Reinbek. Mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher lockte der österliche Markt im Schloss Reinbek. Warum das Event so anziehend ist.
Am Stand von Beatrix Soltau auf dem österlichen Kunsthandwerkermarkt im Schloss Reinbek drängen sich die Besucherinnen und Besucher. „Faszinierend“, urteilt Rüdiger Gill aus Ahrensburg, über die fragilen Schätze, die die Friseurmeisterin aus Siek zaubert: Die Schalen ihrer Ostereier sind aufgeschnitten, darin stecken beispielsweise kleine Häuser aus Holz, Glückspilze oder sie sind wie kleine Strandbuden gestaltet, aus denen Fischbrötchen, Drachen oder Ähnliches verkauft wird.
Auf den ersten Blick aber erkennt man, wie viel Liebe in ihren kleinen Kunstwerken steckt. Jeden Tag ist sie ein bis zwei Stunden mit ihrem Hobby beschäftigt. Das kleine Entenei, das sie mit einer Karte von Südamerika verziert hat und dessen kreisrunder Ausschnitt den Blick auf ein kleines, blaues gefaltetes Papierschiff in seinem Innern freigibt, hat sie 28-mal für einen jeweils neuen Arbeitsschritt in die Hand genommen.
Beim österlichen Kunsthandwerkermarkt gibt es fragile schätze
„Das habe ich zufällig mal gezählt“, sagt die Siekerin lachend. Denn sie weiß: Leben könnte sie von ihrem Hobby niemals. Aber egal, denn ihre Ideen sprudeln nur so. Inspirationen findet sie überall, ob in ihrem Alltag während eines Einkaufs oder eines Spaziergangs an der See. Angst vor filigraner Arbeit hat sie nicht: „Das mit der millimetergenauen Arbeit kenne ich auch aus meinem Beruf“, erläutert sie und erklärt Manuela und Rüdiger Gill: „Zu fest zudrücken darf man nicht, an einen Griff mit leichter Hand bin ich gewöhnt.“
„Am Anfang ist da nur dieses Ei“, erzählt die Handwerksmeisterin. „Dreckig und noch gefüllt.“ Wie beim Basteln zu Hause, werden auch bei ihr die Eier zuerst angepikst und ausgeblasen. Dann geht sie mit einem Dremel mit Diamantschleifer ans Werk und schneidet die Öffnungen so in die Schale, wie sie sie braucht. Kreisrund für das Entenei mit Landkarte. Ist alles gut gegangen, zeichnet sie eine Umrandung wie die eines Bullauges. Von Hand zeichnet sie auf der Rückseite von außen die Umrisse Südamerikas auf, beschriftet sie und koloriert sie wie eine alte Schulwandkarte. Zum Schluss kommen noch zwei Schichten Hochglanzlack auf den zerbrechlichen Malgrund und das gefaltete Schiffchen in das Innere.
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Lob der Besucherinnen und Besucher ist ihr Lohn
Ihr Lohn: Sind die bewundernden Kommentare an ihrem Stand: „Ist das schön!“, hört Beatrix Soltau immer wieder gern. Viele der Ausstellerinnen haben sich auf die Gestaltung von Eiern spezialisiert, verzieren sie mit Perlen und Stickereien wie Gabriela Kaminski, mit gepressten Blüten wie Eva Unruh oder lochen sie mit Zahnarztinstrumenten wie Elisabeth Wagner. Die Faszination für das Kunsthandwerk auf dem österlichen Markt teilen viele: Das Organisationsteam um Susann Pötter hat schon am Sonnabend fast 1000 Besucherinnen und Besucher gezählt, für Sonntag erwartete sie noch mehr. „Wir merken, die Leute haben wieder Lust auf die Märkte“, sagt Susann Pötter, im Schloss zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Die Gäste erwartete an den gut 50 Ständen noch viel mehr als nur dekorierte Ostereier: Ob die gedrechselten Schreiber aus ausgewählten Hölzern von Frank Collasius, handgenähte Taschen, Etuis oder Schlüsselanhänger aus feinstem Leder von Monika Drews, gefilzte Miniaturhunde aller Rassen von Margret Wege oder die heiteren beleibten „Flying Ladies“ aus Papiermachee von Ute Trescher: Wer das Besondere sucht, kommt auf der Messe im Reinbeker Schloss auf seine Kosten.
Hingucker-Plastiken aus Beton
Ein anderer Hingucker sind beispielsweise die Betonplastiken von Bettina Greitzke: Knubbelige Figuren und Pinguine, die eine Angel in der Hand halten, einen Luftballon oder sich einen Fisch, einen Rettungsring oder einen Pinguin unter den Arm klemmen. Das Besondere hat seinen Preis, ihre Unikate kosten – ohne Holzstele – ab 490 Euro. Doch die Künstlerin aus Maschen weiß: „Einigen geht die Figur nicht aus dem Kopf. Sie kommen wieder. Und ich werde heute Abend zufrieden nach Hause fahren.“