten sich etwa die Stromkosten verdreifacht. Zudem war der Zuspruch erheblichen Schwankungen unterworfen. „Mal kamen 100, an anderen Tagen waren es aber nur zehn Gäste“, hatte Sabine Rosche in einem früheren Interview gesagt.
Im November 2019 hatte die ehemalige Speditionskauffrau das frühere „Cuzco“ übernommen. Weil sie nicht mit 60 Jahren in Rente gehen wollte, habe sie gezielt nach etwas Neuem gesucht und in Georg Kornas einen verlässlichen Partner für die Eröffnung eines Livemusik-Clubs gefunden, in den sie viel Geld und Herzblut investiert haben.
„Echter Verlust für Musikszene im Norden“
Zum Konzept der beiden gehörten Auftritte von Bands aus der Metropolregion Hamburg und dem europäischen Ausland ebenso wie Sessions. Dafür wurde nicht nur das notwendige technische Equipment vorgehalten, sondern auch Gitarren und ein Schlagzeug. Der Donnerstag war für gewöhnlich Solisten, Singer-Songwritern und Newcomern vorbehalten, die sich vor Publikum beweisen wollten.
Bei den Fans des Teufels herrscht unterdessen großes Bedauern und Enttäuschung nach der Nachricht vom für sie überraschenden Aus. „Das tut weh – ein echter Verlust für die Musikszene im Norden“, postete Thomas W. auf Facebook. Das Betreiberduo Sabine und Georg hätten „mit viel Herz und vollem Einsatz“ alles Mögliche versucht, den Club zu halten.
Branche hat unter Corona-Pandemie extrem gelitten
„Es ist sooo schade“, schrieb Musiker Peter Wetzling, der selbst im Teufels gespielt hat. Er sprach von einer „tollen Location“ mit gutem Sound und herzlicher Atmosphäre, die man so schnell nicht wieder finde. Weshalb er hoffe, Rosche und Kornas würden einen neuen Anlauf wagen, um wieder einen Livemusik-Club auf die Beine zu stellen.
Claus Christian Claussen, Landtagsabgeordneter der CDU aus Bargteheide und selbst passionierter Gitarrist, äußerte ebenfalls großes Bedauern, dass mit dem Teufels wieder ein Livemusik-Laden aufgeben musste. „Die gesamte Branche hat in den vergangenen Pandemie-Jahren extrem gelitten und weiterhin Probleme, sich zurückzukämpfen“, so Claussen. Dass viele Menschen öffentliche Veranstaltungen noch immer meiden würden, mache die Situation für die Clubszene nicht einfacher.
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Dennoch scheint die Nachfrage nach solchen Treffpunkten ungebrochen. Das jedenfalls brachten viele Nutzer des Teufels-Channels auf Facebook zum Ausdruck. So wünschten unter etlichen anderen auch Corinna O., Yvonne M. und Karen R. den beiden Betreibern „von Herzen alles Gute“ sowie die Kraft und einen neuen Platz, an dem sie ihren Traum weiterleben können.
Genau das wollte Georg Kornas denn auch nicht ausschließen. „Im Moment sind wir erst einmal mit dem Abwickeln des Teufels beschäftigt“, sagt er. Doch wenn sich die Wehmut über diesen ultimativen Schnitt gelegt habe, schließe er einen Neuanfang nicht aus. „Wenn nicht in Bargteheide, so doch im näheren Umfeld. Damit es unsere treuen Stammgäste dann nicht so weit haben“, verbreitet Kornas in der Stunde des Abschieds wenigstens etwas Hoffnung.