Reinbek. Drei Jahre mussten Schüler und Lehrer den Unterricht in Containern abhalten. Wie kommt das neue Gebäude an?

Schülergruppen laufen durch die Flure, Handwerker erledigen letzte Arbeiten, Lehrer packen Kartons aus: Wer am Montagvormittag das neue Schulzentrum am Mühlenredder in Reinbek betrat, der stieß auf jede Menge aufgeregte Gesichter. Denn auf diesen Tag haben Schüler und Lehrer lange gewartet. Nach drei Jahren Unterricht in Containern hat die Gemeinschaftsschule ihr neues Zuhause bezogen.

250 Schüler des fünften, zwölften und 13. Jahrgangs machten den Anfang. Bis Mittwoch sollen alle 830 Schüler und 75 Lehrer im neuen Gebäude sein. Ende Februar kommen noch Schüler und Lehrer der Förderschule Amalie-Sieveking-Schule dazu. Knapp 30 Millionen Euro hat die Stadt Reinbek für das Projekt in die Hand genommen, alles wurde energieeffizient saniert. Weil zu Beginn des Umbaus Asbestfasern im Gebäude gefunden wurden, mussten die Schüler Ende 2018 in Container umziehen.

Modernisiertes Gebäude gleicht einem Neubau

Doch die gehören nun der Vergangenheit an. Das modernisierte und umgebaute Gebäude gleicht einem Neubau – und der kommt bei Lehrern und Schülern richtig gut an. „Ich habe heute Morgen in viele leuchtende Augen geblickt“, sagt Dirk Böckmann, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Reinbek. Die Schüler wurden herumgeführt und haben ihre Klassenräume in Beschlag genommen.

Nach dem Kennenlernen des Gebäudes fanden auch schon die ersten Unterrichtsstunden statt. Bis alle sich hier zurechtfinden, wird es wohl noch eine Weile dauern. „Es ist ja doch ein sehr großes Gebäude, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Die ein oder andere Beschriftung fehlt noch“, sagt Böckmann über das etwa 10.000 Quadratmeter große Gebäude, in dem sich 45 Klassenzimmer und 13 Fachräume, dezentrale Lehrerstationen, Mensa, Aula und mehr befinden. Da kommen im Moment noch jede Menge Fragen auf: Wo sind Toiletten, Sekretariat, Fachräume? Trotzdem ist der Schulleiter durch und durch begeistert: „Alles ist neu und man fühlt sich einfach wohl. Hier ist so viel Licht und Raum und Luft.“

Besonderheit: Differenzierungsräume

Das Besondere sind aus seiner Sicht die sogenannten Differenzierungsräume, in denen Kinder und Jugendliche außerhalb des Klassenverbandes in kleinen Gruppen selbstständig arbeiten können. „Wir kommen ja immer mehr dahin, dass die Schüler selbst gesteuert lernen“, sagt Böckmann. „Früher haben Platz und Ruhe dafür oft gefehlt.“ Neue Unterrichtsmethoden erfordern eben auch neue Raumkonzepte.

Die Lehrerinnen Roula Tontou, Ramona Pihan und Lea Everding räumen die Küche im Lehrerzimmer ein.
Die Lehrerinnen Roula Tontou, Ramona Pihan und Lea Everding räumen die Küche im Lehrerzimmer ein. © Juliane Minow | Juliane Minow

Positiv ist auch der Eindruck der 19 Jahre alten Schülerinnen Hanna Busse und Finja Bauch. „Vorher gab es schlicht zu wenige Räume für zu viele Schüler“, sagt Hanna Busse. Jetzt gebe es nicht nur genug Klassenräume, sondern auch Zonen zum Arbeiten und Entspannen etwa für Freistunden. Besonders gefallen den Schülerinnen die Fachräume. „Die sind groß und gut ausgestattet, und es gibt Außenbereiche für Experimente“, sagt Hanna Busse. „Außerdem hat der Kunstraum verstellbare Tische“, sagt Finja Bauch. „Das ist auch praktisch.“

Schüler und Lehrer sind begeistert

Doch nicht nur praktisch ist das neue Schulzentrum, sondern auch optisch ansprechend. „Die runde Beleuchtung, die Farben, die Holzelemente – alles passt zusammen und wirkt offen und freundlich“, sagt Hanna Busse. Finja Bauch: „Die Räume sind hell und lichtdurchflutet. Mir gefällt, dass wirklich in allen Räumen Tageslicht ist.“

Lehrerin Lea Everding, die an der Gemeinschaftsschule Reinbek Deutsch und Geografie unterrichtet, hat den ersten Tag im neuen Schulzentrum als spannend erlebt. „Noch ist es ein bisschen chaotisch, aber insgesamt sind wir alle gut angekommen.“ Das Gebäude gefällt der Lehrerin aus Bergedorf richtig gut: „Es ist so schön hier. Die Farben, das Holz, es ist einfach schick. Ich bin aus meiner eigenen Schulzeit noch ganz anderes gewohnt.“ Am Montag hat sie selbst nicht unterrichtet, hat stattdessen geholfen, die Küche auszuräumen.

Die größte Herausforderung war die Pandemie

Umzugskartons ausräumen – damit werden die Lehrer wohl noch einige Wochen beschäftigt sein. Am Montag räumten die Lehrerinnen Eva Brandt und Esther Petersen den Kunstmaterialraum ein. Farben, Gips, Pinsel – all das will sortiert und verstaut werden. Die Lehrerinnen freuen sich jedenfalls sehr über das neue Zuhause der Schule. Die Innenarchitektur ist total schön, sind sie sich einig. Es sei einerseits hell und modern, andererseits gäben die Holzelemente dem Ganzen etwas Wohnliches.

Die Kunstlehrerinnen Eva Brandt und Esther Petersen räumen den Kunst-Materialraum ein.
Die Kunstlehrerinnen Eva Brandt und Esther Petersen räumen den Kunst-Materialraum ein. © Juliane Minow | Juliane Minow

Bis alles ganz fertig ist, ist noch einiges zu tun. „In den Freilernzonen müssen noch Möbel aufgestellt und einige Verschönerungsarbeiten ausgeführt werden“, sagt Schulleiter Böckmann. Die größte Herausforderung des Umbaus und Umzuges sei die Pandemie gewesen. „Gewerke und Arbeitstrupps sind ausgefallen. Bis gestern haben wir mit freiwilligen Helfern alles für die Schüler schön gemacht“, sagt der Schulleiter. Doch wenn er sich in den Räumen umschaut und in die Gesichter der Schüler und Lehrer guckt, dann ist für ihn ganz klar: Die Mühe hat sich gelohnt. Böckmann: „Es ist ein tolles Gesamtprojekt.“