Reinbek. Der Modehändler erweitert sein Zentrallager in Reinbek. Wie auch Onlinekunden von P&C dadurch profitieren sollen.
Monatelang mussten modebewusste Kunden im Großraum Bergedorf auf einen Einkauf bei Peek & Cloppenburg im Bergedorfer CCB verzichten. Grund war ein Wasserschaden. Der ist seit Ende März behoben. Seitdem kann hier wieder die neuste Mode eingekauft werden. Damit die Regale immer gefüllt sind, bedarf es einer gut abgestimmten Logistik im Hintergrund. Und die steuert der Modehändler vom Reinbeker Gewerbegebiet aus.
Am Senefelder Ring lagert das Unternehmen P&C Hamburg mit einem großen Filialnetz im In- und Ausland in einer riesigen Halle auf 45.000 Quadratmetern Kleider, Hosen, T-Shirts, Taschen und Schuhe der aktuellen Saison. „Es ist mit Abstand unser größtes Logistikzentrum“, sagt Christian Below. Der gebürtige Bergedorfer ist seit 2010 als Leiter für die Logistik dafür verantwortlich, dass die 21 deutschen Filialen – vornehmlich im Norden – regelmäßig mit Ware beliefert werden und dass jeder Kunde seine Bestellung aus dem dazugehörigen Onlineshop Van Graaf zeitnah erhält. Die Onlinebestellungen werden im Reinbeker Zentrallager von den 250 Mitarbeitern bearbeitet. „Nach spätestens zwei Tagen verlässt die Ware aktuell unser Lager“, sagt Below.
P&C erweitert und modernisiert Zentrallager in Reinbek
Mitbewerber in der Branche aber seien schneller. Da will der Moderiese mithalten und steuert nun gegen. Die Abläufe sollen optimiert werden, zudem wird das Zentrallager aktuell erweitert – um 7000 Quadratmeter. „Wir sind auf Expansionskurs“, sagt Unternehmenssprecherin Katja Hünnekens und betont, dass P&C Hamburg seit mehr als 100 Jahren rechtlich und organisatorisch unabhängig von P&C mit Sitz Düsseldorf ist. Das hat vor einem Monat Insolvenz angemeldet.
Bei den Hamburgern hingegen stünden die Zeichen auf Wachstum – exponentiell im Onlinebereich und in den Filialen vor Ort. Kein Wunder, dass P&C sein Filialnetz noch erweitern will. „Wir sind stets auf der Suche nach neuen Stores in Bestlage“, sagt Hünnekens. So eröffnete P&C Hamburg Ende März einen Marken-Outlet auf Prags großer Einkaufsmeile Na Příkopě. Insgesamt 39 Stores in Europa und Deutschland zählt das hanseatische P&C. Rund 3.500 Mitarbeiter sorgen im Vorder- und Hintergrund für das Modeerlebnis.
Logistikzentrum wurde 2010 aus Allermöhe nach Reinbek verlegt
Expansion aber braucht Platz – wie gut, dass das benachbarte Grundstück am Senefelder Ring noch frei war. 2010 verlegte P&C sein Logistikzentrum von Allermöhe nach Reinbek. Doch ziemlich bald stellte sich heraus, dass die 45.000 Quadratmeter große Halle auf dem 35.000 Quadratmeter großen Grundstück nicht ausreicht. Eine neue Halle musste her. Mit deren Bau wurde bereits 2019 begonnen. Durch die Pandemie allerdings verzögerte sich die Fertigstellung.
„Jetzt ist die neue Halle so gut wie fertig“, sagt Maksymilian Stec. Der leitende Architekt hat bei der Planung Wert darauf gelegt, dass die neue und die alte Halle wie aus einem Guss wirken. Sie sind miteinander verbunden. Zudem sorgen bodentiefe Fenster auf der Rückseite für eine helle und transparente Arbeitsatmosphäre und eine Luftwärmepumpe für eine gute Energiebilanz.
Shuttles rasen durch die Gänge zu den Kleiderboxen
An den Arbeitsplätzen mit Blick ins Grüne sollen Mitarbeiter ab Januar 2024 in Spitzenzeiten bis zu 7000 Kleidungsstücke für den Versand vorbereiten oder Retouren auf Sauberkeit und Unversehrtheit prüfen. Lange Wege durch die 96 Meter lange, 84 Meter breite und 14,5 Meter hohe Halle müssen die Mitarbeiter nicht zurücklegen. Das übernehmen voll automatisierte Shuttles. Die weißen Teile erinnern an Surfbretter und rasen an Stromschienen mit hoher Geschwindigkeit durch die langen Gänge.
Aus den 100.000 Lagerplätzen in den Regalen holen sie die angeforderten Kisten und bringen sie zum Fahrstuhl. Über lange Förderbänder gelangen sie schließlich zu den Mitarbeitern. Bis zu 1,5 Millionen Bekleidungsstücke Textilien und Accessoires werden so ständig in Bewegung sein und sollten möglichst innerhalb eines halben Jahres einen Käufer gefunden haben. Dann nämlich beginnt die neue Saison und kommt wieder neue Ware ins Lager.
P&C distanziert sich von Fast-Fashion und Wegwerfmode
Was kurz klingt, ist in der Modebranche nicht lang: „Andere Modehändler wechseln ihr Sortiment komplett einmal im Monat. Von der Fast-Fashion und Wegwerfmode distanzieren wir uns“, sagt Hünnekens. Das schätzt der typische P&C-Kunde und ist bereit, auch etwas mehr für ein Kleidungsstück auszugeben. Und falls die neue Hose doch kaputt geht, kann sie im P&C-eigenen Änderungsatelier repariert werden. Solch ein Atelier gibt es auch im Reinbeker Gewerbegebiet. Die sieben Mitarbeiter kürzen auch Hosen, die nicht bei P&C gekauft wurden.
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Ab Januar, nach Inbetriebnahme der neuen Halle samt komplett neuem IT-System, soll der Onlinekunde seine bestellte Ware schneller in den Händen halten als bisher. „Ziel ist, dass die Ware möglichst noch am Tag der Bestellung das Logistikzentrum verlässt“, sagt Below. Die Transporte erfolgen über die Straße. Auch deshalb ist P&C mit dem Reinbeker Standort und seiner Nähe zur Autobahn sehr zufrieden. Die Entscheidung, sich hier anzusiedeln, sei richtig gewesen. „Durch die neue Halle haben wir ausreichend Spielraum, um in den kommenden Jahren weiter zu wachsen“, ist Christian Below überzeugt.