Reinbek. Die Wohnungen an der Berliner Straße 4 sind sehr begehrt. Die Genossenschaft Sachsenwald will die Miete „bezahlbar“ halten.
Die Verblenderfassade ist so gut wie fertig, der Dachdecker im Endspurt und die Fensterbauer legen ebenfalls ein schnelles Tempo vor und setzen die ersten Fenster ein – selbstverständlich dreifach verglaste, den neusten Energiestandards entsprechend. Der Neubau der Baugenossenschaft Sachsenwald eG mit 36 Wohnungen inmitten von Reinbek unterhalb der Nathan-Söderblom-Kirche nimmt immer mehr Gestalt an.
„Wir liegen gut im Zeitplan und halten am Fertigstellungstermin im August nächsten Jahres fest“, sagt der verantwortliche Bauingenieur Holger Heidenreich. Der Aumühler blickt zufrieden auf das rege Treiben auf der Baustelle an der Berliner Straße 4.
Mietwohnungen Reinbek: Neubau der Baugenossenschaft Sachsenwald wächst
Viele Reinbeker beobachten den Baufortschritt ebenfalls mit großem Interesse. Auch weil einige hoffen, eine der 36 Mietwohnungen auf vier Etagen ergattern zu können. Von 36 sind acht öffentlich gefördert. Deren Vergabe liegt in den Händen der Stadt. Hier ist die Miete auf 6,25 Euro pro Quadratmeter begrenzt. Neun der 36 Wohnungen sind barrierearm, im Haus gibt es einen Aufzug.
Die Vergabe der restlichen 28 Wohnungen liegt bei der Genossenschaft, und die kann sich schon jetzt vor Anfragen kaum retten. Die meisten landen bei Swantje Rüß, Mitarbeiterin im Empfang: „Manche Bewerber sind schon sehr hartnäckig und versuchen es auf allen Kanälen“, sagt Rüß. Wohl auch, weil ursprünglich der Beginn der Vergabe schon für diesen Sommer geplant war und nach hinten verschoben wurde.
Vergabe der Wohnungen soll frühestens im Januar beginnen
Nun ist bei einigen Interessenten offenbar die Furcht groß, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen. „Wir beginnen mit der Vergabe frühstens im Januar 2023“, beruhigt Projektleiterin Tanja Schulze. Listen, auf denen die Interessenten gesammelt werden, gibt es jetzt noch nicht. Es haben alle die gleichen Chancen, sagt Tanja Schulze.
Die Wohnungen sollen auf der Homepage der Baugenossenschaft Sachsenwald präsentiert werden. Wann genau, werde noch bekannt gegeben. Dann können sich die Interessenten für ihre Traumwohnung vormerken lassen – vorausgesetzt, sie geben Auskunft über ihr Haushaltseinkommen.
„Uns ist neben einer guten Hausgemeinschaft und einer bunten Mischung aller Altersklassen, aus Alleinstehenden, Paaren und Familien auch eine gute Sozialstruktur wichtig. Die Bewerber sollen sich die Miete langfristig leisten können“, begründet Schulze.
Genossenschaft Sachsenwald will Miete auch in dem Neubau „bezahlbar“ halten
Wie hoch die Miete für die Zwei- und Dreizimmer-Wohnungen mit Flächen zwischen 59 und 79 Quadratmetern genau sein wird, steht noch nicht fest. Gesetzt aber ist: Die Miete wird in jedem Fall höher als die bisherige Durchschnittsmiete der Genossenschaft sein. Die beträgt aktuell sieben Euro pro Quadratmeter. Ein Großteil der 793 Wohnungen im Bestand ist aus den 1950er- und 60er-Jahren. Die Miete ist daher vergleichsweise günstig. „Dass die Miete auch in Neubauten bezahlbar ist, ist Ziel der Genossenschaft“, sagt Tanja Schulze.
Sieben Millionen Euro investiert die Baugenossenschaft Sachsenwald in den energieeffizienten Neubau mit Fotovoltaikanlage auf dem Dach, Wärmepumpe und acht E-Ladesäulen auf dem dazugehörigen Parkplatz. Letztere sollen mit der Sonnenenergie vom Dach gespeist werden. Das Betreiben und Errichten übernimmt das E-Werk Sachsenwald. Alle 36 Wohnungen haben einen zum Süden ausgerichteten Balkon oder eine Terrasse.
Viele Baumaterialien wurden bereits vor der Kostenexplosion eingekauft
Bislang sieht es so aus, dass der Kostenrahmen eingehalten werden kann. Baumaterialien wie Dämmung oder E-Geräte für die Küchen wurden vor den angekündigten Kostensteigerungen besorgt und eingelagert. „Ansonsten hätten wir den Kostenrahmen gesprengt“, sagt Bauingenieur Heidenreich.
Aus seiner Erfahrung als Immobilienbesitzer und Bauunternehmer weiß er, dass Neubauvorhaben wie diese aktuell angesichts hoher Kostensteigerungen, gestiegener Bauzinsen und weggefallener staatlicher Förderungen kaum noch zu realisieren sind. Ein anderes, großes Bauvorhaben der Genossenschaft im benachbarten Glinde liegt deshalb derzeit auf Eis.
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Grundstück wurde von der Kirche für 80 Jahre gepachtet
Die Vorzeichen für das Neubauprojekt an der Berliner Straße 4 waren noch völlig andere – auch was das bebaubare Grundstück angeht, das der Kirchgemeinde gehört. Mit der hat die Baugenossenschaft einen Erbpachtvertrag über 80 Jahre bis zum Jahr 2101 geschlossen. Im Gegenzug erhält die Kirche in Zeiten sinkender Kirchensteuern eine jährliche Zinspacht. Ideengeber war die Kirche selbst. „Für alle – die Stadt, die Kirche und uns – eine Win-win-Situation“, sagte Dirk Reiche, einer der beiden Vorstände der Genossenschaft, in der Vergangenheit über das Projekt.
Auch in der Kirchengemeinde selbst gibt es Interessenten für eine Wohnung neben dem Gotteshaus auf der einen und dem Einkaufszentrum auf der andere Seite. Grundsätzlich aber darf nur hier einziehen, wer auch Mitglied der Genossenschaft ist oder es zum Zeitpunkt der Anmietung wird und am besten aus Reinbek kommt. Rund 1200 Mitglieder zählt die Genossenschaft derzeit.