Reinbek. 150.000 Euro investiert das Bad in die Anlagen. Mit der Wiedereröffnung wird der Eintritt teurer – dafür gibt es aber auch viel Neues.

Kein Kindergeschrei, kein Wasserrauschen: Verhältnismäßig ruhig ist es derzeit im Freizeitbad Reinbek. Seit drei Wochen ist das Schwimmbad für Besucher geschlossen. Im Bad ist dennoch eine Menge los, geben sich Tischler, Fliesenleger oder Schweißer die Klinke in die Hand. „Wir führen unsere Wartung durch und stellen sicher, dass das kristallblaue Wasser kristallblau bleibt“, bringt Geschäftsführer Holger Kehl es auf den Punkt.

Üblicherweise wird das Freizeitbad alle zwei Jahre gewartet. Durch die Corona-Schließungen allerdings hat sich das Intervall verlängert, lag die letzte Wartung bereits vier Jahre zurück. „Es war höchste Zeit“, sagt Kehl, der bereits im Frühjahr die Verträge mit den unterschiedlichen Gewerken geschlossen hat.

Freizeitbad Reinbek: 400 Meter Fugen in den Becken erneuert

Mit Abnutzungen durch den täglichen Betrieb hatte der 56-Jährige schon gerechnet, dass sie aber so umfangreich sind, hat ihn dann doch überrascht. „Viele Fugen waren abgängig. Es bestand die Gefahr, dass sich Badegäste an offenliegenden, scharfkantigen Fliesen verletzen“, sagt Kehl. 400 Meter Fugen haben Fliesenleger nun im 25 mal 25 Meter großen Hauptbecken sowie im Kleinkindbereich erneuert. Möglich war das nur, weil zuvor das Wasser abgelassen wurde. Beim Hauptbecken mit einem Fassungsvermögen von einer Million Litern dauert das allein drei Tage und kostet 25.000 Euro.

Zeitgleich wurde im Kioskbereich der Charme der 1970er-Jahre entfernt, die braunen Mosaikfliesen auf dem Boden wurden durch große graue ersetzt, das Strohdach abgebaut, der Tresen ausgetauscht und die Bestuhlung erneuert. Allein in diesen Bereich sind 50.000 Euro geflossen. Insgesamt steckt das Freizeitbad 150.000 Euro in die Wartung.

Holger Kehl, Geschäftsführer des Freizeitbads, im bereits neu gestalteten Eingangsbereich: Der Charme der 1970er-Jahre verschwindet immer mehr in dem öffentlichen Schwimmbad.
Holger Kehl, Geschäftsführer des Freizeitbads, im bereits neu gestalteten Eingangsbereich: Der Charme der 1970er-Jahre verschwindet immer mehr in dem öffentlichen Schwimmbad. © U. Gerullis | Undine Gerullis

Dazu gehört auch vieles, was der Besucher nicht sieht, wie die Aufbereitung der vier riesigen Wasserfilter im Untergeschoss. Die haben einen Durchmesser von jeweils 4,5 Metern und sind groß genug, damit Mitarbeiter Torben Knospe reinklettern konnte, um zwei Tonnen Filtermaterial bestehend aus Sand, Haar- und Kokoskohle auszutauschen. „Ich habe das Schwimmbad aus einer völlig neuen Perspektive kennengelernt“, sagt der 26-Jährige. Für den Fachangestellten für Bäderbetriebe ist es die erste Revision im Freizeitbad.

Durch Energiesparmaßnahmen sank Gasverbrauch um 24 Prozent

Holger Kehl hat schon einige mehr erlebt. Zum ersten Mal in der 43-jährigen Geschichte des Freizeitbads aber wird das Außenbecken in diesem Winter nicht beheizt und muss jetzt vor Frostschäden geschützt werden. Die beiden Mitarbeiter Jan Hug und Kurosch Almasi haben deshalb Eisdruckpolster an den Beckenrand angebracht, die die Fliesen vor Spannungsrissen schützen sollen, falls das Wasser zu Eis gefriert. Die Polster hat sich das Freizeitbad vom Schwimmbad Trittau ausgeliehen.

