Reinbek. Zum Auftakt singen Aquabella Lieder zum Thema Heimatlosigkeit. Diese bekannte Sängerin ist hingegen ganz auf Liebe eingestellt.

Beim Akustikfest im Schloss Reinbek vom 3. bis 6. November kann das Publikum die kulturelle Vielfalt der Musik erleben. Das Eröffnungskonzert des aus Berlin stammenden Vokalensembles Aquabella am Donnerstag, 3. November (19.30 Uhr), trägt den Titel „Heimatlose Lieder“. Das Sängerinnen-Quintett bringt in seinem Programm beispielsweise Lieder zu Gehör, deren Texte in Sprachen verfasst wurden, die nur noch wenige Menschen sprechen – weil sie aus Ländern stammen, die nicht mehr existieren. Bei anderen ist wiederum deren Ursprung in Vergessenheit geraten, sie sind international bekannt, überall und nirgends zu Hause. Gemeint sind außerdem Lieder von Menschen, die ihre Heimat verloren haben oder sich heimatlos fühlen.

Das Ensemble besteht seit 22 Jahren und setzt sich aktuell aus Sopranistin Nina Rottner, Anett Levander (Alt), Maria Thomaschke (Alt), und den Mezzosopranistinnen Nadja Dehn und Bettina Stäbert zusammen. Sie singen von Hoffnungen und Sehnsüchten, die Texte drehen sich um essenzielle Fragen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Existenz. Ensemblemitglied Bettina Stäbert sagt: „Die Grundthemen der Menschheit wie Liebe, Sehnsucht und die Suche nach Zugehörigkeit sind überall zu finden. Die Lieder, die wir singen, haben immer etwas damit zu tun, dass wir uns offen und neugierig in der Welt bewegen.“

Aquabella suchen Sprachexperten für die Texte

Dem Konzept der Weltmusik folgend, sei die Idee, die eigenen Bezüge ins Programm mit einfließen zu lassen. „Wir haben zum Beispiel Kontakte nach Taiwan.“ Dort hätten sie einen Chor des Bunun-Volkes unterrichtet und anschließend Lieder dieses und des Ami-Volkes ins Repertoire aufgenommen. Aquabella will das Verständnis für und die Wertschätzung anderer Kulturen fördern. Stäbert sagt: „Lasst uns Geschichten erzählen und hören, was es alles Verbindendes zwischen den Völkern gibt.“ Damit Texte und Aussprache authentisch klingen, begeben sich die Sängerinnen immer wieder auf die Suche nach Experten der jeweiligen Sprache.

Die gestaltet sich nicht immer einfach, wie Stäbert schmunzelnd berichtet. So hätten sie versucht, in Berliner Pizzerien für ein neapolitanisches Lied einen Italiener zu finden, der den entsprechenden Dialekt beherrscht, und dabei festgestellt, dass die meisten dieser Restaurants inzwischen in arabischer Hand sind. Bei spanischen Liedern greifen die Künstlerinnen auf Kontakte in der Markthalle in Kreuzberg zurück, bei Griechisch und Türkisch auf Bäckereiverkäufer. Bei dem Song „Im Nin’alu“ der israelischen Sängerin Ofra Haza hatten sie es leichter, davon gibt es Audioaufnahmen. Das Lied basiert auf einem hebräischen Gedicht eines Rabbiners aus dem 17. Jahrhundert und erreichte im Jahr 1988 sogar den Spitzenplatz der deutschen Charts.

Ostdeutscher Schlager sorgt für Heimatgefühl

Adjiri Odametey (M.) mit Band auf der Bühne. Der ghanaische Sänger sieht sich als Botschafter authentisch afrikanischer Musik.
Adjiri Odametey (M.) mit Band auf der Bühne. Der ghanaische Sänger sieht sich als Botschafter authentisch afrikanischer Musik. © Adjiri Odametey

Und weil ein Teil des Ensembles aus dem Osten stammt, hat es auch den Schlager „Farbfilm“ von Nina Hagen im Gepäck. „Im Osten kennen alle diesen Schlager, wir möchten die Leute abholen, dass sie ihre Freude und ihren Spaß haben.“ Genau genommen sei „Farbfilm“ auch ein heimatloses Lied, weil die DDR nicht mehr existiere. Bettina Stäbert sieht das so: „Wir sind zu Hause in der Musik und dem Klang, bei uns finden auch die heimatlosen Lieder ein Zuhause.“

Adjiri Odametey und seine Band bringen dem Publikum am Sonnabend, 5. November (19.30 Uhr), afrikanische Musik mit selten gehörten Instrumenten wie der afrikanischen Harfe Kora, den Daumenklaviere Mbira und Kalimba, dem Balafon mit Kürbissen als Resonanzkörper und Kpanlogo-Trommeln nahe. Singer-Songwriter Odametey stammt aus Ghana. Der Multi-Instrumentalist bringt mit warmer Stimme melodische Songs zu Gehör. Sein individueller Stil entsteht aus der Verbindung von traditionellen afrikanischen mit modernen westlichen Einflüssen.

Akustikfest: Abschlusskonzert mit Ulla Meinecke

Ganz auf Liebe eingestellt: Sängerin Ulla Meinecke mit Reinmar Henschke.
Ganz auf Liebe eingestellt: Sängerin Ulla Meinecke mit Reinmar Henschke. © picture alliance | Matthias Wehnert

Am Freitag, 4. November (19.30 Uhr), erschafft Musiker Martin Kälberer vorwiegend auf dem Piano erstaunliche Klangteppiche, die durch den Raum zu schweben scheinen. Sie lassen sich keinem Genre zuordnen. Wer sich ihnen öffnet, kann ihre emotionale Wirkung in seinem Inneren spüren.

Der Auftritt der bekannten Sängerin und Poetin Ulla Meinecke unter Begleitung von Instrumentalist Reinmar Henschke am Sonntag, 6. November (19.30 Uhr), steht ganz im Zeichen der Liebe. Das Duo gestaltet den Abend mit Geschichten und Songs zum Thema, spannende und humorvolle Erkenntnisse inklusive. Die neuen und alten Hits der Sängerin dürfen beim Abschlusskonzert des Akustikfests natürlich nicht fehlen.

Konzertkarten kosten jeweils 25 Euro. Tickets gibt’s unter kultur-reinbek.de oder per E-Mail an tickets@reinbek.de.