Reinbek. Den 54-Jährigen kennt man aus der Tagesschau. Wie er es bis vor die Kamera geschafft hat und was seine Ziele für 2022 sind.
Etwas müde wirkt Thorsten Schröder an diesem Vormittag. Der bekannte Nachrichtenmann aus Funk und Fernsehen hatte in der Nacht zuvor das ARD-Nachtmagazin moderiert, über die Corona- und Weltlage informiert und war erst nach 2 Uhr im Bett. Trotz der Augenringe erkennt man ihn sofort. Nur den Anzug und die Krawatte hat der 54-Jährige gegen Jeans und Kapuzenpulli eingetauscht.
Er fährt zum Interviewtermin an der Gertrud-Lege-Grundschule in Neuschönningstedt mit einem blauen VW-Bulli mit bunten Blumen vor. Fast könnte man denken, dass der Tagesschausprecher jetzt den Fahrdienst der Schule übernimmt. „Die Blumen fanden meine Freundin und ich witzig“, sagt Thorsten Schröder. Überhaupt wird in dem zweistündigen Interview viel gelacht, auch über sich selbst kann sich Schröder amüsieren.
Thorsten Schröder auf Spurensuche in Reinbek
Er ist gekommen, um sich mit unserer Zeitung auf Spurensuche in seiner Heimat zu begeben. Der bekannte Journalist, Buchautor, Sprecher und Moderator ist nämlich „ein echter Reinbeker Jung“. „Mit der Gegend hier bin ich heute noch stark verbunden.“
Seine Mutter, die ihn 1967 im Reinbeker Krankenhaus zu Welt brachte, lebt noch in dem Haus am Kirschenweg, in dem er mit zwei älteren Schwestern aufwuchs. „Ab und an mähe ich für Muttern noch den Rasen“, erzählt er. Seine beiden Schwestern leben mit ihren Familien im benachbarten Glinde.
Nach mehr als 40 Jahren betritt er wieder die Grundschule am Querweg
Den Grundstein seiner Karriere aber legte Thorsten Schröder an der Neuschönningstedter Grundschule. Nach mehr als vier Jahrzehnten betritt er zum ersten Mal wieder die Gebäude am Querweg und ist erstaunt, dass doch noch vieles wie damals ist. „Irgendwo hier muss unser Klassenraum gewesen sein“, sagt er, als ihn Leiter Christian Naterski, stolz über soviel TV-Prominenz an seiner Schule, durch die Gänge führt.
Dass der kleine Thorsten mal ein bundesweit bekanntes Nachrichtengesicht werden würde, das hätte damals nicht einmal sein Lehrer Günter Weinke – eine Institution an der Schule -- vermutet. Zumindest hatte sein alter Lehrer das Thorsten Schröder Jahrzehnte später beim Plausch über den Gartenzaun gestanden. Günter Weinke lebt wenige Meter von der Schule entfernt.
Thorsten Schröder mochte Deutsch und besonders Sport
Eher zurückhaltend sei er als Kind gewesen, sagt Thorsten Schröder. Einer von der stilleren Sorte, der eher Deutsch als Mathe mochte und im Fach Sport glänzte. Sobald die Schule aus war, ging er am liebsten Fußballspielen – auf der Straße, in den Gärten der Nachbarkinder, auf dem Bolzplatz und beim FC Voran Ohe. „Meine Kindheit in Neuschönningstedt war glücklich – viel frische Luft, viele Kinder zum Spielen, viel Freiheit.“
Nur den Sonnabendnachmittag hielt sich schon der kleine Thorsten frei. Dann saß er vor dem Radio und lauschte gebannt den Fußballkommentatoren der Bundesligaspiele auf NDR 2. „Das fand ich spannend. So etwas wollte ich auch machen“, nimmt er sich früh vor.
