Reinbek. Die neugebaute Gemeinschaftsschule ist bei Schulanmeldungen sehr begehrt. Bei den Fünftklässlern musste sogar das Los entscheiden.
Licht, modern und WLAN in allen Räumen: Kein Wunder, dass die Gemeinschaftsschule mit Oberstufe am Mühlenredder begehrt ist. Schulleiter Dirk Böckmann kann sich vor Anmeldungen kaum retten. „130 waren es bei den Fünftklässlern“, sagt Böckmann. Bei den Elftklässlern haben sich 100 Schüler registrieren lassen.
Das sind weit mehr, als in der Schule Platz haben und Böckmann und sein Lehrerteam unterrichten können. „Bei den Fünftklässlern mussten wir schweren Herzens mehr als 20 Schüler abweisen, am Ende hat sogar das Los entschieden“, sagt der Pädagoge.
Schüler aus Reinbek haben Vorrang
Vorrang haben Reinbeker Schüler vor auswärtigen, Geschwisterkinder vor Einzelkindern. „Mit so einem großen Andrang haben wir nicht gerechnet“, sagt Böckmann. Dabei ist die Schule seit jeher bei Oststeinbekern, Wentorfern, Dassendorfern, Glindern, Kröppelshagenern und Familien in den Sachsenwaldgemeinden begehrt. 2021 wurden hier 225 auswärtige Kinder beschult.
In der Oberstufe der Gemeinschaftsschule dürfe er rein rechtlich niemanden abweisen, da gibt es keine festgelegte Obergrenze. „Wir werden aber personell an unsere Grenzen kommen.“ Er habe zwar freie Stellen, finde aber keine passenden Lehrkräfte.
Trend geht zu Gemeinschaftsschulen
Auch das Sachsenwaldgymnasium ist in der Region begehrt: 293 Schüler von auswärts wurden hier laut einer aktuellen Auswertung des Schulamtes beschult. Das sind 109 weniger als noch vor sechs Jahren. Vor allem die Barsbütteler Kinder blieben weg. Lernten 2015 noch 73 Barsbütteler Kinder in dem Backsteinbau an der Schulstraße, waren es in 2021 nur noch 35. „Die Barsbütteler Gemeinschaftsschule ist für viele eine gute Alternative“, erklärt sich Rektorin Helga Scheller-Schieweck den Rückgang.
Gemeinschaftsschulen gewinnen wieder an Beliebtheit, ein Trend, der in Hamburg seit Jahren zu beobachten ist. Gemeinschaftsschulen heißen hier Stadtteilschulen und haben Gymnasien auf der Beliebtheitsskala überholt. Wohl auch, weil Schüler hier 13 Jahre bis zum Abitur haben.
In Schleswig-Holstein gibt es diesen Unterschied nicht mehr, es gilt überall G 9. „Wir unterscheiden uns nur noch in unseren pädagogischen Konzepten“, sagt Dirk Böckmann.
Einige Schüler machen in Hamburg ihr Abitur
Über mangelndes Interesse an ihrer Schule kann sich Helga Scheller-Schieweck aber nicht beklagen: „Rund 140 Fünftklässler haben sich für das kommende Schuljahr bei uns angemeldet. Wir werden nach den Sommerferien sechszügig starten.“ Das sei eine solide Basis für eine heranwachsende Oberstufe. Ausgelegt ist das historische Gebäude eigentlich für vier Züge.
Nach der zehnten Klasse verlassen aber regelmäßig fünf bis zehn Schüler die Schule und wechseln an ein Hamburger Gymnasium. Seit Jahrzehnten hält sich das Gerücht, dass in der Hansestadt das Abitur leichter zu erlangen sei. Schon Tagesschausprecher Thorsten Schröder, der in Neuschönningstedt aufgewachsen ist, hat vor Jahrzehnten davon Gebrauch gemacht, wie er in einem Interview mit unserer Redaktion berichtete.
1,36 Millionen Euro für Beschulung auswärtiger Schüler
„Einige unserer ehemaligen Schüler können ihren Notendurchschnitt in Hamburg verbessern. Pauschalisieren möchte ich aber nicht“, sagt Scheller-Schieweck.
599 Reinbeker Schüler, davon 494 aus Mittel- und Oberstufe, besuchten 2021 eine auswärtige Schule. 98 davon wurden in Hamburg beschult. Die Stadt kostete der auswärtige Schulbesuch 1,2 Millionen Euro. Im Gegenzug erhielt Reinbek aber 1,36 Millionen Euro für die Beschulung auswärtiger Schüler.