Reinbek. Erst am Mittwoch hatte die Stadt das Lichterfest im Zentrum abgesagt. Anderes Event am historischen Gebäude soll stattfinden.

Auch in diesem Jahr wird die Vorweihnachtszeit wieder anders, als viele es gewohnt sind. Weniger festliche Lichter werden in den Straßen brennen, und die Reinbeker müssen auf zwei liebgewonnene Veranstaltungen verzichten: Das Lichterfest Ende November, das sonst den Auftakt der Adventszeit bildete, sowie der Weihnachtsmarkt am Schloss fallen aus in diesem Jahr, teilt die Stadt mit.

Die Entscheidung haben Stadt und Gewerbebund gemeinsam getroffen, sagt Stadtsprecherin Penelope Friebel. Hintergrund ist die Energiekrise, die auch den kommunalen Haushalt hart trifft.

Weihnachtsmarkt und Lichterfest – in der Krise das falsche Signal

„Die Entscheidung, das Lichterfest abzusagen, ist uns nicht leichtgefallen. Zumal wir seit Monaten in den Planungen stecken“, sagt Volker Trute, Vorsitzender des Gewerbebundes. „Wenn aber alle Welt davon spricht, Energie zu sparen, können wir es in Reinbek mit Heizpilz und Gasgrill nicht krachen lassen. Das wäre ein falsches Signal“, sagt Trute, Elektriker und Betriebsleiter bei Elektrobau Henry Kaulfuß in Reinbek.

Der Gewerbebund hat bislang stets dafür gesorgt, dass die Stadt zur Adventszeit festlich geschmückt war. Er hat 83 Leuchtsterne an Berg- und Bahnhofstraße, am Schmiedesberg, am Rosenplatz, an der Schönnigstedter Straße und Möllner Landstraße aufhängen lassen. Am Lichterfest selbst entlang der Bahnhof- und Bergstraße beteiligten sich viele Gewerbetreibende, gab es Livemusik und Tanzaufführungen, ein Kinderkarussell sowie Grill- und Waffelstände.

Bleiben auch die Weihnachtssterne dunkel?

Ob die Reinbeker womöglich nur auf das Fest, aber nicht auf die Weihnachtssterne verzichten müssen, entscheidet sich nach Rücksprache mit dem E-Werk in den nächsten Tagen. „Wir müssen die Sterne ja nicht täglich einschalten“, sagt Trute. Oder auch gar nicht.

Das Aufhängen übernimmt ein externes Unternehmen, die Kosten dafür trägt der Gewerbebund mit rund 80 Vereinsmitgliedern. Die Anschaffungskosten haben 76 Paten übernommen. Darunter sind sowohl Privatleute als auch Unternehmen. Neue Paten werden ständig gesucht, die Vereinigung hat extra einen Imagefilm gedreht. An den Kosten für den verbrauchten Strom hat sich der Gewerbebund bislang nicht beteiligt.

Hoher Stromverbrauch zum Weihnachtsmarkt

Und die sind zur Adventszeit besonders hoch, weiß auch Elke Güldenstein, Leiterin des Schlosses. „An einem zweitägigen Weihnachtsmarkt haben wir circa 4100 Kilowattstunden Strom verbraucht“, sagt sie. Das hat eine Prüfung der Zählerstände im Dezember 2019 ergeben. Vor drei Jahren fand letztmalig der beliebte Adventsmarkt mit bis zu 20.000 Besuchern mit vielen Lichtern und weihnachtlich geschmückten Buden in der Allee, im Hof und im Schloss statt. Am Donnerstag fiel die Entscheidung, dass der Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende auch in diesem Jahr wieder ausfällt. Elke Güldenstein bedauert die Entscheidung von Stadt und Gewerbebund, und führt sie auch auf „die unsichere Planungslage“, begründet in der Energiekrise, zurück.

Auf alles Liebgewonnene müssen die Reinbeker in diesem Advent aber nicht verzichten: Das Schloss-Team organisiert für Sonntag, 4. Dezember, einen „Advent am Schloss“ für die ganze Familie. Das Programm wird angelehnt sein an das im vergangenen Jahr, verspricht Güldenstein. Aktuell ist das Schloss-Team dabei, ein Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen.

Keine große Tanne, keine Schlossbeleuchtung

Im Schlossinnenhof wird die Bühne aufgestellt, können sich die Besucher an Glühwein und Punsch wärmen. Nur ein Karussell oder eine meterhohe, festlich geschmückte Tanne im Innenhof werden die Besucher nicht finden. Statt einem großen Baum werden fünf kleine Weihnachtsbäume in den Arkaden aufgestellt. Zudem verzichtet das Schloss auf eine Beleuchtung: „Wir werden unsere LED-Lichterkette über den Arkaden entlang der Fenster zwar aufhängen, wir werden sie aber nicht täglich einschalten“, kündigt Güldenstein an.

Sie hofft auf Verständnis und darauf, dass „wir im nächsten Jahr unseren schönen Weihnachtsmarkt wieder haben.“ Denn der sei nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern habe auch eine integrierende Funktion.