Reinfeld. Ein Kühlschrank sollte nicht älter als 15 Jahre sein. Auch beim Backofen gibt es einiges zu beachten. Das rät der Energieberater.
Es ist ein Thema, das momentan so ziemlich jeden betrifft: Die Energiepreise steigen rasant. Ab dem neuen Jahr müssen Bürger deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. Das belastet den Geldbeutel. Ursachen für die Preissteigerungen sind unter anderem der Konjunkturaufschwung nach dem Tief der Corona-Krise, die gestiegenen Beschaffungskosten für Versorger und die steigende CO2-Abgabe.
Viele fragen sich deshalb, wie sie im eigenen Haushalt Energie und damit Geld sparen können – auch Lucy und Tjark Rumohr. Das Paar hat vor einem Jahr in Reinfeld ein Haus gekauft. „Seitdem sanieren wir die eigenen vier Wände“ sagen sie. „Dabei beschäftigt uns auch die Frage, wie wir Energie sparen können.“
Energie sparen: So funktioniert es in den eigenen vier Wänden
Allein durch das Ändern vieler Verhaltensweisen könne der Verbrauch deutlich reduziert werden, sagt Energieberater und Diplom-Ingenieur Ingo Sell. „Im Moment habe ich alle Hände voll zu tun“, berichtet er. Weil wegen der Corona-Pandemie lange Zeit Termine vor Ort ausfallen mussten, habe sich einiges an Beratungsbedarf angestaut. Hinzu kommen die Preissteigerungen, die viele Menschen verunsichern.
Doch die gute Nachricht ist: Wer Energie sparen will, kann viele Tipps beachten, um den Verbrauch zu reduzieren. Das zeigt Ingo Sell Lucy und Tjark Rumohr bei einem Rundgang durch ihr Haus. Das wurde 1911 gebaut. „Wir wollten ein altes Haus mit Seele und Charme“, sagt Tjark Rumohr. „In Sachen Energieeffizienz ist aber noch Luft nach oben.“ Und wo, das zeigt Ingo Sell dem Paar nun.
Fenster und Türen sollten gut abgedichtet sein
„Wer Heizkosten sparen will, sollte darauf achten, dass Fenster und Türen gut abgedichtet sind“, verrät er. Ob das der Fall ist, können auch Laien ganz leicht testen. „Einfach ein Blatt Papier zwischen Fenster und Rahmen klemmen und schließen. Dann versuchen, das Blatt herauszuziehen. Lässt es sich nicht oder nur beschädigt herausziehen, sind die Fenster gut abgedichtet. Hat man es direkt in der Hand, sollte man nachbessern.“
Und: „Das kann man auf die Schnelle auch relativ unkompliziert selbst machen“, so Sell. Die Fenster im Haus von Lucy und Tjark Rumohr halten dem Test besser stand als gedacht. Trotzdem wollen sie in naher Zukunft nachbessern. Im Moment beschäftigt das Paar die Frage, ob sie eine Zwei- oder Dreifachverglasung wählen. „Ich habe gehört, dass man bei Altbauten keine Dreifachverglasung wählen soll“, so Tjark Rumohr. „Das ist Quatsch“, sagt der Energieberater. Entscheidend ist der sogenannte U-Wert der Fenster. Er beschreibt den Wärmedurchgangskoeffizienten. Je kleiner er ist, desto besser ist das Fenster gedämmt. Aktuell haben die Fenster einen U-Wert von 1,5. „Das ist viel“, so Sell. Die Fenster, die man heutzutage kaufen kann, haben höchstens einen Wert von 1,3. Aufrüsten lohnt sich also. Denn so kann Energie gespart werden.
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Ungenutzte Räume nie ganz auskühlen lassen
Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Wer Heizkosten sparen will, kann verschiedene Verhaltensregeln beherzigen. „Im Herbst und Winter sollte man auch ungenutzte Räume nie vollständig auskühlen lassen“, so Sell. Um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden, sollte die Temperatur nicht unter 16 Grad fallen und die Luftfeuchtigkeit mit einem Messgerät überprüft werden. „Die sollte nicht über 60 Prozent liegen.“
Außerdem ganz wichtig: „Räume nicht überheizen.“ Denn jedes Grad mehr benötige sechs Prozent mehr Energie, so der Experte. Meist reichen Temperaturen von 20 oder 21 Grad aus. Sell: „Wer es gerne warm hat, sollte lieber einen Pullover mehr anziehen, als die Heizung voll aufzudrehen.“ Beim Stoßlüften sollten die Heizungen unbedingt für die Dauer des Lüftens abgestellt werden. „Sonst geben die richtig Gas“, so Sell. Ein Tipp, den das Paar dankbar annimmt. „Das wussten wir noch nicht.“
Ab wann geheizt werden sollte, hängt vom Haus und von der Witterung ab
Übrigens: Allgemeine Empfehlungen, von wann bis wann Häuser beheizt werden sollten, gibt es nicht. „Das hängt von der Witterung ab und davon, ob es sich um einen Neu- oder Altbau handelt.“ Neubauten müssen manchmal erst ab November geheizt werden, Altbauten manchmal bereis ab September.
