Reinbek. Die 69-Jährige gibt den Gemüse- und Obststand auf dem Reinbeker Täbyplatz auf. Am Sonnabend war ihr letzter Arbeitstag.

Mehr als fünf Jahrzehnte lang war der Wochenmarkt in Reinbek am Täbyplatz der Arbeitsplatz von Edda Fehlhaber. Ob Sommer oder Winter, Hitze, Regen oder Schnee – Edda Fehlhaber war zuverlässig für ihre vielen Kunden da mit frischem Gemüse aus Bardowick. War. Denn am Sonnabend stand sie zum letzten Mal auf dem Markt, zusammen mit ihrer Tochter Yvonne. Nach mehr als 50 Jahren ist Schluss.

Ihre Stammkunden wussten Fehlhabers Angebot sehr zu schätzen. Insbesondere der küchenfertige Rosenkohl war ein Renner – wo gibt es so etwas sonst noch? „Meine Mutter hat den Rosenkohl immer am Tag vor dem Markttag geputzt, stundenlang“, erinnert sich Tochter Yvonne.

Edda Fehlhaber steht nun nicht mehr auf dem Wochenmarkt in Reinbek

„Ich habe schon als Kind mit dem Job angefangen und hatte immer Spaß bei der Arbeit“, sagt die 69-Jährige. Sie kennt ihre Kunden ganz genau und wusste, was sie in die Tüte packen musste, wenn es hieß: „Vier Bardowicker bitte, nur die besten“. Gemeint sind Mohrrüben. Für ein älteres Ehepaar sollten es in der Spargelzeit immer genau 15 Stangen Spargel sein, und ein Kunde wollte unbedingt das Gemüse in einer grünen Tüte verpackt wissen. Stammkunden konnten ohne Einkaufszettel kommen – Edda und Yvonne Fehlhaber wussten genau, was sie gern kaufen.

Im vergangenen Jahr am 18. Dezember wurde Edda Fehlhaber unfreiwillig ausgebremst: Nach einem Sturz morgens auf dem Markt wurde sie mit dreifach gebrochener Schulter ins Krankenhaus eingeliefert. Bis heute ist sie noch nicht wieder ganz auf den Beinen.

Die Arbeit auf dem Wochenmark macht Spaß, ist aber sehr anstrengend

Nach dem Unfall war endgültig klar, dass es mit der schweren Arbeit auf dem Markt nicht weitergehen konnte. Denn auch wenn dieser Job viel Spaß macht: Es ist harte Arbeit. Zusammen mit ihrer Tochter Yvonne hat Edda Fehlhaber an jedem Markttag ihren Stand aufgebaut und Kiste für Kiste vom Lkw getragen. „Seit mein Vater vor 24 Jahren verstorben ist, habe ich mit meiner Mutter zusammengearbeitet“, erzählt ihre Tochter Yvonne, von Beruf Arzthelferin. Ihre Brüder Christoph und Thomas haben ebenfalls mit angepackt.

Jeden Mittwoch und Sonnabend hieß es für das Mutter-Tochter-Duo früh aufstehen. Um vier klingelte der Wecker, um fünf ging es los von Bardowick nach Reinbek. Den ersten Kaffee gab es für Edda Fehlhaber im Auto. Dann wurde der Marktstand zwei Stunden lang aufgebaut. Von 8 bis 13 Uhr verkaufte sie Gemüse und Obst.

Auch interessant

Auf dem Wochenmarkt in Reinbek haben sich Freundschaften entwickelt

„Die Zusammenarbeit mit den Kollegen hier war toll“, sagt Tochter Yvonne. Wenn die beiden Frauen mal ein technisches Problem hatten, kam schnell Hilfe. Auf dem Markt haben sich Freundschaften zwischen den Händlern entwickelt.

Zum Abschied gab es am Sonnabend selbst gebackenen Kuchen für Kunden und Kollegen und Blumen und Geschenke für die Markthändlerin.

Inzwischen sieht Edda Fehlhabers Tag anders aus: „Ich habe mich schon daran gewöhnt, jetzt länger zu schlafen“, sagt sie. Zunächst will sie wieder ganz gesund werden und erst mal alles sacken lassen. Als Rentnerin hat sie Zeit für Rummikub, ihre Haustiere oder den Schützenverein. „Vielleicht arbeite ich aber auch noch ein bisschen weiter und binde Petersilie für den Markt.“ Ganz ohne Gemüse geht es nicht.