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Nach dem Abitur folgte ein Studium der Volkswirtschaftslehre
Es folgt der Wechsel aufs Gymnasium nach Glinde. Hier sammelt er in der Theater-AG erste Bühnenerfahrung und überlegt kurzzeitig, als Schauspieler sein Geld zu verdienen. Doch statt der Aufnahmeprüfung an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, beendet er nach dem Abitur dann doch lieber das Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg.
Er wohnt weiterhin in Neuschönningstedt, pendelt hin und her und sammelt nebenbei bei der Glinder Zeitung erste journalistische Erfahrungen. Der Reinbeker merkt aber sehr schnell, dass Zeitung nicht sein Medium ist. Thorsten Schröder will weiter zum Radio, bewirbt sich beim Norddeutschen Rundfunk und bekommt seinen ersten Job – in der Poststelle. Langsam arbeitet er sich nach oben, wird Praktikant, dann freier Mitarbeiter und zum Schluss Volontär.
Seit 2004 ist Thorsten Schröder Sprecher der Tagesschau
Seine markante, sonore Stimme fällt auf. Sie eignet sich nicht nur zum Lesen der Einschlaflektüre seiner großen Schwestern, sondern auch für die beliebteste Nachrichtensendung der Deutschen – die Tagesschau. Seit 2007 Jahren erscheint der schlanke Mann mit den grauen, kurzen Haaren und blauen Augen nun regelmäßig zu den 20-Uhr-Nachrichten auf den Bildschirmen in deutschen Wohnzimmern.
Er ist sehr froh darüber, dass er hier und nicht auf der Theaterbühne gelandet ist. „Ich habe einen der schönsten und abwechslungsreichsten Berufe. Kein Tag ist wie der andere“, sagt Schröder, der sich selbst als „Nachrichtenjunkie“ bezeichnet.
Dass sein Kindheitstraum vom Fußballkommentator nicht wahr geworden ist, sei nur halb so schlimm. Dafür ist der bekennende FC St.-Pauli-Fan öfter mal im Stadion. Nur beim Fußballspielen hält er sich wegen seines Rückens eher zurück.
Der Nachrichtenmann ist ein erfolgreicher Triathlet
Stattdessen hat der wohl sportlichste aller Nachrichtensprecher das Laufen, Radfahren und Schwimmen für sich entdeckt. Thorsten Schröder ist ein erfolgreicher Triathlet, der bereits den anspruchsvollsten aller Wettkämpfe, den Ironman auf Hawaii (3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,19 Kilometer Laufen) erfolgreich absolviert hat.
Über den Weg dorthin und das zweijährige Vorbereitungstraining für den Langdistanztriathlon hat er sein drittes Buch „Mit jeder Faser“ geschrieben und viele sportbegeisterte Fans gewonnen. „In dem Buch ist auch ganz viel Biografie drin: meine Kindheit in Neuschönning-stedt, die Fußballzeit in Ohe oder das erste Erklimmen des Glinder Bergs mit dem Rad“, sagt Schröder.
Thorsten Schröder will 2022 noch einmal Ironman werden
Auf die Frage, wie man solche Distanzen durchhält, antwortet der Moderator knapp: „Alles Kopfsache“. Er hatte damit nie Probleme. „Viele, die scheitern, schauen auf die Kilometer, die noch vor ihnen liegen. Ich konzentriere mich auf das, was ich schon geschafft habe.“
Aktuell bereitet er sich auf den Langdistanztriathlon in Frankfurt vor. Sein großes Ziel im neuen Jahr ist das Ironman-Rennen im Oktober auf Hawaii. Fürs Training wird er dann wieder Radfahrten von bis zu fünf Stunden absolvieren müssen. Eine Strecke führt von seinem Wohnort Fuhlsbüttel über die Dörfer in Schleswig-Holstein bis in seinen Heimatort nach Reinbek Neuschönningstedt. „In den Kirschenweg einzubiegen, ist für mich wie nach Hause kommen.“