Reinbek. Der Rohbau der Fahrzeughalle für zwölf Feuerwehrautos steht bereits. Doch es mangelt an Material. Und die Kosten steigen.

Zwölf Jahre sind ins Land gegangen mit Standortdebatten, Diskussionen um das liebe Geld und über das Verkehrskonzept, ein Ausgleich für den Grandplatz der TSV musste her – jetzt aber geht plötzlich alles ganz schnell mit dem neuen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr. Der Rohbau der Fahrzeughalle steht bereits. Allerdings sind die Kosten von anfangs 6,5 Millionen Euro bis 2020 auf 11,6 Millionen Euro geklettert.

Kathrin Zur-Lage, Projektleiterin bei der Stadtverwaltung, ist froh, dass im Haushalt mittlerweile noch zwei weitere Millionen für das neue Feuerwehrhaus enthalten sind. „Das ist zwar eine immense Kostensteigerung von 17 Prozent, aber wir hatten auch mit einer Pandemie und jetzt mit einem Krieg zu tun“, erklärt sie. „Es wäre toll, wenn wir das angesichts der steigenden Energiekosten auch halten können. Dann sind wir gut.“ Probleme bereitet jetzt die Ausschreibung der Fassade. „Wir haben sie jetzt zum zweiten Mal europaweit ausgeschrieben und es gab keinen einzigen Bewerber“, sagt sie. Das überrascht die Projektleiterin aber nicht, denn als Material war Sibirische Lärche gefragt. „Leider gibt es aktuell wegen des Krieges keine Sibirische Lärche auf dem Markt. Aber wir werden das lösen“, ist sie sicher. Denn jetzt darf Reinbek ein Verhandlungsverfahren führen, Firmen für Angebote direkt anschreiben.

Neubau Feuerwehr Reinbek geht zügig voran – Rohbau der Fahrzeughalle steht

„Ich bin überrascht, wie schnell die jetzt die Fahrzeughalle hochgezogen haben“, sagt Joachim Stanisch. „Innerhalb von acht Wochen stand der Rohbau plötzlich.“ Der Freiwillige Feuerwehrmann ist der neue Beauftragte für den Neubau und erster Ansprechpartner für seine Kameraden. Gemeinsam mit dem hauptamtlichen Gerätewart Jörg Weidemann traf er sich mit Projektleiterin Kathrin Zur-Lage aus der Stadtverwaltung, Bauleiterin Andrea Hümpel und Architekt Ruwen Rimpau-Spichalsky aus dem Büro Rimpau Bauer Derveaux zur Baubesprechung.

Joachim Stanisch, Sprecher der Reinbeker Wehr und Ansprechpartner in Sachen Neubau, beim Blick durch das Fenster der künftigen Funkzentrale auf die Einfahrten der Fahrzeughalle. Die Tore sollen in gut acht Wochen kommen.
Joachim Stanisch, Sprecher der Reinbeker Wehr und Ansprechpartner in Sachen Neubau, beim Blick durch das Fenster der künftigen Funkzentrale auf die Einfahrten der Fahrzeughalle. Die Tore sollen in gut acht Wochen kommen. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Nachdem die Fragen über die Elektroleitungen, zu Fliesen und Bodenbelag, über die Sicherheit an den Toren der Halle, zur Lage eines Besprechungs- und eines Treibstofflagers, zu möglichen Elektroladesäulen auf dem Parkplatz sowie über eine Leitung für eine potenzielle Schranke zum Gelände geklärt waren, konnten sich die beiden Feuerwehrmänner die Baustelle anschauen und sich vom Fortschritt der Arbeiten überzeugen.

Neben der Fahrzeughalle werden Waschhalle und Werkstatt gebaut

Das Grundstück hat eine Größe von etwa 10.000 Quadratmetern, etwa 2500 davon werden mit zwei Gebäuden überbaut. Die Fahrzeughalle ist knapp sieben Meter hoch und hat Platz für zwölf Fahrzeuge. Werkstatt und Waschhalle nebenan bieten noch eine Reserve für ein weiteres Fahrzeug. Die Falttore, die sich nach außen öffnen, sollen in etwa acht Wochen geliefert werden. Außerdem gibt es in diesem Flügel die Funkzentrale mit Blick auf die zwölf Tore, einen Lagerraum, die Haustechnik sowie einen Lagerraum für Treibstoffe. Ob dieser auf Wunsch der Feuerwehrleute doch noch zum Besprechungsraum umgebaut werden kann, prüfen Bauleitung und Architekt jetzt noch.

Auf den unteren 1,35 Metern der Wände bleibt der Stahlbeton als Sichtbeton stehen, die Wände darüber sind aus Brettschichtholz (Fichte) gefertigt. „Sie sind 20 Zentimeter stark und aus fünf Schichten, jeweils um 90 Grad verdreht zusammengeleimt“, erläutert Architekt Ruwen Rimpau-Spichalsky. Die Holzwände sind bereits weiß lasiert. Gerade werden Platten auf dem Dach, 18 Meter lang und nur sechs Zentimeter dick, mit Hilfe eines Krans montiert. Dann wird die Fuge zwischen Beton und Holz noch mit Dichtbändern und Mörtel verschlossen.

Holz wurde als Material für einen Feuerwehrbau mit Bedacht gewählt

Das Das zweite, zweigeschossige Gebäude wird im Holzrahmenbau gefertigt. Es beherbergt Umkleiden, Sanitär- und Sozialräume, Werkstätten, Büros für die organisatorische Arbeit der Ehrenamtlichen sowie einen großen Bereich für die Jugendwehr mit eigener Terrasse. Dieser zweite Flügel hat einen direkten Zugang von den Umkleiden in die Fahrzeughalle. Für die Wände im Holzrahmenbau wird Ständerwerk mit Holz beplankt.

Dass ausgerechnet brennbares Holz als Material für eine Feuerwehr verbaut wird, hatte anfangs für Diskussionen gesorgt. „Aber die Zweifel beruhen auf einem Irrtum“, klärt der Architekt auf. „Holz hält bei einem Brand viel länger als Stahl. Stahl bricht irgendwann zusammen, während Holz sich durch die entstehende Rußschicht quasi selbst schützt und stützt.“

Ruwen Rimpau-Spichalsky als auch Projektleiterin Kathrin Zur-Lage sind überzeugt, dass das Prestigeobjekt nun Anfang 2023 fertig wird. Bürgermeister Björn Warmer hatte beim Maifest bereits angekündigt, dass das neue Gerätehaus im März bezugsfertig sein wird. „Das liegt auch daran, dass das Gebäude noch ausgestattet werden muss“, sagt Zur-Lage. Die Voraussetzungen sind durch die erste Besprechung geschaffen. Joachim Stanisch freut sich schon auf den Einzug. „Mir gefällt das alles bisher sehr gut“, sagt er.