Reinbek. Gleich zwölf Norwegische Waldkatzen sind in den vergangenen Tagen in der Tierherberge Einhorn gelandet. Die Betreiberin rätselt.
Sie sind äußerst intelligent und anhänglich, viel Bewegung und geistige Beschäftigung sind für Norwegische Waldkatzen jedoch ein absolutes Muss. Ist das der Grund, warum die Tierherberge Einhorn von Fundtieren dieser Rasse gerade regelrecht überschwemmt wird?
Karen Schönbrodt, Leiterin der ehrenamtlichen Einrichtung, steht vor einem Rätsel: „In den vergangenen zehn Tagen haben wir insgesamt zwölf Norwegische Waldkatzen aufnehmen müssen“, berichtet sie. „Ich habe keine Ahnung, was in Reinbek gerade los ist.“
Zwölf Norwegische Waldkatzen in der Tierherberge Einhorn
Zuerst war Hundehaltern an der Wohltorfer Straße ein unkastrierter Kater dieser Rasse zugelaufen, der noch zwei Halbstarke im Schlepptau hatte. Dann hatte ein Kleingartenbesitzer eine herumstreunende Norwegische Waldkatze bei der Tierrechtsorganisation abgegeben.
Kurz darauf wurde an der Grundschule Schönningstedt ein zugeklebter Umzugskarton gefunden: Darin steckte eine Katzenmutter mit ihren zwei etwa sieben Wochen alten Babys. Eine Rassekatze namens Chai wurde bei Einhorn abgegeben, weil die Halter mit ihr nicht zurechtkamen.
Und am Wochenende schließlich haben Unbekannte eine Reisetasche mit einem Weibchen und ihren vier Jungen über den Zaun der Tierherberge geworfen. Glücklicherweise blieben alle Tiere unverletzt.
Rassekatzen könnten im Internet teuer verkauft werden
„Es ist einfach unfassbar“, sagt Karen Schönbrodt empört. „Wir tun alles, damit es den Tieren bei uns gut geht, und die werfen sie einfach weg.“ Was sie nicht versteht: Es handelt sich um wertvolle Rassekatzen. „Selbst wenn jemand kein Herz für Tiere hat, kann er sie, bevor er sie aussetzt, teuer im Internet verkaufen“, sagt sie kopfschüttelnd.
Am Dienstag befanden sich alle Fundkatzen noch auf der Quarantänestation, die ersten Tierarzttermine sind für Mittwoch verabredet. „Alle werden nacheinander entwurmt, untersucht und kastriert“, erläutert die Leiterin der Reinbeker Tierrechtsorganisation. Einige der Stubentiger sind noch sehr scheu, verkriechen sich in ihren Transportboxen, andere wirken regelrecht verschmust, wie der schwarze Kater mit dem ausdrucksstarken Gesicht.
Norwegische Waldkatzen sind sehr gesellig
Chai fängt an zu fauchen, schlägt mit ihrer Tatze nach Karen Schönbrodt und duckt sich. „Sie hat Angst“, stellt die Tierschützerin verblüfft fest. Ihre Besitzer hatten sie zu Einhorn gebracht, weil die Katze ihr Frauchen angegriffen hatte. „Aber sie ist nicht aggressiv“, hat Karen Schönbrodt beobachtet. Die tierärztliche Untersuchung könnte vielleicht eine Erklärung liefern, beispielsweise Hormonstörungen.
Die Norwegische Waldkatze mit ihrem buschigen Schwanz und dem pinselartigen Fell, das aus ihren Ohren ragt, gilt ansonsten eher als ruhig und ausgeglichen. Gewöhnlich sei sie sehr menschenbezogen, auch Kindern und Hunden gegenüber sei sie freundlich. Die Waldkatzen sind nicht gern lange allein und sehr gesellig.
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Jungkatzen werden grundsätzlich nicht einzeln abgegeben
Jungkatzen gibt Einhorn allerdings grundsätzlich nicht einzeln ab, wie Karen Schönbrodt erklärt: „Genau wie Menschen brauchen sie für ihre Entwicklung Gleichaltrige, mit denen sie spielen können.“ Wer zwei Freigänger halte, brauche dafür nicht viel Platz in der Wohnung, wenn diese nur zum Fressen und Schlafen nach Hause kämen. Sie könnten ihren Bewegungsdrang auch draußen befriedigen. Einzelgänger gebe es unter den erwachsenen Katzen auch. „Wir haben nicht nur Norwegische Waldkatzen zur Auswahl“, betont Schönbrodt. Alle werden unter den richtigen Voraussetzungen vermittelt.
Interessenten für die Neuankömmlinge können sich ab Ende März unter Telefon 0171/536 06 31 melden. Dort sind auch Hinweise willkommen. Denn bei der Polizei war Karen Schönbrodt bisher nicht. „Damit eine Anzeige nicht im Sand verläuft, bräuchten wir konkrete Hinweise“, weiß sie aus Erfahrung. Unabhängig davon waren bei der Polizei Reinbek am Dienstag keine auffälligen Tierschutzdelikte in Sachen Katzen bekannt.