Barsbüttel. Willinghusener Bürgerverein muss aus Ex-Gaststätte im Dorfzentrum ausziehen. Noch haben die Ehrenamtler keinen neuen Treffpunkt.
Das Plakat steht noch neben dem Tresen. Es ist in Grün gehalten mit dem Hinweis auf einen Irish-Folk-Abend am 21. März 2020. Die Party fiel aus. Wenige Tage zuvor war Deutschland wegen der Corona-Pandemie in den Lockdown gegangen. Seitdem hat der Bürgerverein im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen keine Veranstaltungen mehr organisiert. Am 19. August geht es mit dem Klönschnack wieder los in der Ex-Kneipe „Willinghus“ im Dorfzentrum. Lange werden sich die Ehrenamtler dort nicht mehr aufhalten. Sie müssen am Jahresende raus aus den Räumen, die sie renoviert haben. Die Gemeinde lässt den Mietvertrag mit dem Eigner auslaufen. Zu hoch sind die Kosten. Eine neue Bleibe ist bislang nicht gefunden. Auch wenn sich eine Alternative anbietet, wundern sich Vorstandsmitglieder, dass die Sache nicht längst in trockenen Tüchern ist.
„Ich hätte mir gewünscht, dass die Politik auf uns zukommt“, sagt Klaus-Peter Leiste. Die Parteien entscheiden, ob ein Objekt angemietet wird und vor allem, wie viel das Kosten darf. Der 76-Jährige und seine Mitstreiter haben derzeit keine Planungssicherheit, funken deshalb SOS. Dass ihre Zeit in der früheren Gaststätte abläuft, war ihnen bewusst. Deshalb ist der zweite Vorsitzende Andreas Hamdorf auch nicht verbittert über den bevorstehenden Auszug. Er sagt aber: „Wir wollen in der bisherigen Form weitermachen.“ Beim Programm soll also nicht abgespeckt werden.
Bürgerverein hat 150 Mitglieder
Der im Februar 2016 gegründete Verein „Gemeinsam für Willinghusen“ verbessert das kulturelle Angebot im Ort, richtet zum Beispiel Wohnzimmerkonzerte und italienische Abende mit Parmesankäseessen aus. Nicht zu vergessen Open-Air-Live-Musik nach dem Vogelschießen. Dafür wurden Bänke und Tische angeschafft. Eine Pacht zahlt er nicht, koordiniert die Nutzung der früheren Gaststätte. Die Räume sind zugleich Jugendtreff, Ort von Erste-Hilfe-Kursen. Auch die Volkshochschule ist vertreten, die Polizeidirektion Ratzeburg war mit einer Präventionsveranstaltung zum Thema Einbruchschutz zu Gast.
150 der rund 2300 Einwohner Willinghusens sind im Verein organisiert, es gibt Familienmitgliedschaften. Er vermietet die Räume auch für Familienfeiern. Gläser, Besteck und eine Küche – es ist so ziemlich alles vorhanden. Einnahmen werden zudem durch den Getränkeverkauf generiert. Um Künstler zu bezahlen, reichen Hamdorf und seine Freunde bei Konzerten einen Hut für Spenden herum. Reicht das Geld nicht aus, zahlt der Bürgerverein die Differenz.
Das „Willinghus“ war als Übergangslösung gedacht. Es sollte von dort direkt in das neue Dorfgemeinschaftshaus neben dem Kunstrasenplatz des Willinghusener SC gehen. Leiste hat sich in Workshops eingebracht. Auch Ortsbeirat und Vertreter des Sportvereins saßen am Tisch. Entwickelt wurde ein Gebäude mit Satteldach und einer 850-Quadratmeter-Fläche. Aus dem Baubeginn 2019 wurde nichts. Barsbüttel hat 22 Millionen Euro Schulden. Die Summe wird sich erhöhen. Deshalb hat die Politik das Projekt bis 2024 zurückgestellt. Ob es dann angegangen wird, ist keineswegs sicher. Das ist der Grund allen Übels.
„Das Frustrierende ist die Kommunikation. Offenbar haben einige einen Plan, ohne es mit uns abgestimmt zu haben. Mein Wunsch ist, zusammen eine Lösung zu finden“, sagt Hamdorf. Die könnte die Rhabarberkate sein, ein ehemaliges Bauernhaus aus dem Jahr 1840, das renoviert wurde. Neben einer Wohnung sowie einem Coworking-Büro gibt es im Erdgeschoss einen 70 Quadratmeter großen Mehrzweckraum.
Bürgermeister trifft Eigner der Rhabarberkate am 10. August
Eigner sind Klaus Maak und seine Frau. Der 48-Jährige ist Vorstandsmitglied im Bürgerverein. Vor geraumer Zeit hat Bürgermeister Thomas Schreitmüller mit ihm geredet. Es ging auch um die Konditionen. Der Raum ist kleiner als das „Willinghus“, nicht so verwinkelt. „Die Wohnbebauung ist näher, wir können dort wohl nicht solche musikalischen Abende wie in der Vergangenheit anbieten“, sagt Hamdorf. Er sehe Probleme bei den Lagerungsmöglichkeiten und nennt die Bierzeltgarnitur. Eine Absage will er dem Standort nicht erteilen.
Der Ortsbeiratsvorsitzende Matthias Lange (CDU) sagt über die Rhabarberkate: „Lage und Ausstattung sind toll. Ich erwarte einen nahtlosen Übergang.“ Das Thema sei schon auf der politischen Agenda. Bürgermeister Schreitmüller sieht die Situation ebenfalls nicht dramatisch: „Es ist ja nicht so, dass keiner mit dem Verein in absehbarer Zeit gesprochen hätte.“ Am 10. August trifft sich der Verwaltungschef erneut mit Maak, dann soll es konkreter werden. Klaus-Peter-Leiste, der 2015 die Feier anlässlich des 777. Geburtstags Willinghusens mitorganisiert hat, blickt schon weiter voraus: „Ich wünsche mir, dass ich meinen 80. Geburtstag im neuen Dorfgemeinschaftshaus begehen kann.“