Reinbek. Die Stadt will die gravierende Wohnungsnot lindern. Welche stadteigenen Flächen für eine Bebauung infrage kommen.
Es war ein Hilferuf, den Reinbeks Sozialamtsleiter Torsten Christ an die Politik sendete: Die Stadt braucht dringend bezahlbaren Wohnraum für die aktuell 544 Flüchtlinge und Wohnungslose, die teils unter drängender Enge und seit Jahren in den 40 Notunterkünften der Stadt leben. Eine Alternative haben die meist alleinstehenden jungen Männer nicht – eine bezahlbare Wohnung in Reinbek zu finden, ist nahezu aussichtslos.
Deshalb hat Torsten Christ nun die Initiative gestartet, auf städtischem Grund 219 Sozialwohnungen möglichst bis 2030 zu schaffen. „Wir haben den Notruf gehört und den dringenden Handlungsbedarf beim Thema Sozialwohnungen bestätigt“, sagt Gerd Prüfer (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses. Auch die Reinbeker Flüchtlingsinitiave begrüßt das Vorhaben sehr, beklagen die Mitglieder doch seit Jahren die engen und teils unhygienischen Wohnverhältnisse.
Reinbeks Sozialamtsleiter: „Wir haben den Notruf gehört“
Wenn die Stadtvertreter am kommenden Donnerstag, 30. März, zu demselben Urteil kommen, wird der Bau- und Planungsausschuss über die heikle Frage diskutieren müssen, welche Standorte infrage kommen. Zur Auswahl stehen vier städtische Areale: die Schulstraße 24, die zehn Hektar große Fläche zwischen Feldstraße und Eggerskoppel, ein Acker in Ohe, auf dem unter anderem die neue Feuerwehrwache entstehen soll sowie die freie Fläche neben der Kita Schönningstedt an der Oher Straße.
Letztere sieht Gerd Prüfer angesichts des aktuell hohen Bedarfs an Betreuungsplätzen kritisch. Im Krippenbereich fehlen mehr als 60 Plätze, im Elementarbereich (ab drei Jahren) sind es an die 15. „Wir werden nicht drumherum kommen, eine weitere Kita zu bauen und sollten uns die Option an dieser Stelle offenhalten“, sagt Prüfer.
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Die FDP hingegen zweifelt den Bau von neuen Sozialwohnungen grundsätzlich an und bringt erneut die Idee ein, Vermietern die Belegungsrechte abzukaufen. „In Reinbek werden pro Jahr 1000 Wohnungen frei. Bei den Vermietern scheinen die Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen allerdings groß. Liegt das Belegungsrecht bei der Stadt, wäre die Not schnell gelindert“, ist Gerd Dahms (FDP), stellvertretender Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses, überzeugt. Den Vermietern würde das Belegungsrecht quasi abgekauft – auf 20 Jahre für bis zu 50.000 Euro. Das war den anderen Fraktionen zu viel Geld, die FDP konnte sich bislang nicht durchsetzen.