Wer die Strom- und Gaskosten reduzieren will, sollte sich auch über seine Verträge informieren und gegebenenfalls einen Wechsel in Betracht ziehen. „Wir haben erst kürzlich die Nachricht bekommen, dass unser Anbieter die Preise mehr als verdoppelt“, berichtet Lucy Rumohr. Daraufhin hat sie sich schlau gemacht und wechselt nun zu einem günstigeren Anbieter. Das empfiehlt Ingo Sell auch allen anderen. Und: „Man muss sich schon ein bisschen durchs Internet wühlen.“ Es reiche nicht, auf einem Vergleichsportal die Preise zu checken. Je nachdem, welches man wählt, sind bestimmte Anbieter dort nämlich gar nicht aufgelistet. Seine Empfehlung: „Mehrere Vergleichsportale nutzen und ausführlich informieren.“ Außerdem sollte man angesichts der starken Veränderungen auf dem Markt Verträge wählen, die keine zu lange Vertragslaufzeit haben: „Ein Jahr oder kürzer ist gut.“
Der Kühlschrank sollte nicht älter als 15 Jahre sein
Es kann aber auch lohnen, mal einen Blick auf die elektronischen Geräte im Haushalt zu werfen: Kühlschrank, Backofen, Waschmaschine und mehr. Ein Kühlschrank sollte nicht älter als 15 Jahre sein. Und: „Die Temperatur sollte nicht zu niedrig eingestellt sein“, so Sell. „Sieben bis acht Grad genügen.“ Außerdem macht es Sinn, öfter mal zu hinterfragen, ob man das Gerät, das man besitzt, wirklich in dieser Größe braucht. Sell: „Wenn beispielsweise die Kinder aus dem Haus sind und der Haushalt nur noch aus zwei statt vier Personen besteht, kann man schon darüber nachdenken, seinen Kühlschrank durch einen kleineren zu ersetzen.“ Das spare spürbar Energie.
Ähnliches gilt für Zweitgeräte: „Wer einen Zweitkühlschrank mit Bier im Partykeller hat, verbraucht unnötig viel Energie“, so Sell. „Darauf würde ich lieber verzichten oder ihn nur einschalten, wenn er auch wirklich gebraucht wird.“ Ratsam ist außerdem, den Kühlschrank an einer kühlen Außenwand zu platzieren und regelmäßig abzutauen. Der Kühlschrank von Lucy und Tjark Rumohr ist übrigens noch gut in Schuss – genauso wie der Backofen. Hier rät Sell zum richtigen Verhalten beim Kochen und Backen: „Den Ofen vorzuheizen, ist meistens nicht nötig und verbraucht unnötig Energie. Außerdem empfehle ich, den Backofen fünf bis zehn Minuten vor Ende der Backzeit auszuschalten und die Restwärme zu nutzen.“
Luxusgüter wie Wasserbetten fressen viel Strom
Beim Gebrauch der Waschmaschine macht es Sinn, nicht zu heiß zu waschen: „Die Waschmittel heutzutage sind so gut, dass 30 bis 40 Grad reichen.“ Wer Geräte neu anschafft, sollte auf die Effizienzklassen achten. Andere Geräte, die viel Energie verbrauchen, sind solche, die kühlen oder wärmen: Klimaanlagen oder auch Heizlüfter. „Aber auch spezielle Luxusgüter wie Wasserbetten, eine Sauna oder Aquarien und Terrarien fressen viel Strom“, sagt Sell.
In Sachen Beleuchtung sollte möglichst auf LED-Glühbirnen zurückgegriffen werden. Da ist das Reinfelder Paar schon gut aufgestellt: „Wir nutzen hauptsächlich LED-Leuchten. Die gibt es heutzutage ja auch in allen möglichen Farbtönen zu kaufen.“ Ein weiterer Tipp lautet: „Ladegeräte und ähnliches immer aus der Steckdose ziehen, wenn sie gerade nicht benötigt werden. Oder Monitore auch mal ausschalten. Das spart zwar nicht viel Strom, aber durchaus ein bisschen.“ Da können Lucy und Tjark Rumohr sich noch verbessern, räumen sie ein: „Das machen wir eher selten.“ Dieser Tipp reiht sich aber vom Grundgedanken in fast alle Tipps ein, die Energieberater Ingo Sell zum Sparen von Ressourcen an seine Klienten weitergibt: „Sparsamkeit ist das A und O.“