Nach den Herbstferien wurde das Außenbecken in Reinbek aus Energiespargründen stillgelegt. Zugleich wurde die Temperatur im Hauptbecken um ein Grad auf 28 Grad Celsius Wassertemperatur abgesenkt. Für den Badegast sei das kaum spürbar, es habe keine Beschwerden gegeben, sagt Kehl. Die Wirkung aber sei groß gewesen: 24 Prozent seines Gasverbrauchs konnte das Bad bislang einsparen. Beheizt wird es über ein eigenes Blockheizkraftwerk, betrieben mit einer Gasturbine.

Jan Hug (r.) und Kurosch Almasi bringen die Frostschutzpolster im Außenbecken an. Sie sollen die Fliesen vor dem Zerspringen schützen. Die Gefahr ist groß, wenn das Wasser gefriert. In den Jahren zuvor wurde das Außenbecken stets beheizt.
Jan Hug (r.) und Kurosch Almasi bringen die Frostschutzpolster im Außenbecken an. Sie sollen die Fliesen vor dem Zerspringen schützen. Die Gefahr ist groß, wenn das Wasser gefriert. In den Jahren zuvor wurde das Außenbecken stets beheizt. © U. Gerullis | Undine Gerullis

Trotz der Einsparung kommt das Freizeitbad, eine Tochter des E-Werks, nun nicht drumherum, seine Eintrittspreise mit der Wiedereröffnung am 20. Dezember zu erhöhen. „Nicht nur die Energiepreise sind gestiegen, auch die Chemikalien haben sich um 50 Prozent verteuert“, rechtfertigt Kehl den Preisanstieg um 30 bis 40 Prozent über alle Bereiche hinweg. Das Bad erhält jährlich einen Zuschuss von 600.000 Euro - und der soll auch in Zukunft ausreichen.

Mit Geldwertkarten 15 Prozent sparen

Deshalb steigt nicht nur der Eintrittspreis für den einzelnen Badegast von sechs auf 7,90 Euro, sondern auch die Nutzungspacht für die Vereine und Schulen. Es ist die erste Tariferhöhung seit vier Jahren und eine, „bei der wir versucht haben, für unsere Zielgruppen Familien und Senioren attraktiv zu bleiben“, sagt Kehl.

So gibt es weiterhin mit den Geldwertkarten 15 Prozent Rabatt auf den Eintritt. Eintritt sparen kann man auch beim neu eingeführten Last-Minute-Schwimmen (dienstags und mittwochs von 19 bis 21 Uhr). Hier kostet der Eintritt wie beim Frühschwimmen (dienstags, mittwochs und donnerstags von 6.30 bis 10 Uhr) zukünftig 6,90 Euro Eintritt.

Ab Februar Schwimmkurse online buchbar

Teurer werden auch Schwimmkurse: Für zwölf Übungsstunden sind zukünftig 155 Euro fällig. Dass die Nachfrage mit der Verteuerung nachlässt, glaubt Holger Kehl nicht. „Der Bedarf ist groß. Wir kommen nicht hinterher, ihn abzuarbeiten.“ Ab Februar wird es für die Eltern einfacher, dann sollen die Kurse online gebucht werden können. Für die Anmeldung der vier Januarkurse müssen sie noch einmal persönlich im Freizeitbad erscheinen.

Beratung bei der neuen Tarifstruktur hatte das Freizeitbad vom Architekturbüro Krieger in Düsseldorf. Das seit Jahrzehnten auf Bäder spezialisierte Unternehmen hat seinerzeit nicht nur das Freizeitbad gebaut, sondern erstellt nun auch ein Gutachten, in dem der Standort analysiert und mögliche Entwicklungspotenziale aufgezeigt werden sollen. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2023 vorgestellt werden.